Zorneding findet keinen Wirt

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 „Wenn wir das Ganze 2016/2017 durchgezogen hätten, hätte es vielleicht geklappt“, sagt Zornedings Bürgermeister Piet Mayr über die Suche nach einem Pächter für die verwaiste Sportgaststätte. © Artist S.ROSSMANN

Die seit Jahren verwaiste Gaststätte am Sportplatz bereitet der Gemeinde Sorgen. Eine Sanierung könnte teuer kommen. Die Kommune ist selbst Eigentümer. Nun werden steuerliche Fragen geprüft.

Zorneding - Die Küche ist verlassen, Schränke wurden abgebaut, an den Zapfhähnen stand schon lange keiner mehr. Im großen Gastraum sind die Stühle gestapelt, die Tische zusammengeschoben. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie, also seit 2020, ist die Gastronomie am Sportplatz in Zorneding verwaist. Pläne für eine neue Nutzung der Immobilie, die der Gemeinde gehört, gibt es. Doch die liegen derzeit auf Eis.

Sanierung wird teuer

Die Sanierung allein für die Wirtschaft könnte deutlich mehr als eine Million Euro kosten. Zudem müssten aktuell steuerliche Fragen geklärt werden, sagt Bürgermeister Piet Mayr. „Da sind wir dran.“ Grundsätzlich steht jedoch eine energetische Sanierung des gesamten Gebäudes an. „Das muss auf jeden Fall gemacht werden.“ Dafür müssten etwa 1,2 Millionen Euro veranschlagt werden. Diese Zahlen wurden schon 2022 genannt.

Die Stühle im Gastraum für rund 100 Personen sind hochgestellt, die Tische zusammengeschoben.
Die Stühle im Gastraum für rund 100 Personen sind hochgestellt, die Tische zusammengeschoben. © Artist S.ROSSMANN

Wendepunkt Corona

Bis Corona war im Sportheim eine gut gehende griechische Gaststätte untergebracht. Daran erinnern noch Poster an der Wand im Treppenhaus. Seitdem ist die Gastronomie geschlossen. Die Räume mit Platz für rund 100 Gäste müssten grundlegend saniert werden. Das Gebäude wurde 1984 errichtet. In den vergangenen Jahren sei immer etwas gemacht worden, sagt der Bürgermeister. Solange der Restaurantbetrieb lief, gab es einen Bestandsschutz. Der gilt inzwischen nicht mehr. „Vieles entspricht nicht mehr den Vorschriften.“ Das betrifft vor allem die Küche, die Schankanlage und die Kühlung. Aber auch in anderen Bereichen wie der Elektrik zeigt sich dringender Handlungsbedarf.

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Im Gebäude gibt es noch weitere Räume, die von den oben genannten Problemen laut Bürgermeister nicht betroffen sind. An der Sportplatzseite ist der Eingang zu den Duschen und Umkleidekabinen des TSV, der im Haus auch seine Geschäftsstelle hat. Weitere Nutzer sind die Edelweißschützen, die Trachtler und der Burschenverein.

Neues Konzept

Die Kommune habe sich einen Spezialisten geholt, der ein Konzept für eine neue Nutzung erarbeitete, sagt Mayr. Dieses sollte als Basis für eine Rentabilitätsprüfung und die daraus folgende Pachtberechnung und Pächtersuche dienen. „Dieses Konzept dient nur als Vorschlag. Wenn ein künftiger Pächter eigene Ideen hat, dann gerne“, betonte André Younes vom Bauamt gegenüber den Gemeinderäten vor zwei Jahren. Die Vorstellung des Konzepts wurde damals durchaus kritisch gesehen. Nebenaspekt: Am vorgestellten Farbkonzept schieden sich die Geister: zu kühl, zu steril, fanden die einen, sehr modern, urteilten die anderen. Die Pläne für eine Bar wurden septisch gesehen.

Bis die Corona-Pandemie ausbrach, war im Sportheim eine gut gehende griechische Gaststätte untergebracht.
Bis die Corona-Pandemie ausbrach, war im Sportheim eine gut gehende griechische Gaststätte untergebracht.  © Artist S.ROSSMANN

Die Gemeinde machte sich auf die Suche nach einem Pächter. Die schlug jedoch trotz verschiedener Maßnahmen fehl, wie der Bürgermeister einräumt. Gründe könnten nach seiner Ansicht Corona sowie der aktuelle Arbeitskräftemangel sein. Und: Wenn die Gemeinde sehr viel Geld in die Gastronomie stecke, müsse auch eine entsprechende Pacht verlangt werden. „Wenn wir das Ganze 2016/2017 durchgezogen hätten, hätte es vielleicht geklappt.“ Das sei aber seine persönliche Meinung, so Mayr.

Allein der Ort reicht nicht.

Grundsätzlich sieht der Bürgermeister in der Gaststätte Potenzial. Ein Pluspunkt sei vor allem die große Terrasse, die derzeit als Tribüne genutzt wird. Das neue Angebot müsste jedoch Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung anziehen. „Allein der Ort reicht nicht.“

Im Haus befindet sich noch einen kleine „Wohnung“, die jedoch weder über eine Dusche noch eine Toilette verfügt. Das ist eigentlich nur ein Schlafraum, der früher vom Wirt genutzt wurde. Eine Unterkunft für Obdachlose sei das nicht, macht der Bürgermeister schon mal fest. Was mit dem Zimmer künftig geschehen soll, ist noch nicht klar.

Abgebaute Schränke stehen im Zornedinger Sportheim, noch ist unklar, wie es hier weitergeht.
Abgebaute Schränke stehen im Zornedinger Sportheim, noch ist unklar, wie es hier weitergeht. © Artist S.ROSSMANN

Es gibt noch eine weitere Variante. Der TSV könnte die Räume als Vereinsheim nutzen. „Der Verein würde es gerne nehmen“, erklärt Mayr. Auch andere Organisationen sollten beispielsweise hier ebenso Feiern oder Veranstaltungen abhalten können. „Das wäre dann eine Regelung wie in der Sporthalle“, so der Bürgermeister. Der TSV sei federführend, andere Vereine müssten eine Nutzung abstimmen. Für diesen Ansatz könnte sich eine einfachere, kostengünstigere Lösung auftun, was die Sanierung und die Küche angeht. Eben keine Vollgastronomie. Denn für diese würden ganz andere Vorschriften gelten, betont Mayr.

Offene Fragen

Über diesen Ansatz wird derzeit verhandelt. Die Gemeinde will durch eine Nutzung des Sportheims keinen Gewinn „einstreichen“, sie will aber auch keinen Verlust machen. In diesem Zusammenhang gibt es eine Reihe offener Fragen, vor allem steuerlicher Natur. „Die Gemeinde und der TSV haben den gleichen Steuerberater“, sagt der Bürgermeister. Der Gemeinderat sei informiert. Der müsse auch letztendlich entscheiden. Grundsätzlich sieht der Rathauschef jedoch Einschränkungen bei einer möglichen Umsetzung eines wie auch immer gearteten neuen Konzepts für das Sportheim. Denn auch im Zornedinger Rathaus herrsche aktuell Personalmangel. Und es stünden eine Reihe notwendiger Projekte an.

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