Christina Block drohen bald neue Prozesse wegen falscher Kinderporno-Vorwürfe

Im Mammut-Gerichtsprozess gegen Christina Block, Gerhard Delling und weitere Mitangeklagte um die Entführung der zwei jüngsten Block-Kinder von Dänemark nach Deutschland sind bereits 17 Verhandlungstage absolviert – und noch lange ist kein Ende in Sicht. Im Gegenteil: Der Komplex wird die deutsche Justiz wohl noch über dieses Verfahren hinaus beschäftigen. 

Christina Block: Kinderporno-Vorwürfe gegen ihren Ex-Mann

Im Gespräch mit FOCUS online kündigte Gerd Uecker, der Familienanwalt von Blocks Ex-Mann Stephan Hensel, weitere gerichtliche Schritte gegen die Hamburger Unternehmerin an. Dabei geht es um – offensichtlich falsche – Kinderporno-Vorwürfe, mit denen sich Block 2023 an die Polizei gewandt hatte. Nach eigener Aussage erhoffte sie sich von möglichen Ermittlungen gegen ihren Ex-Mann bessere Karten im erbitterten Streit um ihre Kinder. Das könnte ihr nun auf die Füße fallen. 

Neben dem von Uecker angestrebten zivilrechtlichen Schadensersatzprozess könnte es auch zu einem Strafprozess gegen Christina Block kommen – wegen falscher Verdächtigung. Nach Paragraf 164 des Strafgesetzbuchs stehen auf das Delikt bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe. 

Angeblicher sexueller Missbrauch, Pädophilie und Kinderpornografie 

Die Vorgeschichte zu diesem Nebenaspekt des „Block-Krimis“ mutet an wie ein „Tatort“-Plot: Rechtsanwalt Gerd Uecker vertritt Hensel seit mehreren Jahren in den familienrechtlichen Angelegenheiten des Sorgerechtsstreits. Doch in einem weiteren Fall ist er mehr als nur ein Anwalt: Bei erfundenen Vorwürfen von sexuellem Missbrauch, Pädophilie und Kinderpornografie führt die Hamburger Staatsanwaltschaft ihn selbst als „Geschädigten“.  

Die Behörde ermittelt gegen Block und David Barkay, den sie auch als Kopf der Entführergruppe verdächtigt. Block bestreitet die Vorwürfe. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt auch hier die Unschuldsvermutung. Uecker legt sich dagegen im Gespräch mit FOCUS online fest: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Initiative von Frau Block ausging.“ 

Der Fall, dem die Strafverfolger getrennt vom Entführungsprozess nachgehen, bringt Block in Erklärungsnot. Als Uecker im Sommer 2023 mit den Anschuldigungen konfrontiert wurde, hatte er selbst noch nicht an die Gastronomin gedacht. Hensel ist nicht sein einziger Mandant, der einen erbitterten Sorgerechtsstreit führt. 

Staatsanwaltschaft: "Falsche Beschuldigung" 

Damals erhielt Uecker einen Anruf von der Staatsanwaltschaft und erfuhr von einer anonymen Anzeige gegen ihn. Im Netz waren gefälschte Beiträge aufgetaucht, er würde sich an jungen muslimischen Kindern vergehen. Parallel dazu waren E-Mails an Ueckers Kollegen in der Kanzlei mit den Vorwürfen verschickt worden.  

Die Ermittler schenkten dem jedoch wenig Glauben. „Da die Staatsanwaltschaft zureichende tatsächliche Anhaltspunkte dafür gesehen hat, dass es sich um eine falsche Beschuldigung handeln könnte, hat sie von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung gegen Unbekannt eingeleitet“, bestätigte jetzt eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage von FOCUS online. 

Uecker wurde seitdem als mutmaßlich Geschädigter geführt, wie er bei einem Treffen mit dem Staatsanwalt und seinem Strafverteidiger im September 2023 erfuhr; ein durchaus übliches Vorgehen, wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage klarstellt. „Der Staatsanwalt sagte mir, dass er in seinem Berufsleben noch nie eine Aktion gesehen hat, die so hasserfüllt ist. Er fragte, ob ich Feinde hätte“, sagt Uecker. Ermittelt wurde zunächst gegen Unbekannt. Damit hätte das Thema bereits weitgehend erledigt sein können. Doch dann kam Christina Block ins Spiel.  

Im Entführungsprozess war der Vorfall bereits Thema

Am 6. Oktober ging die Unternehmerin auf eine Hamburger Polizeiwache und reichte brisante Unterlagen ein. Sie sollten belegen, „dass ihr Ex-Mann und dessen im Sorgerechtsstreit tätiger Rechtsanwalt anderen Männern Immobilien zum Zwecke des sexuellen Missbrauchs von Kindern zur Verfügung stellen“, bestätigt die Staatsanwaltschaft. Mit der Immobilie ist das einst gemeinsame Haus auf Sylt gemeint, das Hensel im Zuge der Scheidung zugesprochen bekam und anschließend an Feriengäste vermietete. Parallel dazu wurde eine Onlinepräsenz geschaltet, die die konstruierten Vorwürfe untermauern soll. 

Block will von dem Material erst Ende September erfahren haben, als die Staatsanwaltschaft bereits gegen Unbekannt ermittelte. Im Entführungsprozess war der Vorfall bereits Thema. „Sie (Christina Block, die Redaktion) hat dabei ausgeführt, dass sie von dem ihr durch das israelische Sicherheitsunternehmen mitgeteilten Verdacht, es könne kinderpornographische Verwicklungen geben, absolut geschockt war“, erläutert ihr Anwalt Ingo Bott auf Nachfrage.  

Seine Mandantin habe sich zunächst anwaltlich beraten lassen und dann die Ermittlungsbehörden informiert. Die gefakten Kinder-Porno-Unterlagen soll sie von "Cyber Cupula" erhalten haben – das israelische Sicherheitsunternehmen, das später die Entführung der Kinder verantwortet haben soll. 

Stephan Hensel, der Vater der Kinder von Christina Block, sagt vor Gericht aus
Stephan Hensel, der Vater der Kinder von Christina Block, sagt vor Gericht aus dpa

Ohne weitere Ermittlungen legten die Strafverfolger den Vorgang zu den bereits bekannten Vorwürfen, bei denen sie gegen Unbekannt vorgehen.  

„Zu ihrem Erschrecken und ihrer sogar noch größeren Sorge musste sie in der Folge feststellen, dass nichts Erkennbares mehr passierte“, beschreibt Bott nun die Perspektive seiner Mandantin. Dabei habe sie sogar Barkays Kontakt als Urheber der Unterlagen angegeben und zwischenzeitlich noch einen Datenträger mit weiteren Unterlagen an die Polizei übergeben.  

Bott: „Das israelische Sicherheitsunternehmen versicherte ihr derweil, dass sicher bald Ermittlungsschritte ergriffen würden und dies auch die Situation um ihre Kinder betreffen würde.“

Festplatte mit mehr als 500 Bildern und 64 Videodateien 

Ortswechsel nach Dänemark und Zeitsprung. Am 5. September 2023 entdeckte Stephan Hensel auf seinem Garagendach in Gråsten (Gravenstein) einen Tauchsack und alarmierte sofort die Polizei. Die Ermittler fanden darin eine Festplatte mit mehr als 500 Bildern und 64 Videodateien kinderpornografischer Inhalte – aber keine Spuren von Hensel. 

„Für Frau Block war diese Angst um solche angeblichen Umtriebe im Umfeld ihrer nach Dänemark entzogenen Kinder nicht auszuhalten“, sagt Bott: „Sie befand sich in einem Ausnahmezustand, der sie und ihr Umfeld Tag und Nacht beschäftigte. Darum, um die Frage, wann entsprechende, anscheinend so dringend veranlasste Ermittlungen endlich losgingen, kreisten ihre Gedanken – und nicht etwa um eine eventuelle Entführungsaktion, wie es sie ohne jedes Wissen und Zutun von Frau Block in der Silvesternacht 2023/2024 gegeben hat.“ 

Zurück nach Hamburg. Die Staatsanwaltschaft wehrt sich gegen Vorwürfe, sie sei bei Blocks Materialien untätig gewesen. Demnach bat die Behörde die Polizei Mitte November, die Rufnummer Barkays zu überprüfen, die Block im Oktober übermittelt hatte. Doch ohne Anfangsverdacht sahen die Ermittler davon ab, den Israeli zu kontaktieren. Schließlich gilt er inzwischen nicht mehr als möglicher Zeuge, sondern als Mittäter der Verleumdungskampagne. Zudem sollte der Datenträger priorisiert gespiegelt werden. Mitte Dezember 2023 erhielt die Staatsanwaltschaft die DVD. Am 2. Januar 2024 war die Auswertung abgeschlossen.  

Keine Ermittlungen gegen Uecker und Hensel 

Einen Tag zuvor wurde Hensel von den Entführern niedergeschlagen, die Kinder auf einen Hof nach Süddeutschland gebracht und von Block zurück nach Hamburg geholt. Am 12. Januar 2025, die Kinder waren inzwischen zurück beim Vater, entschied die Staatsanwaltschaft, keine Ermittlungen gegen Uecker und Hensel aufzunehmen. 

In der Zwischenzeit vermuteten Hensel und Uecker, dass Block hinter all den Anschuldigungen stecken könnte. Sie erstatteten im November 2023 Strafanzeige wegen falscher Verdächtigung. Uecker zeigte nach eigenen Angaben Mitte 2025 außerdem Blocks Lebenspartner Gerhard Delling an, weil er die haltlosen Vorwürfe verbreitet haben soll. Hensel und Delling haben sich außerdem gegenseitig wegen Verleumdung in der Angelegenheit angezeigt. 

Die Staatsanwaltschaft nahm David Barkay nach Auswertung der Daten als weiteren Beschuldigten auf. Damit hatten die anfänglichen Ermittlungen gegen Unbekannt gleich zwei Namen. Noch im Januar kam es deshalb zu Durchsuchungen. Auch die Durchsuchungen im September 2025 im Umfeld des ehemaligen BND-Chefs August Hanning und Ex-LKA-Manns Thorsten Mehles standen in diesem Zusammenhang. 

„Bombe“ bei „U.“

Für Block könnten die bisherigen Ermittlungen in diesem Fall heikel werden. Wie der „Spiegel“ berichtete, soll die Hamburgerin bereits im Juli 2023, kurz nach den ersten Anschuldigungen gegen Uecker, in einer Notiz von einer „Bombe“ bei „U.“ geschrieben haben. „Es könnte böse ausgehen. Er wird da nicht mehr rauskommen.“ 

Und weiter: „Es stand im Raum, ob er sich selbst umbringen wird. Oder ob ihn jemand anderes, ein Betroffener, umbringen wird. Naja, das hoffe ich natürlich nicht.“ Zudem hoffe sie auf einen schnellen Effekt „auf die beiden Verrückten in Dänemark“ – gemeint dürften Hensel und seine neue Frau sein. Sie sollten begreifen, dass die Kinder, die seit 2021 beim Vater lebten, zwei davon mutmaßlich ebenfalls widerrechtlich entzogen, nach Hause gehörten. Fragen zu diesen Notizen ließ ihr Anwalt unbeantwortet. 

Sollte die Staatsanwaltschaft ausreichend Anhaltspunkte sehen, um in dem Kinderporno-Fall (Verdacht der falschen Verdächtigung und Verleumdung) Anklage gegen Block und ihre Mitstreiter zu erheben, müsste sich die Hamburgerin in einem weiteren öffentlichen Strafprozess verantworten.  

Uecker: Zivilrechtlicher Schadensersatzprozess gegen Block 

Im Gespräch mit FOCUS online kündigte Uecker außerdem an, einen zivilrechtlichen Schadensersatzprozess gegen Block und weitere Beteiligte anzustreben – auch der wäre öffentlich. „Frau Block wusste ganz genau: Da ist überhaupt nichts dran“, ist der Anwalt überzeugt: „Ich bin nach wie vor fassungslos, dass so etwas passiert.“ Block sei auf Vernichtung gepolt, statt ein kluges Verfahren zu führen, um ihre Kinder wiederzusehen. 

Bei Uecker haben die falschen Anschuldigungen Eindruck hinterlassen. „Ich fühle mich noch immer unsicher und rechne jeden Tag damit, dass neue Schweinereien passieren“, sagt er. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass jemand so eine kriminelle Energie entwickle und sogar sein Ableben in Kauf nehme. Es könne nicht sein, dass er in der Ausübung seiner Anwaltstätigkeit physisch und psychisch bedroht werde.  

„Es muss etwas passieren, damit das aufhört“, so Uecker. Er hofft, dass es bald zu einem weiteren Strafprozess gegen Block kommt