Heuer fuhren wieder nächtliche Festwochen-Busse – Das sagen Bürgermeister aus Kemptens Umland
Heuer standen wieder offizielle Festwochenbusse für die Heimreise von der Allgäuer Festwoche in die Dörfer zur Verfügung. So beurteilen Bürgermeister den Service.
Kempten/Oberallgäu – Wie gelange ich nachts sicher von der Allgäuer Festwoche nach Hause? Es ist ein Thema, das die Menschen im Allgäu bewegt. Nachdem es im Jahr 2023 keine offiziellen Festwochenbusse in die Umlandgemeinden gegeben hatte und einzelne Orte selbst einen Bus-Service auf die Beine gestellt hatten, fuhren heuer mit finanzieller Beteiligung der Landkreise Ost- und Oberallgäu wieder Festwochenbusse in die Dörfer. Dort ist man froh und dankbar, manches sorgte für Stirnrunzeln.
Kempten/Oberallgäu – Neben den innerstädtischen Spätbuslinien gab es an den Festwochen-Tagen sieben verschiedene Bus-Richtungen mit jeweils mehreren Stopps im Angebot: Obergünzburg (Zusatzlinie 1), Wildpoldsried/Haldenwang (2), Immenstadt/Niedersonthofen (3), Petersthal/Wertach (4), Altusried/Kimratshofen (5), Buchenberg/Weitnau (6) und Dietmannsried/Reicholzried (7). Um jeweils 22.20 Uhr, 23.20 Uhr und 0.20 Uhr starteten die einzelnen Busse an der ZUM.
„Die Allgäuer Festwoche ist etwas Besonderes für die Region“, findet Roland Helfrich, Bürgermeister aus Betzigau. Er begrüßt, dass es den Heimfahrservice wieder gegeben hat und dass sich der Landkreis an den Kosten beteiligte.
Auch Dietmannsrieds Bürgermeister Werner Endres zeigte sich zufrieden, dass das Angebot wieder bestand. Der Gemeindechef äußert aber auch Kritik: „Leider sind die Nachtbusse nicht zu allen drei Zeiten in unsere Ortsteile gefahren.“ Manche Gemeindeteile oder Ortschaften waren auf dem Nachtbus-Fahrplan mit einem Sternchen markiert. Es zeigte an, dass dieser Busstopp lediglich um 0.20 Uhr, also auf der letzten der drei Fahrten, angesteuert wurde. Dazu zählten zum Beispiel Hochgreut, Niedersonthofen oder Weitnau, Schrattenbach und Reicholzried.
Kritische Anmerkungen zu den Festwochenbussen 2024
Endres bemängelt außerdem, dass die Fahrgäste den ganz normalen Fahrpreis – in Dietmannsried 5,38 Euro – zahlen mussten. Seiner Meinung nach könnte man mit einem Kombiticket, das etwa für 11,50 Euro Eintritt samt Hin- und Rückfahrt beinhaltet, den ÖPNV für Ab- und auch für die Anreise attraktiv machen. Er sprach sich im Hinblick auf „lange Kassierzeiten im Bus“ für die Rückkehr des einstigen „Busbändels“ aus. Endres hatte im Vorjahr den Wunsch geäußert, frühzeitig über die Planungen zu den Nachtbussen informiert zu werden. Das sei nicht geschehen.
Das Problem, dass nicht alle Stopps zu jeder Zeit angefahren wurden, kritisiert auch Weitnaus Bürgermeister Florian Schmid. Linie 6 nach Westen fuhr zu den beiden frühen Zeiten nur bis Buchenberg und erst um 0.20 Uhr bis nach Weitnau. „Auf dem Rückweg wäre eine Schleife über das Wengener Tal wünschenswert gewesen“, so Schmid mit der Begründung, dass Bevölkerungsschwerpunkte in Kleinweiler und Wengen wohnen. Aber er findet es „super“, dass überhaupt ein Bus gefahren ist.
Von einem Bürger aus Altusried ist ebenfalls Dankbarkeit zu vernehmen über das Angebot. Das Problem, dass der Bus generell nur bis Kimratshofen rollte und Frauenzell und die folgenden Gemeindeteile außen vor blieben, kenne man schon die letzten 20 Jahre. Dieses Jahr hätten sich aber mehr junge Leute aus Kostengründen den Festwochenbus gespart und Fahrgemeinschaften gebildet, auch aus Altusried selbst.
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Deutschlandticket im Festwochenbus gültig
Kosten- und Nachfragegründe hatten im Jahr 2023 zur Streichung der Festwochenbus-Linien geführt. 2024 teilten sich die Stadt Kempten und die Landkreise Ober- und Ostallgäu den Zuschuss dann prozentual auf, wie KVB-Geschäftsführer Thomas Kappler erläutert. Die Kemptener Verkehrsbetriebe waren dieses Jahr zum ersten Mal im Boot. „Wir haben den Mona-Tarif angewandt, weil wir im gleichen Zuge die ganzen Zeitkarten anerkannt haben“, erläutert er. Somit konnten die Festwochenbesucher auch das Deutschland-Ticket oder ein Monatsticket nutzen.
Die für das Busangebot anfallenden Kosten, die nicht über den Ticketverkauf gedeckt wurden, teilen sich Kempten und die zwei Landkreise anteilig auf. „Die Fahrgeldeinnahmen kommen den Zahlenden zugute“, so der Geschäftsführer, der sich ebenfalls ein Kombiticket inklusive Eintritt für einen schnelleren Ablauf wünscht. Alle Busgäste ohne Zeitkarte mussten händisch abkassiert werden. Gewisse Verzögerungen räumt der Bus-Experte ein, doch sie seien dank Dispoteam mit vier mobilen Verkaufsgeräten „im Rahmen geblieben“.
Was die Andienung der Ortsteile anbelangt, so habe man sich am Konzept von 2022 orientiert. Die Busse der einzelnen Linien mussten rechtzeitig wieder zurück an der ZUM sein, sodass manche Ziele erst bei der letzten Fahrt angefahren werden konnten. „Einen weiteren Bus muss halt jemand bezahlen“, so Kappler, der bittet, sich bei diesem Thema an den Landkreis zu wenden; ebenso in puncto Informationsfluss.
Beim Landratsamt kümmert sich Rafael Pfister als Sachgebietsleiter um den ÖPNV und die Schülerbeförderung. Erst im Mai sei damals die endgültige Entscheidung im Gremium gefallen, erklärt er. Zu den Festwochenbussen im kommenden Jahr werde man die Bürgermeister frühzeitig in Kenntnis setzen. Der Landkreis habe im Haushalt bereits Gelder vorgesehen. Die finanzielle Situation sei angespannt, dennoch hält man es im Oberallgäu für wichtig, dass „es ein rudimentäres System gibt, das die Menschen nach Hause bringt“.
Festwochenbusse wichtiger Bedarf
Pfister nennt die Personalsituation als Faktor für die erst spät angefahrenen Ortsteile. „Die Fahrten in der Nacht sind anstrengend, am nächsten Tag stehen die Fahrer dann nicht zur Verfügung.“ Aber man habe die Wünsche der Bürgermeister für das nächste Jahr im Kopf. „Wir sehen die Busse als wichtigen Bedarf des Landkreises und der Stadt an“, so der Sachgebietsleiter, der sich auch gegenüber einem Kombiticket offen zeigt. „Momentan ist der Plan, das Konzept so zu gestalten, wie letztes Jahr, und die offenen Punkte abzuarbeiten.“
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