iPad statt Tafelkreide: Alle Schulen bekommen jetzt „Digitalklassen“
Bereits seit einigen Jahren läuft am Penzberger Gymnasium das Pilotprojekt „Digitale Schule der Zukunft“. Nun sollen an allen weiterführenden Schulen des Landkreises einzelne Klassen ebenfalls mitmachen dürfen. Den Eltern der betroffenen Kinder drohen zusätzliche Ausgaben.
Landkreis – Für den Freistaat Bayern geht es weiterhin darum, Erfahrungen zu sammeln, welche Auswirkungen es konkret hat, wenn jeder Schüler mit einem Tablet oder einem Laptop ausgestattet ist. Beim Gymnasium in Penzberg sei man bislang sehr zufrieden mit der Arbeit in den Projektklassen, so der stellvertretende Kreiskämmerer Matthias Brugger bei der gemeinsamen Sitzung von Kreis- und Schulausschuss des Kreistags.
Daher sollen sich im nächsten Schritt nun an allen weiterführenden Schulen im Landkreis jeweils zwei Jahrgangsstufen am Projekt beteiligen dürfen. Der Freistaat stellt dabei Zuschüsse zur Verfügung. Das Prozedere sei folgendermaßen, führte Brugger aus: Die Schulen entscheiden, welche Klassen mitmachen. Zugelassen seien an den Gymnasien die Jahrgangsstufen 5 bis 10, an den anderen Schulen die Klassenstufen 5 bis 8. Anschließend müssen die Eltern der Kinder in den Projektklassen ein geeignetes Gerät anschaffen – allerdings erst, wenn die Förderrichtlinien feststehen. Zudem ist vorgesehen, dass die Schulen definieren, welche Kriterien die Geräte erfüllen müssen – beispielsweise das Betriebssystem. Anschließend können die Eltern einen Zuschuss von maximal 350 Euro für den Kauf beantragen.
Kosten für den Landkreis: rund 100 000 Euro pro Jahr
Auch der Landkreis muss für das Projekt viel Geld in die Hand nehmen. Denn er ist als Sachaufwandsträger der Schulen dafür verantwortlich, dass die technischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu gehört eine stabile und vor allem schnelle Internetleitung, aber auch ein WLAN, das wirklich im hinteren Eck des Klassenzimmers ankommt. Zudem müssen ausreichend Lademöglichkeiten für die Geräte der Schüler geschaffen werden und eine Möglichkeit, die Inhalte jedes Schülergeräts auf einen Großbildschirm im Klassenzimmer übertragen zu können. Der stellvertretende Kreiskämmerer bezifferte die Kosten, die allein durch das Pilotprojekt auf den Landkreis zukommen, auf rund 100 000 Euro pro Jahr.
Das Thema sorgte im Rahmen der Ausschusssitzung für einige Debatten. So kritisierte Maiken Winter (ÖDP/Raisting), dass die Nachhaltigkeit wieder einmal keine Rolle spielen würde. Sie vermutete, dass nur der Erwerb neuer Geräte vom Freistaat finanziell unterstützt werde und dass es keine Zuschüsse gebe, wenn ein ohnehin vorhandenes Gerät genutzt oder ein gebrauchtes erworben werde.
Zuschüsse für Benachteiligte, die Differenz nicht aufbringen können
Ob die Förderung gebrauchter Tablets bezuschusst werde, könne man erst sagen, wenn die Förderrichtlinie vorliege, antwortete Matthias Brugger. Weil sowohl Winter als auch Rüdiger Imgart (AfD/Weilheim) noch einmal gezielt nachfragen, kündigte er an, dass Familien, die das Geld für den Kauf des Geräts trotz Förderung selbst nicht aufbringen können, weitere Unterstützung bekommen sollen. Denn auskömmlich ist die Förderung des Freistaats nicht. In der Regel setzten die meisten Schulen darauf, dass die Schüler mit iPads arbeiten. Bei Hersteller Apple kostet das mit knappem Speicher ausgestattete Einstiegsgerät derzeit 429 Euro. Da ist allerdings noch keinerlei Schutzhülle enthalten. Konkret bedeutet das, dass die Eltern mindestens 100 Euro drauflegen müssen, wenn ihr Kind eine der Projektklassen besucht.
Am Ende wollten sich Kreis- und Schulausschuss allerdings nicht dem technischen Fortschritt verschließen und beschlossen einstimmig, von Seiten des Landkreises die benötigten Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.