19-Jähriger angeklagt: „Sie stecken gerade richtig tief im Dreck“ – Richterin fällt nur noch Arrest ein

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Das Amtsgericht Wolfratshausen verurteilte einen Geretsrieder wegen Hehlerei – weitere Ermittlungen gegen den 19-Jährigen laufen. © Archiv

Ein Geretsrieder Wiederholungstäter sorgt für Ratlosigkeit im Gericht. Er wird wegen Hehlerei zu vier Wochen Dauerarrest verurteilt.

Wolfratshausen/Geretsried– Der Angeklagte sorgt für Ratlosigkeit. „Mir fällt nichts ein“, gibt Jugendgerichtshelfer Andreas Dlugosch zu verstehen, dass er der Richterin dieses Mal keinen Vorschlag machen kann, wie die Straftat des 19-jährigen Geretsrieders am besten zu ahnden sei.

Vier Vorstrafen, gesammelt in vier Jahren, bringt der junge Mann mit in die Verhandlung: Zuletzt war er im Frühjahr dieses Jahres wegen unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln sowie einer verbotenen Waffe zu zwei Wochen Jugendarrest verdonnert worden. Nun kamen vier Wochen Daueraufenthalt im Jugendknast hinzu, weil er der Hehlerei in Tateinheit mit Betrug schuldig gesprochen wurde.

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Im Mai vorigen Jahres hatte der Beschuldigte gemeinsam mit einem Freund in einem Juweliergeschäft in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs Goldmünzen verkauft und dafür 9539 Euro erhalten. „Das sind unsere“, hatten die Zwei dem Ankäufer erklärt. Tatsächlich handelte es sich um Diebesgut. Der mitangeklagte Freund, ein 17-jähriger Schüler aus Geretsried, hatte die Münzen seinem Vater entwendet, der sie von einer Tante geerbt hatte.

Den Diebstahl habe ich allein begangen“, beteuerte der Schüler. Seinen Kumpel habe er erst später eingeweiht. „Die Sachen zu verkaufen, war auch meine Idee.“ Vom Erlös hatten sie direkt zwei iPhones und ein Mofa gekauft und rund 800 Euro für diverse Taxifahrten ausgegeben. Lediglich 1700 Euro konnte die Polizei bei der Festnahme der Täter noch beschlagnahmen.

Richterin rüffelt den Angeklagten

„Ich habe mich mitziehen lassen. Ich hätte davon ausgehen können, dass es einen Haken hatte. Ich habe nicht nachgedacht“, erklärte der 19-Jährige. „Dafür sind Sie bekannt, dass Sie nicht nachdenken, bevor sie etwas anstellen“, rüffelte die Richterin. „Sie stecken gerade richtig tief im Dreck“, hielt sie dem jungen Angeklagten vor, auf den bereits ein weiteres, viel größeres Verfahren wartet.

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Deshalb durfte er auch nicht auf Milde hoffen, im Gegensatz zu dem Freund, der neben ihm auf der Anklagebank saß. Zwar war auch dieser kein unbeschriebenes Blatt, allerdings wähnt Jugendgerichtshelfer Dlugosch den 17-Jährigen „auf einem wirklich guten Weg“. Sein Verfahren wurde eingestellt, als Gegenleistung muss er 24 Stunden soziale Dienste ableisten.

„Mir fällt nichts ein“

„Ich hoffe, dass ich sie hier nicht wiedersehen muss“, gab die Jugendrichterin dem Schüler mit auf den Weg. Eine weitere Begegnung mit dem anderen Angeklagten wird ihr hingegen wohl nicht erspart bleiben. Gegen den 19-Jährigen wird wegen zahlreicher weiterer Straftaten ermittelt. „Mir fällt nichts ein außer Arrest“, räumte Richterin Friederike Kirschstein-Freund ein, dass ihr Repertoire an erzieherischen Maßnahmen in seinem Fall ausgeschöpft war.

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