Umweltskandal oder Lappalie? Im Moos trat unkontrolliert Gülle aus

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Das steckengebliebene Fuhrwerk im Pollinger Moos.            © Privat

Ist es ein veritabler Umweltskandal oder lediglich eine Lappalie? Diese Frage stellt sich im Fall eines unkontrollierten Gülle-Austritts im Pollinger Moos. Von Seiten des Landratsamts geht man aktuell davon aus, dass „kein massiver Schaden“ entstanden ist. Die Ergebnisse von Wasserproben liegen allerdings noch nicht vor.

Es war wohl eher nicht als Freinachtscherz, sondern vielmehr als Ausdruck von scharfer Kritik zu verstehen: Die Rede ist von dem Plakat, das in der Nacht zum 1. Mai von Unbekannten nahe der Einfahrt zum Klostertorbogen in Pollings Ortsmitte aufgehängt wurde. „Biobauer, so eine Schand. Bist auch noch Vorstand vom Verband. Lässt nahe des Grabens Gülle ab, da machen alle Fische schlapp. Wir wünschen dem Sünder kleinere Maschinen, mehr Verstand und eine umweltfreundlichere Hand!“, stand auf dem Banner. Wer oder was damit gemeint war?

Es geht um Landwirt Stefan Mayr, den Vorsitzenden des Pollinger Wasser- und Bodenverbands. Der Ex-Gemeinderat war vor ein paar Wochen beim Gülleausfahren mit seinem Fuhrwerk steckengeblieben – ausgerechnet im ökologisch sensiblen Pollinger Moos auf einer Wiese südlich der Birkenallee.

Landwirt: „Austritt in den Graben war minimal“

Wie Mayr im Gespräch mit der Heimatzeitung berichtet, habe er versucht, Traktor und Güllefass mit der Differentialsperre aus der misslichen Lage zu befreien. Dabei sei ein Entwässerungshahn am Pumpwerk aufgegangen. Infolgedessen, so schildert es Mayr, sei Gülle ausgelaufen – auch in den entlang der Birkenallee verlaufenden Wassergraben: „Allerdings war der Austritt in den Graben minimal. Vielleicht waren es ein bis zwei Eimer.“ Nachdem ein anderer Schlepper das Fuhrwerk herausgezogen hatte, habe er die auf die Wiese ausgelaufene Gülle mit dem Frontlader abgetragen. Der Flurschaden, so beteuert Mayr, sei zudem unverzüglich von einem beauftragten Baggerbetrieb beseitigt worden.

Das ist Mayrs Version. Fotos, die der Heimatzeitung zugespielt wurden, lassen aber zumindest vermuten, dass etwas mehr Gülle als „ein bis zwei Eimer“ in den Graben gelaufen ist. In Polling ist hinter vorgehaltener Hand von einer „Umweltsauerei“ die Rede. Mayr, so heißt es, sei von anderen Landwirten sogar angeboten worden, die Gülle aus dem steckengebliebenen Fuhrwerk abzupumpen. Doch er habe lieber den Hahn aufgedreht.

Mayr: „Es ist ein Witz, was da abläuft“

Der Betroffene selbst spricht indes von persönlichen Animositäten gegen seine Person respektive Familie: „Es ist ein Witz, was da abläuft.“ Mayr verweist speziell auf drei Familien, die ein Problem mit ihm hätten, unter anderem ginge es dabei um den Bau seines Aussiedlerhofs im Norden von Polling: „Mir werden nur Prügel zwischen die Füße geschmissen.“

Doch wie sieht die momentane Faktenlage zum Fall nun konkret aus? Der Gülle-Austritt wird derzeit vom Landratsamt Weilheim-Schongau geprüft. Die Behörde wurde nicht von Mayr, sondern von Dritten informiert.

Landratsamt: „Offenbar doch nicht so schlimm“

Martin Mühlegger, Leiter des Sachbereichs „Wasserrecht“, spricht von einem „laufenden Verfahren“. Beweise für ein ordnungsrechtliches Vergehen lägen aktuell nicht vor: „Wir warten noch auf die Ergebnisse der Wasserprobe.“ Auch das Wasserwirtschaftsamt sei involviert. Die Behörde habe die Lage mit dem Landwirt bei einem Ortstermin erörtert.

Von der in Polling kolportierten „Umweltsauerei“ geht das Landratsamt derzeit nicht aus. „Es ist offenbar kein massiver Schaden am Gewässer entstanden“, erklärt Mühlegger: „Die Angelegenheit ist wohl glimpflich ausgegangen. Tote Fische wurden jedenfalls keine gefunden.“ Mühleggers – vorläufiges – Fazit: „Die Sache ist offenbar doch nicht so schlimm.“

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