Wo droht Gefahr? Stadt will Wohngebiete besser vor Fluten schützen - mit Aufklärung und Daten
Es kann überall passieren - das macht Sturzfluten so unberechenbar. Die Stadt Wolfratshausen möchte nun das Risiko für die einzelnen Wohngebiete identifizieren.
Wolfratshausen - Man muss es nicht so drastisch formulieren, wie Dr. Manfred Fleischer. Was Sturzfluten sind, fasste er aber doch recht präzise kürzlich in einer Sitzung des Stadtrats zusammen. „Man kann nicht nur unterm Berghang absaufen. Das kann einem auch auf der Ebene gelingen.“ Wo diese Gefahr droht, und wie wahrscheinlich sie ist, das möchte die Stadt nun herausfinden.
„Kann überall passieren“: Stadt will Wohngebiete besser vor Fluten schützen - mit Aufklärung und Daten
Vor Jahren schon machte der Stadtrat erste Schritte in diese Richtung. „Wir waren die erste Kommune in der Region, die ein Sturzflut-Risikomanagement erstellt hat“, sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner. Dieses nahm den Altstadtbereich am und unter dem Bergwald in den Fokus. Wie berichtet wünschten sich einige Wolfratshauser auch Daten für ihre Wohngebiete. Allen voran der Waldramer Wolfgang Saal, der Vorsitzende der Siedlungsgemeinschaft, forderte Fakten. „Das wirkt alles so weit weg, aber es kann überall passieren“, sagte der Waldramer im Vorfeld der Sitzung. Und: „Die Stadt soll nicht jedes Wohnhaus sichern, das müssen die Anwohner selbst. Aber die Informationsgrundlage kann von der Kommune kommen.“
Wolfratshausen will Infos auftreiben: Wo drohen Sturzfluten?
Grünen-Rat und Referent für Umwelt und Klima, Dr. Hans Schmidt, konkretisierte, was ihm vorschwebt: „Es geht darum, die Bereiche zu identifizieren, die gefährdet sind.“ Außerdem könne die Kommune Bürgern Maßnahmen empfehlen. „Die können wir nochmal alle durchdeklinieren.“ Liste-Wor-Stadtrat Fleischer sah es ähnlich. „Es ist wichtig zu sensibiliseren“ – im Altstadtbereich, aber auch die Bürger in Farchet, Weidach und Waldram.
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Statt sofort ein Büro zu suchen, das ein Konzept erstellen soll, schlug er eine Zwischenlösung vor. Bis Mai 2025 könne die Stadtverwaltung Daten sammeln und mit anderen Kommunen abgleichen. Die Mitarbeiter sollen „Vorerhebungen für ein Konzept“ durchführen. Dazu zählt auch, dass Angebote und Leistungen von infrage kommenden Fachbüros verglichen werden sollen. Außerdem sollen die Beamten herausfinden, ob es Förderprogramme für solche Analysen gibt, die finanzielle Erleichterungen versprechen.
Hochwasser und Sturzfluten: Stadt will Fakten sammeln, wo Gefahren drohen
Bürgermeister Klaus Heilinglechner und der Stadtrat stimmten Fleischers Vorschlag zu – einstimmig. Heilinglechner sagte: „Wir sind das den Bürgern in allen Ortsteilen schuldig. Sensibilisieren ist bei dem Thema wichtig.“ Die Verwaltung hatte in der Tischvorlage der Sitzung eine Stellungnahme geschrieben. Der ist zu entnehmen, dass „einige Stadtteile“ bei Starkregenereignissen vor „besonderen Herausforderungen“ stehen. „In diesen Gebieten gibt es zum einen keine Niederschlagskanalsysteme, die das Wasser gezielt ableiten können.“ Außerdem ist die Hochwassergefahr in bebauten Bereichen höher, weil weniger Regenwasser im Boden versickern kann. Wie teuer ein neuerliches Konzept wird, konnte die Verwaltung im Vorfeld genauso wenig sicher prognostizieren wie eine mögliche Förderung durch Freistaat oder Bund.