Mehr als 56.000 Delegierte: Brasilien richtet zweitgrößten Klimagipfel der Geschichte aus
16.05 Uhr: Mit mehr als 56.000 angemeldeten Delegierten ist die COP30 in Belém bislang die zweitgrößte Klimakonferenz der Geschichte – trotz der Abwesenheit der USA, Afghanistan, Myanmar und San Marino. Mit diesen vorläufigen Zahlen liegt die COP30 vorerst auf Platz zwei der größten COPs, hinter der COP28 in Dubai mit 80.000 Teilnehmern.
Mit 3805 Teilnehmern stellt Gastgeber Brasilien die größte Delegation, gefolgt von China, Nigeria, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo. Deutschland ist mit 162 Delegierten vertreten und rangiert auf Platz 32 der Länder mit den meisten Teilnehmern. Die deutsche Delegation ist kleiner als in den Vorjahren. Wie Carbon Brief von der COP berichtet, nehmen erstmals mehr als 5.000 Personen virtuell an den Gesprächen teil.
Einmal durch den Dschungel: Aktivisten-Schiff erreicht COP30
Dienstag, 11. November, 11.24 Uhr: 3000 Kilometer per Schiff von den Anden bis in den Amazonas: So sind mehr als 60 indigene Aktivistinnen und Aktivisten zur Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém gereist. „Wir sind in Ecuador gestartet und dann nach Peru, Kolumbien und Brasilien gereist, um die verschiedenen Realitäten der Gebiete in diesem fragilen Ökosystem, dem Amazonas, kennenzulernen und zu verstehen“, erzählt der Aktivist Leo Cerda bei der mit bunten Flaggen und kämpferischen Schlachtrufen begleiteten Ankunft der „Amazon Flotilla“ am Hafen von Belém.
So unterschiedliche ihre Hintergründe sind, haben alle eine gemeinsame Mission, wie die Aktivisten betonen: Klimagerechtigkeit könne es nur geben, wenn die Ausweitung der Ölförderung gestoppt werde und indigene Völker, die den Regenwald schützen, direkt und effektiv finanziell unterstützt würden.
„Die derzeitige Klimafinanzierung ist ein Labyrinth, das darauf ausgelegt ist, uns scheitern zu lassen“, kritisiert Katty Gualinga aus Ecuador. Während in reichen Industrieländern weiter Subventionen für fossile Brennstoffe flössen, „werden wir aufgefordert, den Planeten ohne Ressourcen zu retten“.
Das Wichtigste vom ersten Tag der Weltklimakonferenz
22.50 Uhr: Die Welt blickt nach Belém: Am ersten Tag der COP30 ging es nicht um lange Debatten, sondern um klare Signale, Umsetzung und Druck auf die großen CO2-Emittenten – und auf die Klima-Leugner.
- Agenda fix: Überraschend schnell wurde die Tagesordnung verabschiedet, ohne die üblichen Verzögerungen durch Länder, die erst Zeit schinden wollen. Der Trick: Brasilien hatte die Delegierten schon am Vortag eingeladen. Einige Punkte, etwa Klima-Finanzierung und der Übergang von fossilen Energien, brauchen noch Feinschliff.
- Eröffnung: COP30-Präsident André Corrêa do Lago macht Belém zur „COP der Wahrheit“. Schluss mit endlosen Reden – jetzt zählt Umsetzung.
- Stimmen der Betroffenen:
- Tuvalu: "Die US-Politik und deren Klimaleugnung ist beschämend"
- Pakistan: "Die Klimakrise ist größte Menschenrechtsverletzung unserer Zeit"
- US-Abwesenheit: Keine Regierungsvertreter, kaum Medien – ein deutliches Signal.
- Offene Aufgaben: Klimafinanzierung sichern, Energiewende beschleunigen, fossile Brennstoffe konsequent abbauen, sich um die Klima-Anpassung kümmern. Also fast alles, was auf der großen Hausaufgaben-Liste der COP-Verhandler steht.
PS: Falls Sie die Pressekonferenzen nicht live verfolgt haben: Die COP in Belém startet als „Wald-COP“, „Umsetzungs-COP“ und „COP der Wahrheit“. Drei Titel zum Auftakt – mal sehen, wie viele es in zwei Wochen werden.
Der unterschätzte Klimaretter: Staaten ignorieren Böden als riesige CO2-Senke
21.03 Uhr: Während Verhandler über Klimapläne diskutieren und Journalisten hektisch durch die Flure der Konferenz hetzen, nutzen Experten die Gelegenheit, ihre neuesten Forschungsergebnisse zu präsentieren.
So auch diesmal: Ein neuer, von den UN unterstützter Bericht, der heute veröffentlicht wurde, zeigt, dass 70 % der Länder den Boden nicht als Instrument zur Klimaminderung in ihren national festgelegten Beiträgen (NDCs) aufführen – also in den Plänen zur Emissionsreduktion. Die Untersuchung stammt von Save Soil, einer globalen Umweltbewegung, die sich mit der raschen Degradation landwirtschaftlicher Böden beschäftigt.
Die Studie macht deutlich, dass gesunde Böden bis zu 27 % der nötigen Emissionsminderungen liefern könnten, um die globale Erwärmung unter 2 °C zu halten. Regenerative Landwirtschaft – etwa Fruchtwechsel, Zwischenbegrünung oder Humusaufbau – könnte zudem Düngemittelemissionen bis 2050 um bis zu 80 % senken. Weltweit sind bereits rund 40 % der landwirtschaftlichen Flächen degradiert, obwohl Böden nach den Ozeanen die größte CO₂-Senke der Erde darstellen.
Save Soil kritisiert, dass Böden in den meisten NDCs nur in Anpassungsplänen auftauchen, nicht aber als effektive Maßnahme zur Emissionsminderung. Praveena Sridhar, wissenschaftliche Leiterin der Bewegung, bringt es auf den Punkt: „Unter unseren Füßen liegt ein enormer Kohlenstoffspeicher – doch unsere Klimapläne behandeln Bodengesundheit kaum als kosteneffiziente Lösung.“
180 Millionen Schwimmbecken weniger Eis – doppelt so viele Frühwarnsysteme
19.51 Uhr: Die neuesten Daten der „World Meteorological Organization“ zeichnen ein besorgniserregendes Bild: 2024 wurden weltweit Rekordwerte bei Treibhausgasen gemessen, und die Trends deuten darauf hin, dass sich die Lage 2025 noch verschärfen könnte.
Meteorologe Albert Fischer berichtet in Belém von immer häufigeren Extremwetterereignissen sowie einem dramatischen Eisverlust der Gletscher: Die Gletscher hätten massiv an Masse verloren – rund 450 Gigatonnen, das entspreche 180 Millionen olympischer Schwimmbecken. Besonders drastisch: Venezuela verlor seinen letzten Gletscher, den Humboldt-Gletscher.
Trotz der alarmierenden Entwicklungen gebe es auch Fortschritte: So habe sich die Anzahl der Klima-Frühwarnsysteme in Entwicklungsländern seit 2015 verdoppelt.
Lula stellt sich gegen Klimaleugner wie Trump
18.21 Uhr: Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Brasilien hat Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den Leugnern der Erderwärmung eine Kampfansage gemacht. Auf dieser „Konferenz der Wahrheit“ gehe es auch darum, sich der Desinformation zur Klimakrise entgegenzustellen, sagte der linke Politiker in Belém vor Vertretern aus rund 200 Staaten. „Es ist jetzt an der Zeit, den Leugnern eine neue Niederlage zuzufügen.“ Unter anderem hatte US-Präsident Donald Trump die Erderwärmung einen „Schwindel“ genannt.
„Die Wissenschaft wird wirklich nervös“
Derweil äußerten sich Wissenschaftler beunruhigt. Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström sagte: „Die Wissenschaft wird wirklich nervös“. „Verliert die Erde ihre Widerstandsfähigkeit? Wird ihre Kühlleistung geschwächt?“, fragte er. Selbst wenn alle Klimaschutzpläne aller Staaten umgesetzt werden, sinke der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2030 nur um etwa fünf Prozent. Die fünf Prozent müsste aber Jahr für Jahr erreicht werden. „Bis 2030 müssen die Emissionen um 40 bis 45 Prozent gesenkt werden“.
Deutschland ist in Belém aktuell mit Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan und dem Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth (beide SPD) vertreten. Beide kündigten an, Deutschland werde als verlässlicher Partner für ehrgeizigen Klimaschutz antreten.
Ohne Verzögerung: COP30 in Brasilien beginnt mit richtungsweisender Tagesordnung
18.12 Uhr: Auf der laufenden UN-Klimakonferenz wurde die offizielle Tagesordnung ohne Verzögerung verabschiedet. Zusätzlich wurden acht weitere Punkte vorgeschlagen, zu denen die brasilianische Präsidentschaft nun offene Beratungen mit den beteiligten Ländern führt. Ein Fortschrittsbericht zu diesen Gesprächen soll am 12. November in der Plenarsitzung präsentiert werden, um die Verhandlungen voranzutreiben.
In den vergangenen Jahren hatten blockierende Staaten häufig gezielt Kritik an der Agenda geübt, um Zeit zu gewinnen und den Beginn der eigentlichen Verhandlungen hinauszuzögern.
mit Agenturmaterial
Mehr Informationen zur COP30 erhalten Sie auf der nächsten Seite.
FOCUS online Earth widmet sich der Klimakrise und ihrer Bewältigung.
Faktenzentriert. Fundiert. Konstruktiv. Jeden Freitag als Newsletter.