Seit Donnerstagabend gilt im Trinkwasserversorgungsgebiet in Peißenberg ein Abkochgebot. Der Grund: Bei einer routinemäßigen Untersuchung wurden zwei Bakterienstämme festgestellt. Bei den zuständigen Gemeindewerken wird nun mit Hochdruck an einer technischen Lösung für die Chlorung gearbeitet.
Peißenberg – Am Donnerstag um 12.45 Uhr ging bei den Peißenberger Gemeindewerken eine unerfreuliche Nachricht ein: Bei einer turnusmäßigen Untersuchung der Trinkwasserqualität wurde eine Kontamination mit Keimen festgestellt – wenn auch nur eine „sehr, sehr geringe“, wie Stefan Ziegler, der Vorstand der Gemeindewerke auf Nachfrage der Heimatzeitung berichtet. Es war sozusagen bereits die „B-Probe“. „Wir wollten absolut sichergehen“, erklärt Ziegler.
Am Nachmittag wurde in Kooperation mit dem Gesundheitsamt die weitere Vorgehensweise festgelegt und danach die Öffentlichkeit informiert – vor allem Arztpraxen, Seniorenheime und Schulen. „Wir haben bei der Reaktionszeit rausgeholt, was rauszuholen war“, betont Ziegler. Die Keimbelastung resultiert sehr wahrscheinlich aus den Starkregenfällen respektive Überschwemmungen in den vergangenen Wochen. Durch die nassen Böden, so erklärt es Ziegler, beschleunige sich die Sickergeschwindigkeit des Wassers in die tieferen Untergrundschichten. Das Wasser könne deshalb nicht mehr so gut gefiltert werden. „Der Klimawandel mit den zunehmenden Starkregenfällen wirkt sich an der Stelle eben negativ aus“, analysiert der Chef des Kommunalunternehmens.
Der Klimawandel mit den zunehmenden Starkregenfällen wirkt sich an der Stelle eben negativ aus.
Die Trinkwasserversorgung ist für die Gemeindewerke eine klassische Kernaufgabe der Daseinsvorsorge. Entsprechend ernst geht man mit dem Thema um. Aber warum wurden dann nicht gleich nach Beginn der Starkregenfälle Proben gezogen? „Es gab eigentlich keinen Anlass dafür“, sagt Ziegler. Bereits 1999 im Zuge des Pfingsthochwassers musste im Peißenberger Trinkwassersystem gechlort werden. Damals stand aber die gesamte Brunnenanlage an der Böbinger Ammerbrücke unter Wasser. Leichtere Überschwemmungen, so Ziegler, habe es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben – ohne Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität. „Wir werden aber aus der Sache lernen und adäquat reagieren“, kündigt Ziegler an. Im Subtext heißt das: Bei Starkregenfällen wird künftig wohl auch außertourlich beprobt.
Im schlimmsten Fall kann es zu Durchfall oder Magenverstimmungen kommen
Der Werkleiter räumt ein, dass die Angelegenheit „unangenehm“ ist. Allerdings: „Panikmache wäre völlig übertrieben.“ Von vier Probenentnahmen habe sich nur in einer eine Kontamination gezeigt. „Auf einer Petrischale waren nur zwei schwarze Punkte zu sehen“, erklärt Ziegler. Nachgewiesen wurden laut Florian Kusterer vom Gesundheitsamt sogenannte Indikatoren-Keime, aber nicht direkt Krankheitserreger.
Für Leute mit intaktem Immunsystem sollte die Keimbelastung deshalb wohl kein Problem sein. Im „ungünstigsten Fall“, so schreiben es die Gemeindewerke in einer Pressemitteilung, treten Durchfall oder eine Magenverstimmung auf. Dennoch: Es bleibt laut Kusterer eben eine „Restunsicherheit“. Es sei eben nicht komplett auszuschließen, dass sich doch Krankheitserreger im Wasser befinden: „Es gilt bei der Keimbelastung der Grenzwert null.“
Die Gemeindewerke haben deshalb die Maschinerie hochgefahren. Bereits am Donnerstag wurde eine Fachfirma hinzugezogen, der Chlorprozess begann am Freitagvormittag. „Drei bis vier Tage braucht es dann bis sich eine entsprechende Konzentration im gesamten Leitungsnetz ausgebreitet hat“, erklärt Ziegler.