Diamante Hochzeit: Aus Kontrolle wurde Liebe
Alles begann mit einem bürokratischen Akt. Aber aus Kontrolle wurde Liebe. Jetzt feierten Eva und Hansjörg Stenzer Diamantene Hochzeit. „Ich hatte großes Glück, diesen Mann kennengelernt zu haben“, sagt Eva Stenzer und fügt verschmitzt hinzu: „Oder auch umgekehrt.“
Grafing/Ebersberg - Eva Müller, so ihr Mädchenname, arbeitete als Pelznäherin in München. Wegen einer Allergie erkrankte sie und wurde arbeitsunfähig geschrieben. Ihre Familie war aus Schlesien geflüchtet und hatte in Berganger und Gailing eine neue Heimat gefunden. Die Akte zur Betreuung von Eva Müller wurde von der AOK München an die Verwaltungsstelle in Ebersberg weiter geleitet. Und dort kam sie zu Hansjörg Stenzer, der in der Kreisstadt im Büro der Krankenkasse arbeitete. Er musste, wie damals üblich, prüfen, ob die junge Frau während ihrer Krankschreibung auch wirklich zu Hause war.
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Ein „besonders schwere Fall“
In diesem „besonders schweren Fall“ seien einige Hausbesuche nötig gewesen, berichtet Stenzer heute humorvoll. Das Paar schaut sich in die Augen und berührt sich liebevoll. Das erste Treffen war im Sommer 1957. „Es wurde bereits auf den ersten Blick eine Flamme entzündet, die schließlich in einer ehrenvollen Liebesbeziehung mit Happy End mündete.“ Am 29. August 1964 wurde standesamtlich und kirchlich in Ebersberg geheiratet. Das Hochzeitmahl feierte das Paar beim Grandauer in Grafing. Gut ein Jahr später kam Tochter Petra zur Welt. Enkel Sebastian wurde im April 2000 geboren.

Eva Stenzer wurde 1935 in Dürr-Kunzendorf in Schlesien geboren. Sie mussten zusammen mit ihrer Mutter und zwei Brüdern im März 1945 vor den Sowjets fliehen. In der alten Heimat hatte die Familie eine Wagnerei und Landwirtschaft. Eva orientierte sich nach ihrer Krankheit beruflich neu, besuchte die Handelsschule, wurde Angestellte und war später bis zur Rente als Datenerfasserin in Heimarbeit tätig.
Ehrenamtliches Engagement
Hansjörg Stenzer wurde 1935 in München geboren, wuchs in Ebersberg auf, absolvierte die Oberrealschule in Grafing und die Handelsschule. Er machte bei der AOK Karriere, ging 1996 als Oberamtsrat und Leiter der Geschäftsstelle Ebersberg in den Ruhestand. Zudem engagierte sich Stenzer ehrenamtlich. Er war unter anderem 43 Jahre ehrenamtlicher Richter in der Sozialgerichtsbarkeit, davon 23 Jahre beim Bayerischen Landessozialgericht. Zudem war er Vorstandsmitglied bei verschiedenen Vereinen und Organisationen, Gründungsmitglied des Vhs-Fördervereins und Mitglied des Ebersberger Stadtrats. Sein Hobby ist die Fotografie. Er dokumentierte auch die offizielle Feier mit der Kamera. Das Paar unternahm gemeinsam Reisen nach Italien, Österreich oder die Schweiz.
In guten und in schlechten Zeiten
„Wir haben versprochen in guten und in schlechten Zeitenz, und das galt auch“, sagt Stenzer. „Wir haben immer zusammengehalten.“ Inzwischen sitzt Eva Stenzer nach gesundheitlichen Problemen in Rollstuhl und lebt im Pflegestern Grafing. Ihr Mann hütet das Haus in Ebersberg, besucht aber seine Frau täglich.