- Der vollständige Artikel von Jacqueline Arend, auf den sich die folgende Kommentar-Analyse bezieht, ist hier verfügbar: Emissionen fallen plötzlich: Neue Zahlen zeigen Chinas historische Klimawende
Während ein Teil der Leser Chinas marktwirtschaftlich geprägten Pragmatismus in der Klimapolitik lobt und ihn als Vorbild für Deutschland nennt, hinterfragen andere die Glaubwürdigkeit der chinesischen Emissionsdaten und betrachten politische Motive dahinter kritisch. Diskutiert werden auch der anhaltende Ausbau von Kohlekraftwerken, die Rolle von Pro-Kopf-Emissionen und die Bedeutung der Kernenergie für die Klimawende.
Sorge um wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit
Den größten Anteil (22 Prozent) vertreten die Leser, die die deutsche Klimapolitik als wirtschaftsschädlich ansehen: Sie kritisieren hohe Kosten bei marginalem Effekt auf das Weltklima und loben Chinas marktwirtschaftlichen, pragmatischen Weg, der wirtschaftlichen Erfolg und Klimaschutz erfolgreich verbindet.
"China hat es verstanden, macht im Grunde genau das, was endlich auch in Europa und Deutschland stattfinden muss. Denen ist zwar der CO2-Ausstoß relativ egal, sie haben aber erkannt, dass damit Geld zu machen ist und unsere allgegenwärtige Neiddebatte fehlt einfach. Keiner hat ein Problem damit, wenn Leute unverschämt reich werden. Wenn, wie hierzulande alles verboten und reguliert wird, suchen sämtliche Marktteilnehmer Wege, das System zu umgehen. Wenn ein Umfeld geschaffen wird, mit Klimaschutz reich zu werden, wollen plötzlich alle mithelfen und ein Stück vom Kuchen haben. Wir haben so eine einst starke deutsche Solarindustrie zerstört, während China in die Bresche gesprungen ist. Konkurrenz im Ausland schwächen, Industrie im Inland stärken. Deutschland hat es halt andersherum probiert." Zum Originalkommentar
"Die Chinesen können wenigstens viel bewirken, sogar ohne Marktwirtschaft. Deutschlands Werte sind absolut vernachlässigbar, kosten aber den Bürgern unheimlich viel Geld, was dann überall fehlt, siehe seit Jahren stagnierende Wirtschaft. In China brummt sie." Zum Originalkommentar
"Die Chinesen betreiben keine ideologische, sondern eine rationale Klimapolitik. Die machen das, was für ihre Wirtschaft wichtig ist und fahren mehrgleisig. Während der Westen ideologisch handelt und seine traditionelle Wirtschaft ruiniert. Für die Chinesen läuft es super, denn wenn der Westen eines Tages mal aufwachen sollte, werden sie feststellen müssen, dass die Chinesen auf allen Ebenen alles unter Kontrolle haben." Zum Originalkommentar
Zweifel an Chinas Emissionsdaten
Immerhin 15 Prozent der Leser zeigen Misstrauen gegenüber Chinas offiziellen Emissionszahlen, stellen deren Zuverlässigkeit infrage und vermuten politische Motive oder manipulierte Daten hinter den veröffentlichten Berichten.
"Hahaha, China liefert die Zahlen, welche die Welt hören möchte, damit China weiterhin weltweit Geschäfte tätigen kann und die ein oder andere Klimaförderung der EU und/oder Deutschland erhält." Zum Originalkommentar
"Sind diese Zahlen überhaupt belastbar, woher kommen sie, wer nimmt die Messungen vor? Hat die DUH vor Ort flächendeckende Messstationen? Fragen über Fragen." Zum Originalkommentar
"Also wenn man die Zahlen der Klimaberichte zum laufenden Klimatreffen zusammenrechnet, dann ist klar, dass die CO2-Zahlen steigen und nicht sinken. Da nutzt auch kein Jubelartikel über angebliche Erfolge in China, zudem diese Zahlen der Chinesen genauso zuverlässig sind, wie in der Vergangenheit die Chinesen immer dicke Delegationen zu Klimatreffen geschickt haben, die dort vorgetragen haben, wie schlimm alles sei, die Industrieländer diese Nachrichten willig geschluckt haben, um in der Folge ihre eigene Industrie kaputt zu machen, die dann China dankend in ihrem Land aufgenommen hat. Und China hat sich nicht bis 2025 verpflichtet, sondern bis 2060 und wird mit Sicherheit dies nicht einhalten. Es ist immer der gleiche Trick, auf den wir reinfallen sollen. Für China gilt nur China und nix Klima." Zum Originalkommentar
Kritik am weiteren Einsatz von Kohle in China
Mit einem Anteil von 13 Prozent betonen die Leser, dass China trotz aller Einsparungen weiterhin massiv auf Kohlekraft setzt. Der Bau neuer Kraftwerke und die Bedeutung grundlastfähiger Technologien rücken in den Fokus, während die Steigerung erneuerbarer Energien relativiert wird.
"Zur Wahrheit gehört aber auch dies: 'China baut und genehmigt aktuell zahlreiche neue Kohlekraftwerke. Im Jahr 2024 wurden beispielsweise pro Woche im Schnitt zwei neue Kohlekraftwerke genehmigt, und der Bau von Kraftwerken mit einer Leistung von 37 Gigawatt wurde begonnen. Seit Beginn des Jahres 2025 wurden fast 50 neue Anlagen in Bau genommen, und die Zahl der im Bau befindlichen Kraftwerke und der genehmigten Projekte ist insgesamt sehr hoch, mit Dutzenden von Anlagen in verschiedenen Phasen.'" Zum Originalkommentar
"Was sollen die Jubelmeldungen über China? China startet von einem enorm hohen Verbrauchslevel, immer noch werden pro Woche zwei Kohlekraftwerke in Betrieb genommen. Kohle ist mit Abstand der größte Umweltsünder bei der Energiegewinnung. Schließlich gibt es auch in China das Phänomen der Dunkelflaute." Zum Originalkommentar
"Zur Information sollte dazu gehören, welche Technologien China zur Stromerzeugung benutzt, die grundlastfähig sind. Niemand hat etwas gegen 'saubere' Energie. Aber mit erneuerbaren Energien alleine kann man nun mal kein Stromnetz aufrechterhalten, geschweige denn eine Industrienation versorgen." Zum Originalkommentar
"Wo kommt der meiste Strom in China her, von unzähligen Kohlekraftwerken und von bezahlbarem Strom, und nicht wie bei uns in naher Zukunft und bereits jetzt unbezahlbar ist und wird." Zum Originalkommentar
Forderung nach Bewertung der Pro-Kopf-Emissionen
Nach Berechnung entfallen zwölf Prozent auf Leser, die eine Emissionsbewertung pro Kopf für fairer halten. Sie argumentieren, nur so ließen sich tatsächliche Verantwortlichkeiten verschiedener Staaten realistisch vergleichen.
"Die absoluten Zahlen sind völlig uninteressant! Interessant wäre, wie hoch die Emissionen pro Einwohner sind, dann könnte man vergleichen." Zum Originalkommentar
"Pro Kopf gerechnete Verbrauche und Emissionen wären sinnvoller als Vergleich." Zum Originalkommentar
"Die Tabelle müsste die Emissionen pro Einwohner darstellen. Das wäre ehrlicher. Dann aber ist China bei weitem nicht der größte Verschmutzer." Zum Originalkommentar
"Man kann es bald nicht mehr hören, immer wieder China und Indien. Rechnet doch nur mal um auf den einzelnen Einwohner der Länder und schon ist der Deutsche (Grüne) der Buhmann...." Zum Originalkommentar
Anerkennung von Chinas pragmatischem Klimaansatz
Jeder zehnte Leser lobt Chinas technologieoffenen und pragmatischen Ansatz im Klimaschutz. Sie sehen hier ein Vorbild, während die deutsche Politik als ineffektiv und zu ideologisch empfunden wird.
"In China wird das nicht mit brachialer Gewalt durchgesetzt, sondern man macht es einfach - ohne großes Geschrei und Gequatsch." Zum Originalkommentar
"China zeigt uns allen, wie mit richtigen Maßnahmen der Klimawandel ausgebremst werden kann. Das Beste ist aber, dass die Chinesen mit ihrer Technik und den Grundstoffen Weltmarktführer sind und die westliche Welt nur noch Bittsteller für Batterien oder Seltene Erden. Die nächste Technik-Revolution nach Computer/Digitalzeitalter haben mal wieder unsere Politiker verschlafen. Dabei sagen die doch immer, wir haben keine Rohstoffe, aber Ingenieure. Ich denke, wir haben einfach keine smarten oder cleveren Politiker." Zum Originalkommentar
"China macht es halt richtig, die machen tatsächlich ordentlich Reibach mit grünen Technologien, die sie weltweit exportieren und verbauen diese natürlich auch selbst im sinnvollen Maße." Zum Originalkommentar
"China gibt sowas von Vollgas mit dem Wandel. Ja Mensch, da kann ja Deutschland nun auch weitermachen und das Argument 'Aber erst muss China was machen' fällt weg. Nice." Zum Originalkommentar
Zweifel an der Nachhaltigkeit autoritärer Steuerung
Sieben Prozent diskutieren Chinas politisches System: Sie erkennen Effizienz und Technologieoffenheit an, zweifeln jedoch, ob eine Entwicklung ohne Bürgerbeteiligung nachhaltig sei, und kritisieren ideologische Hindernisse im Westen.
"So 'ne Diktatur ohne Auflagen, die einfach baut, ohne Rücksicht, war schon immer schneller, wenn es um Veränderung geht. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg lief der Wandel in der von den Russen besetzten Seite zunächst besser und schneller, aber der Staat hat eben seine Grenze, denn es fehlt die Zustimmung, Motivation und die Mitwirkung der Bürger, wenn man alles von oben bestimmt und vorgibt. Durch die fehlende freie Entfaltung fehlt irgendwann der Fortschritt und es wird auch viel getan ohne Nutzen. China ist groß genug, um das zu kompensieren, und clever genug, es nicht beim reinen Sozialismus zu belassen, sondern nach außen marktwirtschaftlich zu agieren. Da können Demokratien nicht mithalten, auch wenn ich das chinesische System deshalb noch lange nicht gut finde. Es ist aber effektiver." Zum Originalkommentar
"Ich bin 58 Jahre alt, und meine erste Berührung mit China war in der Schule die Chinesische Mauer und Peking als Hauptstadt. Dann noch die Matchboxautos aus Hongkong (unter englischer Verwaltung) mit der Spielwarenfabrik Taiwan auf Spielzeug. Das ist jetzt zwischen 50 und 40 Jahren her. Damals war China ein Entwicklungsland! Jetzt ist China durch ihr politisches System und gute Planung der Chef im Ring. Ob das menschenfeindlich ist oder unserer Vorstellung von Humanistik durchkreuzt, interessiert keinen im ZK-Komitee. Die haben uns in ihrer Hand, und das nach 40 Jahren. Wir glauben immer noch, wie groß wir sind, dabei ist bei uns der Zug schon lange abgefahren. Die einzigen, die noch gegenhalten, sind die "familiengeführten Mittelständler", die immer mehr im Regen stehen gelassen werden." Zum Originalkommentar
"Nicht zu vergessen, das kommunistische, planwirtschaftlich regierte, aber zugleich raubtierkapitalistische China ist technologieoffen und damit zukunftsfähig im besten Sinne. Das "musterdemokratische" (hüstel, hüstel, hüstel) Deutschland ist mit klimaideologischen Scheuklappen unterwegs auf der Straße des eigenen Untergangs, der eigenen Deindustrialisierung. Aber hey, wir fühlen uns ganz toll und gut dabei." Zum Originalkommentar
Ironie und Sarkasmus
Alle übrigen, insgesamt 23 Prozent, vereinen Kommentare, die mit Ironie, Übertreibung oder Sarkasmus am Klimadiskurs teilnehmen – ob zur Wirksamkeit deutscher Maßnahmen, zur Entwicklungshilfe oder zur Nachahmung Chinas.
"Was ich an Knoblauch und Kohl esse, stoße ich an einem Tag mehr klimaschädliche Gase aus als China das ganze Jahr." Zum Originalkommentar
"Ich würde vorschlagen, wir zahlen China weiterhin Entwicklungshilfe in Milliardenhöhe, dann klappt das auch mit unseren Klimazielen (so ungefähr -3,5 Grad)." Zum Originalkommentar
"Ja, ja, die Chinesen. Alles müssen sie kopieren. Jetzt sogar unsere Klimaziele. Unglaublich! Da müssen unbedingt Maßnahmen ergriffen werden." Zum Originalkommentar
"Ich halte das für Märchen. Diesmal aus dem Paulaner Regenwald." Zum Originalkommentar
Chinas Emissionswende bewegt – zwischen Bewunderung, Skepsis und Grundsatzfragen zur Wirksamkeit und Verantwortung. Was meinen Sie: Taugt Chinas Weg als globales Vorbild? Ist die Energiewende made in China ein Hoffnungsschimmer oder eher ein Beispiel für cleveres Greenwashing? Diskutieren Sie mit!