Der große Spielplatz-Test mit Lea, Lukas und Jonathan
In Marnbach und Deutenhausen gibt es seit einigen Wochen eine Spielplatzrunde. Wir haben international erfahrene Tester gefragt, diese ausgiebig auszuprobieren.
Lea (4), Lukas (6) und Jonathan (7) aus Weilheim sind Spielplatz-Profis. Unzählige Klettergeräte, Rutschen und Schaukeln haben sie in ihren kurzen Leben schon getestet, in Bayern, Deutschland, im Ausland, in den Bergen und am Meer. Eine Spielplatzrunde, wie es sie so richtig fertig seit Ende März in Marnbach und Deutenhausen gibt, war aber noch nicht dabei. Also mit der Reporterin ab aufs Radl und von Station zu Station. Mal sehen, ob die Erlebnisrunde hält, was sie verspricht.
Wir starten am Gemeindehaus in Marnbach. Hier ist angrenzend zum Alten Schulhaus ein Kletterhaus mit Rutsche und eine Nestschaukel entstanden. Wappentier dieser Station ist das Eichhörnchen, das frech grinsend an einem Balken hinaufklettert. „Ich finde das ganze Haus toll“, sagt Jonathan und klettert auf die zweite Ebene. Vor allem die Kletterseile haben es ihm angetan. Hier kann er sich wie Tarzan entlanghangeln und seine Muskelkraft testen – sehr wichtig, wenn man sieben Jahre alt ist. Lukas sieht das genauso. „Man kann auch am Haus herumklettern, das gefällt mir.“ Die Schaukel interessiert die Buben nicht so, und auch die Rutsche ist ihnen „zu kurz“. Lea sieht das ganz anders. „Ich liebe die Schaukel.“ Und sie liebt das Kletterseil, mit dessen Hilfe man die Ebene der Rutsche erklimmen kann. Für sie reicht auch die Rutschenlänge völlig. Mit dem Haus muss sich Lea erst anfreunden, „weil ich mich noch nicht auf die Rutschstange traue“.
Klettern und verstecken
Um zur nächsten Spielstation zu gelangen, müssen wir nur ein paar Mal in die Pedale treten. Am Marnbacher Sportplatz hat der Verein „Erlebnisrunde Marnbach-Deutenhausen“ einen Sandkasten, ein kleines Klettertürmchen und Balancierbalken gebaut. Eine Eidechse aus Holz sonnt sich als Stationsmaskottchen auf dem Kies. Die kleinste aller Stationen scheint eher etwas für kleinere Kinder zu sein. Doch weit gefehlt: Alle drei Kinder turnen sofort auf den Holzbalken herum, erklimmen das Türmchen, verstecken sich darunter in einer kleinen gemauerten Grube. „Hier kann man Polizei und Gefängnis spielen“, sagen Jonathan und Lukas begeistert. Lea gräbt derweil im Sandkasten. „Und gleich verstecke ich mich in der Grube vor den Jungs.“

Nachdem Jonathan und Lukas Lea gefangen und verhaftet haben, geht es am Waldrand entlang weiter zu Station 3: Der Angerbach in Deutenhausen. Die Drei springen vom Rad und werden sofort von einem riesigen Fischmaul verschluckt. Natürlich nicht wirklich. Doch der riesige Holzfisch am Rande des Bachs, den die engagierten Eltern gemeinsam mit einem Künstler erschaffen haben, erinnert sehr an den biblischen Wal. Und wie Jonas im Alten Testament verschlingt er die drei Kinder mit einem Haps. Sie haben die höchste Freude daran, ins Maul hineinzulaufen, sich drinnen hinzusetzen, wieder hinauszusausen. „Der Fisch gefällt mir am allerbesten“, sagt Lea. Nach dem Fisch ist der große Anziehungspunkt natürlich der Bach, der über ein breites Kiesbett erreichbar ist –und so einladend ist. Leider haben wir keine Gummistiefel dabei. Jonathan sitzt auf einem Stein und träumt vom Sommer. „Hier kann man dann auf den Steinen rumklettern, kneippen. Und Bötchen fahren lassen.“

Zur vorletzten Station müssen wir Richtung Weilheim weiterradeln. Durch den Wald auf dem Weg in Richtung Weidenbach legen wir einige hundert Meter zurück, bis wir an Station 4 am Gögerl ankommen. Schattig ist es hier, wir ziehen lieber wieder unsere Jacken an. An heißen Sommertagen wird der Platz herrlich sein. Jonathan und Lukas stürzen sich sofort auf den Flying Fox, die Seilrutsche. Mit ihr sausen sie eine Holzplattform hinab. „Das ist das beste“, sind sie sich einig.

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Lea traut sich hier „ohne Mama“ noch nicht drauf. Umso faszinierter ist sie vom kleinen Teich, den die Ehrenamtlichen angelegt haben. Sie stochert mit Stecken darin herum, wirft Steine hinein. Auch hier wünscht man sich als Erwachsener, wasserdichte Kleidung eingepackt zu haben. Als Lea einen toten Frosch entdeckt und mit einem Stecken untersucht, sind Jonathan und Lukas sofort zur Stelle. „Am Teich kann man was erleben“, sagt Jonathan und angelt mit einem Ast nach dem Tier. Das ein paar Meter weiter ein riesiger Frosch aus Holz auf einem Gestell thront, interessiert die Drei scheinbar nicht. Die Kinder haben ihn wohl schon als dekoratives Wappentier dieser Station akzeptiert – und sehen ihn nicht als Klettergerüst.
Für die letzte Spielplatz-Station müssen wir schließlich die Deutenhausener Straße überqueren und auf der anderen Seite der Staatsstraße wieder zurück in Richtung Marnbach radeln. Bald entdecken wir schon von weitem die 5. Station: die Elefantensteine, eine Steinreihe zum Springen und Klettern.
Die Erlebnisrunde – Fakten
Die ganze Runde ist sieben Kilometer lang und als Halbtagesausflug am besten mit dem Fahrrad zu machen. Wer zu Fuß unterwegs ist, kann die Gögerl-Station weglassen und nur in den Dörfern unterwegs sein (insgesamt drei Kilometer, Parkplätze am Gemeindehaus). Jede Station ist aber auch für sich einen Besuch wert.
Wer unterwegs einkehren will, hält am Gasthof „Zum Stern“ in Deutenhausen oder steuert nach dem Flying Fox noch das naheliegende Wirtshaus am Gögerl in Weilheim an. Ein Geheimtipp ist der Wieshof in Marnbach. Vom Gemeindehaus aus sind es dorthin mit dem Radl nur ein paar Minuten in Richtung Hardtwald hinauf. Hier bietet Elisabeth Doll immer donnerstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr feinste selbstgemachte Kuchen und Kaffee an, außerdem gibt’s im Sommer Bauernhof-Eis aus Monatshausen.
Und noch etwas fällt den Kindern auf. Da sitzt eine große Katze auf einem Holzbalken und schaut genau in unsere Richtung. Ein Tiger? Ein Löwe? „Der schaut so echt aus“, sagt Lea ein bisschen angespannt. Als wir ankommen, rufen die Kinder hellauf begeistert: „Ein Luchs!“ Der Künstler, der alle Stationstiere geschaffen hat, hat hier etwas ganz Besonderes aus Holz geschnitzt. Der Luchs sitzt da wie ein echter, die Pinselohren hat er aufmerksam aufgestellt. Lea, Jonathan und Lukas kriegen sich in die Haare, wer zuerst auf Ludwig sitzen darf – so heißt er für die Drei ab sofort. Sie streicheln ihn und betasten immer wieder seine tollen Ohren. „Er sieht so schön aus“, sagt Lukas.

Erst nach intensivem Spiel mit dem Holzluchs springen die Drei von Stein zu Stein – während die Reporterin es sich auf der Himmelsliege bequem macht und die Sonne genießt. Am idyllischsten Fleck der Erlebnisrunde endet unser Test. Es könnte ein neuer Lieblingsplatz werden – für Erwachsene und Kinder.