Ein Bericht des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament zeigt gravierende Mängel in der Verteidigungsfähigkeit des Landes auf. Laut „BBC“ zeigt das Papier, dass Großbritannien nicht in der Lage sei, sich effektiv gegen Angriffe zu verteidigen. Besonders die Verpflichtungen aus Artikel drei der Nato, der die Widerstandsfähigkeit gegen bewaffnete Angriffe sicherstellen soll, würden nicht erfüllt.
Der Ausschuss kritisiert, dass die Labour-Regierung bei der Umsetzung von Verteidigungsmaßnahmen „im Schneckentempo“ vorankomme. Es fehle an einem klaren Plan, um sowohl das eigene Land als auch die Überseegebiete zu schützen. Auch integrierte Luft- und Raketenabwehrsysteme seien kaum vorhanden, berichtet der „Telegraph“.
„Wir werden nicht verhindern, dass Raketen euch treffen“
Während der elfmonatigen Untersuchung besuchte der Ausschuss mehrere Nato-Standorte in Europa und befragte Experten sowie Militärchefs. Professor Peter Roberts vom Royal United Services Institute erklärte gegenüber den Abgeordneten, dass die Bevölkerung über die Risiken aufgeklärt werden müsse.
„Es gab keinen politischen Willen, die schwierigen Entscheidungen zu treffen oder ehrlich zur Öffentlichkeit zu sein und zu sagen: ‚Wir werden nicht verhindern, dass Raketen abgefeuert werden und euch treffen. Einige von euch werden sterben, Krankenhäuser werden zusammenbrechen, und ihr werdet ohne Nahrung, Wasser, Abwasserentsorgung und Strom dastehen.“, so seine dramatische Einschätzung.
Ex-Armeechef sieht „Weckruf“
Auch General Lord Dannatt, ehemaliger Chef der britischen Armee, äußerte sich besorgt. Er bezeichnete den Bericht als „Weckruf“ und forderte sofortiges Handeln. Seiner Meinung nach habe Großbritannien seit dem Ende des Kalten Krieges zu viele Risiken eingegangen und sei nun in einer gefährlichen Lage angesichts der Bedrohung durch Russland.
Probleme bei Personal und Ausrüstung
Die britischen Streitkräfte kämpfen zudem mit erheblichen internen Problemen. Die Armee ist mit rund 70.000 Soldaten so klein wie seit den Napoleonischen Kriegen nicht mehr. Die Royal Navy leidet unter einer schlechten Einsatzbereitschaft ihrer Schiffe, insbesondere bei den U-Booten. Auch die Sicherheit militärischer Einrichtungen steht in der Kritik: Im Juni konnten Mitglieder einer als Terrorgruppe eingestuften Vereinigung in eine Luftwaffenbasis eindringen und Schäden in Millionenhöhe verursachen.
Regierung verspricht Besserung
Die Regierung kündigte an, die Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Laut dem „Telegraph“ plant Verteidigungsminister John Healey den Bau neuer Waffenfabriken an 13 Standorten im Land. Diese sollen bereits im nächsten Jahr mit der Produktion beginnen. Zudem versprach das Verteidigungsministerium, die größten Investitionen in die Streitkräfte seit dem Kalten Krieg fortzusetzen, um die Sicherheit Großbritanniens zu gewährleisten.
Trotz dieser Ankündigungen bleibt die Kritik laut. Der Ausschuss fordert mehr Tempo und klare Prioritäten bei der Umsetzung der Maßnahmen, um das Land besser auf zukünftige Bedrohungen vorzubereiten.