Wer hat‘s erfunden? Der Bichlmeier! Kamerakran geht auf Poinger zurück
Bei der Fußballeuropameisterschaft sind sie bei Fernsehübertragungen wieder im Einsatz: Kamera-Leichtkräne hinterm Tor. Der Erfinder dieser Konstruktion lebt in Poing und heißt Klaus Bichlmeier.
Poing – Eine Begegnung im Jahr 1995 war der Auslöser für die Erfindung. Klaus Bichlmeier lernte den Kameramann Gogol Lobmayer kennen, der gerade seinen Film „Faszination Natur“ abgedreht hatte. Lobmayer erzählte, dass das Mitnehmen eines 500 Kilogramm schweren Kamerakranes das größte Hindernis und sehr beschwerlich gewesen sei. Bichlmeiers Reaktion: „Ich baue dir einen mit 25 Kilo Gewicht.“

Gesagt, getan. So entstand der leichteste Kran – aus Flugzeugteilen. Bichlmeier, Flugzeugbauer und auch Filmemacher, verwendete eine Alu-Titan-Legierung, „die auch die NASA verwendet, um sich möglichst leicht im Weltraum bewegen zu können“, wie der Konstrukteur erzählt.
Ein halbes Jahr nach dem Prototyp, der zehn Kilogramm wog und für den Bichlmeier nur eine Woche Bauzeit benötigte, baute er einen Kran mit längeren Maßen für die Übertragung von Fußballturnieren.

Mittlerweile ist Klaus Bichlmeier 77 Jahre alt, lebt in Poing (Kreis Ebersberg) und freut sich, dass seine Erfindung bis heute im Einsatz ist. Wie jetzt bei der Fußball-Europameisterschaft. Die erste Sportveranstaltung mit seinen Kamerakränen sei die Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich gewesen. Damals stand Oliver Kahn im Tor der deutschen Nationalmannschaft, hinter ihm der Kamerakran.

„Der Leichtkran wurde ein Riesenerfolg“, erzählt Klaus Bichlmeier. Er konnte überall mitgenommen und eingesetzt werden, bei Produktionen von Fernsehfilmen und Reisedokumentationen (ARD, ZDF, VOX-Tours) sowie bei Livekonzerten von Musikbands. Aufgrund des großen weltweiten Erfolgs habe er sich damals entschieden, den Kran mit Patenten an die Münchner Firma Movie-Tec zu verkaufen.
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Bis heute ist Klaus Bichlmeier mit seiner eigenen Kamera (ohne Kran) unterwegs und produziert Filme. Manche seiner Dokumentationen zeigt er in unregelmäßigen Abständen beim Seniorennachmittag der Gemeinde Poing. Wie zuletzt eine Doku über den verstorbenen Schlagersänger Rex Gildo. Seine Filmvorführungen reichert er stets mit interessanten und witzigen Anekdoten an. „Ich werde filmen, bis ich in die Holzkiste falle“, sagt der 77-Jährige und schmunzelt.