„Es kann überall passieren“: Wo drohen Sturzfluten? In Wohngebieten gibt es noch keine Daten
Das Risiko von Sturzfluten in den Wohngebieten wurden noch nicht intensiv untersucht. Wolfgang Saal möchte sich und andere schützen. Er fordert Infos.
Mit Fluten kennt man sich in Wolfratshausen doch aus. Man weiß, dass Isar, Loisach und der Kanal viel abfangen. Auch Wolfgang Saal dachtem, einiges zu wissen über Hochwasser und Schutz davor. Dann hat er sich über neue Wetterphänomene informiert.
Die Wahrheit ist: Er weiß wenig. Und Saal weiß immer noch deutlich mehr als der Großteil der Wolfratshauser. Denn Sturzfluten sind ein Wetterphänomen, auf das kaum jemand vorbereitet ist. Dieser Aspekt des Katastrophenschutzes wurde für die Altstadt und den Bergwald jahrelang untersucht. In einer Analyse hat das Büro Sweco besonders anfällige Gebiete ausgemacht. Saal will mehr: Er fordert eine Analyse für die Wohngebiete in der Stadt. Und er hofft auf einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft.
Waldramer will Informationen: Hochwasser kann in Wohngebieten große Schäden anrichten
Sturzfluten werden durch den Klimawandel häufiger und gefährlicher. Sie entstehen durch extrem viel Niederschlag in kurzer Zeit. Anders als bei landläufigem Starkregen zieht die Gewitterwolke aber nicht weiter, sondern regnet sich lokal leer. Die Folge: Kanalsysteme versagen, Gullys laufen über, Keller überschwemmen, auf den Straßen bilden sich reißende Bäche. Die Bilder kennt man aus dem Fernsehen, aus dem Ahrtal etwa oder in diesem Herbst aus Spanien. „Das wirkt alles so weit weg, aber es kann überall passieren“, weiß Saal.

Bei einem Starkregen im Sommer liefen auf einmal in Icking die Keller und Straßen voll. Vor ein paar Jahren löste sich nach heftigem Unwetter im Wolfratshauser Bergwald eine Mure und wurde von den Fluten in die Marktstraße gerissen. „Ich will keine Angst schüren, das wäre nicht hilfreich“, sagt Saal. Aber der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Waldram möchte Bewusstsein dafür schaffen, dass die Einschläge im Klimawandel näher kommen und häufiger werden. „Ich glaube, den meisten ist die Gefahr nicht so wirklich bewusst.“
Einschläge kommen häufig näher: Mehrere Fälle in Vergangenheit
Saal hat sich eingearbeitet. Viele Quellen hat ein durchschnittlicher Otto Normalbürger dafür nicht – Saal geht‘s genauso. „Es gibt im Bayern-Atlas im Internet ein paar Ansichten.“ Online kann man – wenn man sich geschickt anstellt – anhand eines Modells sehen, an welchen Stellen Überschwemmungen wahrscheinlicher sind als an anderen. Die Karte zeigt auch mögliche Fließrichtungen der Fluten. Durch ganz Waldram zieht sich in dieser Ansicht ein roter Strich. Auch die Margeritenstraße in Farchet mit ihrer dichten Besiedelung und den Wohnblocks ist ein einziger roter Strich. Rot ist schlecht, rot bedeutet Überschwemmungsgefahr. Betroffen wären Wohnhäuser, Museum und Schule. In anderen Wohngegenden sieht die Lage ähnlich aus. In allen Ortsteilen gibt es gefährdete Gebiete. Saal reicht diese Info noch nicht. „Das sind nur ganz grobe Modelle.“
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Waldramer will vor Fluten schützen: Dafür braucht es Infos
Saal sieht es so: Wenn Eigentümer konkret sehen könnten, welche Gefahren möglich sind, sind sie eher bereit Maßnahmen zu ergreifen, die Geld kosten. Der Waldramer selbst hat erste Schutzmittel gekauft. Für seine Kellerfenster hat Saal jetzt Neopren-Matten, die dafür sorgen sollen, dass kein Wasser in den Keller eintritt. Das ist nötig, obwohl 35 Zentimeter zwischen Straße und Fenster liegen. Vielleicht macht es Sinn, stärker geschützte Fenster zu kaufen. Saal ist Überzeugungstäter, aber bevor er einen vierstelligen Betrag pro Fenster ausgibt, möchte er wissen, worauf er sich einstellen muss. „Die Stadt soll nicht jedes Wohnhaus sichern, das müssen die Anwohner selbst. Aber die Informations-Grundlage kann von der Kommune kommen“, sagt Saal. „Eigentümer sollten in die Lage versetzt werden, Maßnahmen zu ergreifen.“
Links im Internet: Stadt gibt Infos
Die Stadt informiert auf ihrer Internetseite. Sie verweist auf verschiedene Behörden, die allgemeine Risikokarten zur Verfügung stellen, man findet dort Verhaltenstipps bei Hochwasser und einen Link zu einer Checkliste zum Hochwasserschutz. In der kommenden Sitzung des Stadtrats am Dienstag, 17. Dezember, könnte das Gremium darüber abstimmen, ob sie eine Analyse für die Wohngebiete erstellen lassen möchte.