„Solche Dinge machen die Lebensqualität aus“: Gemeinde rettet ihre Poststelle

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Freuen sich darüber, dass die Post in Hohenpeißenberg gerettet ist: (v.l.) Thomas Dorsch, Cornelia Zerhoch, Silvia Schäfer und Hans Oberbauer. © Ralf Ruder

Dass Poststellen auf den Dörfern geschlossen werden, ist inzwischen traurige Normalität. Um ein Haar hätte dieses Schicksal auch die Post in Hohenpeißenberg ereilt. Die Schließung konnte in letzter Sekunde verhindert werden.

Hohenpeißenberg – Die Würfel waren schon gefallen, der Entschluss war gefasst, sogar die Kündigung war schon bei der Post angekommen. Hans Oberbauer, der Leiter der Poststelle in Hohenpeißenberg hatte die Nase voll. „Ich wollte zum Ende des Jahres aufhören“, sagt er. Er steht zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen Cornelia Zerhoch und Silvia Schäfer im Büro neben dem Schalterraum und berichtet davon, wie es in letzter Sekunde gelungen ist, dass die Post dem Dorf noch erhalten bleibt.

Vor etwa 25 Jahren hat Hans Oberbauer die Filiale in Hohenpeißenberg übernommen. Die sei von Anfang an keine Goldgrube gewesen, erinnert sich der Leiter: „Sie hat noch nie viel abgeworfen“, sagt Oberbauer. Er habe schon länger nur deswegen weitergemacht, damit es noch eine Poststelle in Hohenpeißenberg gebe.

Inhaber hat jahrelang draufgezahlt

Oberbauer und seine Kolleginnen Silvia Schäfer und Cornelia Zerhoch konnten den Betrieb nur deshalb so lange aufrecht erhalten, weil der Post-Betreiber für seinen Broterwerb eine Firma für Leitungsbau in Hohenpeißenberg hat. Weil ohnehin jemand im Büro sitze, sei es dann auch möglich gewesen, die Post-Kunden mitzubedienen. Und die beiden Frauen, die schon viele Jahre für Oberbauer arbeiten, haben auch das nötige Quäntchen Idealismus, um den Post-Betrieb all die Jahre am Laufen zu halten.

Doch irgendwann hatte das Trio genug: „Wir haben jetzt jahrelang quasi draufgezahlt“, sagt Oberbauer: „Ich war so ein Patriot, dass ich nicht wollte, dass Hohenpeißenberg ohne Post dasteht.“ Doch schließlich habe es ihm gereicht. „Das kannst du bis zu einem gewissen Punkt machen, dann geht es nicht mehr“, sagt Oberbauer.

Schweren Herzens habe er den Entschluss gefasst, die Poststelle in Hohenpeißenberg aufzugeben, habe die nötigen Schritte in die Wege geleitet. „Dann habe ich dem Bürgermeister die Hiobsbotschaft überbracht.“ Dieser sei nicht begeistert gewesen, erzählt Hans Oberbauer: „Er hat gesagt, so geht das nicht.“ Es gehe ja nicht nur um die Infrastruktur, sondern auch um die Arbeitsplätze und die Anlaufstelle für die Menschen im Dorf. „Hier bist Du auch Psychologe und Sozialarbeiter“, erzählt Silvia Schäfer und auch Cornelia Zerhoch weiß, wie wichtig das persönliche Gespräch ist.

Nicht nur Poststelle, sondern auch sozialer Treff

„Für mich gehört eine Post zu einem Ort“, sagt Dorsch: „Solche Dinge machen für mich die Lebensqualität in einem Dorf aus.“ Es sei nicht nur, dass in der Post Pakete, Postkarten und Briefe aufgegeben würden, die Poststelle habe auch eine soziale Funktion: „Hierher kommen die Leute auch zum Ratschen. Das Analoge ist heutzutage so wichtig“, sagt der Bürgermeister: „Für mich war klar, die Post muss gerettet werden.“

Es stand fest, wenn es weitergehen sollte, dann muss die Sache für den Pächter finanziell lukrativer werden. Dorsch hat sich an die Post gewandt. Diese hat zwei leitende Angestellte nach Hohenpeißenberg geschickt. Sie seien begeistert gewesen von der Hohenpeißenberger Post, die noch ausschaut, wie eine Post vor 25 ausgesehen hat. „Sie haben gesagt, das ist etwas ganz Besonderes und dass es so etwas heute gar nicht mehr gibt“, erzählt Dorsch. Zusammen mit Oberbauer habe er deutlich gemacht, wie wichtig die Post für Hohenpeißenberg ist.

Gemeinderat stimmte für Rettung

Die beiden leitenden Angestellten seien sehr entgegenkommend gewesen und hätten schließlich angeboten, Oberbauer finanziell ein wenig entgegenzukommen. Dann ging die Angelegenheit in den Gemeinderat. Das Gremium stimmte dafür, der Post künftig finanziell noch mehr unter die Arme zu greifen, als das in den vergangenen Jahren ohnehin schon der Fall war. „Die Post gibt mehr und wir geben mehr“, sagt Dorsch. Und damit war klar, dass die Hohenpeißenberger Poststelle gerettet ist.

Der Gemeinderat habe vor der Entscheidung schon darüber diskutiert, ob das die Aufgabe einer Kommune sei, Einrichtungen wie die Post finanziell zu unterstützen und am Laufen zu halten, sagt Dorsch: „Die Leute müssen wissen, manche Sachen gibt es bloß noch, wenn man als Gemeinde eingreift.“

Die Freude über die Rettung ist groß in Hohepeißenberg. Sie hätten nur gute Rückmeldungen bekommen, erzählen die Drei von der Poststelle. „Die Leute freuen sich, dass wir weitermachen.“

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