„Wirst uns immer ein Vorbild bleiben“: Letzte Ehre für Altlandrat Manfred Nagler

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Den Gottesdienst in der vollbesetzten Thanninger Pfarrkirche St. Peter und Paul hielten Pater Bimo Wibowo und Diakon Walter Herholz. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Eine große Trauergemeinde nahm am Samstag in der Thanninger Kirche St. Peter und Paul Abschied von Manfred Nagler. Der Altlandrat war am vergangenen Montag im Alter von 85 Jahren gestorben.

Thanning - Die Plätze in der Thanninger Kirche reichten für die Trauergemeinde nicht aus. Viele waren gekommen, um Altlandrat Manfred Nagler die letzte Ehre zu erweisen. Darunter war der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber, zahlreiche amtierende und ehemalige Bürgermeister aus dem ganzen Landkreis, Kreisräte, Landrat Josef Niedermaier und Vertreter der Vereine, in denen Nagler über Jahrzehnte wirkte. Deren Fahnenabordnungen umrahmten den Altarraum.

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Nagler liebte die Natur und das Brauchtum

Den Gottesdienst hielten Pater Bimo Wibowo  und Diakon Walter Herholz. Auf das Leben ihres Vaters ging Tochter Barbara ein. Ein kommunikativer Mensch sei ihr Vater gewesen, einer, der sich engagierte. Das lag wohl auch in seiner Kindheit begründet, denn durch den Tod seines eigenen Vaters im Krieg sei er ein Einzelkind geblieben. Dennoch sei seine Kindheit wunderschön gewesen – beim Hüten der Kühe oder beim Baden in der Isar. „Nur in der Schule hat er der Oma einigen Kummer bereitet. Darum war er bei seiner Nachkommenschaft dann sehr nachsichtig bei Verweisen“, sagte seine Tochter. Sie berichtete, wie er seine Frau Karin kennengelernt hatte, von seiner Zeit als Lehrer und als Schulleiter. In Thanning sei er „sofort bestens integriert gewesen“. Schließlich seien seine Talente als Lehrer gebraucht worden – als Souffleur bei den Theaterspielern oder auch als Gemeindeschreiber. Nur gegen eines habe er sich gesträubt. Anders als seine Lehrer-Vorgänger habe er nicht die Kirchenorgel spielen wollen. Generell sei ihr Vater aber ein sehr gläubiger Mensch gewesen, der die Natur liebte, Tradition und Brauchtum und gerne malte.

Die Wolfratshauser Gebirgsschützenkompanie gab zu Ehren des Verstorbenen drei Salutschüsse ab.
Die Wolfratshauser Gebirgsschützenkompanie gab zu Ehren des Verstorbenen drei Salutschüsse ab. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Viele Redner würdigten Naglers Engagement

Naglers Wirken und sein Engagement wurde in zahlreichen Redebeiträgen nach dem Gottesdienst gewürdigt. Für Eglings Bürgermeister Hubert Oberhauser war sein Vor-Vorgänger ein „kommunalpolitisches Schwergewicht und ein Vorbild“. 24 Jahre habe er die Geschicke von Thanning und schnell auch von der Großgemeinde Egling gelenkt. „Er war ein Visionär, ein Vordenker.“ Er habe aus sieben Ortsteilen eine Einheit geschweißt. „Und er hat früh erkannt, wie notwendig Umwelt- und Naturschutz sind“, sagte Oberhauser. „Ich persönlich werde manchen Ratschlag von ihm vermissen, und ich vermisse auch meinen Jagdreviernachbarn.“ Es sei unmöglich, alle Verdienste Naglers zu beschreiben. „Wir verneigen uns vor seiner Lebensleistung.“

 Im Mittelpunkt seines Handelns stand immer der Mensch

Der Landkreis nehme „tieftraurig, aber mit großer Dankbarkeit“ Abschied von seinem Altlandrat, sagte Josef Niedermaier. „Er hatte eine Vision und eine klare Vorstellung, wie die Zukunft gestaltet werden soll.“ Nagler habe – auch über Widerstände hinweg – das Fundament für eine moderne Verwaltung gelegt. „Auf diesem Fundament dürfen wir gestalten.“ Nagler habe die Stelle eines Wirtschaftsförderers geschaffen und die Grundlage für ein solides Abfallwirtschaftsunternehmen geschaffen. „Er hat die Sparkassen zu einem starken öffentlichen Kreditinstitut zusammengeführt.“ Für ihn persönlich sei Nagler immer „ein väterlicher Freund“ gewesen, sagte der Landrat. „Unsere Gespräche werden mit abgehen. Manfred, du wirst uns immer ein großes Vorbild bleiben.“

Zahlreiche Trauergäste erwiesen dem Altlandrat am Samstag die letzte Ehre. Statt um Blumen bat die Familie um Spenden für den Isartalverein.
Viele Trauergäste erwiesen dem Altlandrat die letzte Ehre. Statt um Blumen bat die Familie um Spenden für den Isartalverein. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Naglers Ratschläge waren geschätzt

Für die CSU würdigte der stellvertretende Kreisvorsitzende Werner Weindl die Leistungen Naglers. 16 Jahre lenkte er als Chef die Geschicke des Kreisverbands. „Er war ein ständig erreichbarer Ansprechpartner, seine Ratschläge waren geschätzt.“ Nagler sei ein Politiker gewesen, „der beispielgebend sein sollte. Im Mittelpunkt seines Handelns stand immer der Mensch“, sagte Weindl. Er habe sich um alle Anliegen gekümmert, die großen und die kleinen. „Und er traute sich auch, neue und manchmal unpopuläre Wege zu gehen.“ Später habe sich dann gezeigt, dass dies genau richtig war. „Ich persönlich bin ihm dankbar, dass er mir gerade am Anfang meiner Dienstzeit den richtigen Weg aufgezeigt hat“, sagte der Lenggrieser Altbürgermeister.

16 Jahre war Nagler Präsident des Landesverbands für Gartenbau und Landespflege. „Während seiner Amtszeit stieg die Anzahl der Mitglieder kontinuierlich an“, sagte der amtierende Präsident Wolfram Vaitl. Besonders wichtig für die Zukunft des Verbands sei die Intensivierung der Jugendarbeit gewesen. „Wir sind ihm zu größtem Dank verpflichtet. Ich bin stolz, ihn gekannt zu haben.“ Auch der VdK Egling wird sein Ehrenmitglied vermissen, betonte Vorsitzender Max Hartl. Gerne habe Nagler Erlebnisse und Episoden vorgetragen. „Seine Geschichten werden uns für immer fehlen.“

Thanninger Vereine nehmen Abschied

Im Namen der Thanninger Vereine nahm Paul Miller, Vorstand des Trachtenvereins Wendlstoana, Abschied. „Mitglied, Förderer, Gönner, Macher“ – all das sei Nagler gewesen. Wann immer es ihm möglich gewesen sei, sei er zu Sitzungen und Versammlungen gekommen. „Seine große Leidenschaft hat dem Trachtenverein gehört“, so Miller. Zudem sei Nagler ein „ehrenhafter Gebirgsschütze“ gewesen, sagte später am Grab Rainer Lorz, Hauptmann der Wolfratshauser Kompanie, die Salut schoss. „Er war ein Vorbild für alle, ein leidenschaftlicher Verfechter der Tradition, der stets für die Werte unserer Heimat eintrat.“ Naglers weiser Rat und seine „unerschütterliche Stärke werden uns fehlen“, so Lorz.

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Ein letztes Hallali gab es von der Jagdhornbläsergruppe der Jagdkreisgruppe Wolfratshausen. „Wir verlieren einen wunderbaren Menschen“, sagte Vorsitzender Heinz Repert am Grab. Nagler habe sich stets für den Schutz der Schwächeren und der Natur eingesetzt. „Beides hat viel gemeinsam. Beides erfordert Empathie.“

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