Nach Trump-Drohung: EU-General will EU-Soldaten auf Grönland stationieren
Kampf um die Arktis: Der neue US-Präsident Trump droht an, Grönland der USA einzuverleiben. Ein EU-General hat eine andere Idee: Er will EU-Soldaten dort stationieren.
Washington D. C. – US-Präsident Donald Trump ist der Meinung, dass die Vereinigten Staaten die Kontrolle über Grönland übernehmen sollten, um die internationale Sicherheit zu stärken. Laut Reuters betonte Trump, dass die autonome dänische Region eine strategische Bedeutung für die USA habe, insbesondere im Hinblick auf die wachsenden Bedrohungen durch Russland und China. Trumps Vorhaben wird international beobachtet, diskutiert und kritisiert.
In die Debatte um Trumps umstrittene Äußerung hat sich jetzt ein hochrangiger EU-Militärvertreter eingeschaltet und einen Vorschlag zur Güte gemacht. Statt US-Militär könnte die Stationierung europäischer Soldaten auf der dänischen Insel Grönland sinnvoll sein, sagte der Vorsitzende des EU-Militärausschusses (EUMC), der Vier-Sterne-General Robert Brieger in einem Interview mit der Welt am Sonntag. So könne die Besorgnis von Trump über die strategische Bedeutung der Region gemildert werden.
EU-Militärvertreter schlägt europäische Präsenz zur Ergänzung der US-Streitkräfte auf Grönland vor
Wegen vieler Rohstoffe rückt die Arktis zunehmend in den Fokus geostrategischer Interessen. Auch Russland sieht dort seine Einflusszone. Vor diesem Hintergrund hatten die Äußerungen von Trump zu Grönland für Aufsehen gesorgt. In dem Interview betonte Brieger jetzt ebenfalls, dass die Insel sowohl aus geopolitischer als auch aus sicherheitspolitischer Perspektive für den Westen wichtig sei. „Die Insel ist unter geopolitischen Gesichtspunkten von großer Bedeutung und hat auch aus sicherheitspolitischer Sicht eine große Relevanz“, erklärte Brieger.
Nach dem Ärger um Trump sprach er sich jetzt dafür aus, die bisherige Stationierung von US-Streitkräften auf Grönland durch eine europäische Präsenz zu ergänzen. „Aus meiner Sicht wäre es durchaus sinnvoll, in Grönland, nicht nur wie bisher US-Streitkräfte zu stationieren, sondern künftig auch eine Stationierung von EU-Soldaten in Erwägung zu ziehen. Das wäre ein starkes Signal und könnte zur Stabilität in der Region beitragen“, fügte er hinzu.
USA soll als Mitglied der Vereinten Nationen die Unverletzbarkeit der Grenzen respektierten
Brieger, der als Vorsitzender des EU-Militärausschusses die Generalstabschefs der 27 EU-Mitgliedstaaten führt, hob jedoch hervor, dass eine solche Entscheidung letztlich politischer Natur sei.
Er erinnerte daran, dass Grönland ein dänisches Übersee-Territorium sei, jedoch nicht zur Europäischen Union gehöre. „Trotzdem haben die Europäer – ebenso wie die USA – Interessen in Grönland“, so Brieger. Abschließend betonte der General, dass er erwarte, dass die USA als Mitglied der Vereinten Nationen die Unverletzbarkeit der Grenzen respektierten, wie sie in der UNO-Charta festgeschrieben ist.
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Trump will Grönland kaufen: Regierungschef macht klar – Zukunft Grönlands bestimmen die Grönländern
Die grönländische Regierung bittet die Bevölkerung und die Politik der Insel angesichts des erneut bekundeten Interesses von Trump um Ruhe und Geschlossenheit. Die Zukunft Grönlands werde von den Grönländern selbst bestimmt, nicht von anderen, machte Regierungschef Múte B. Egede auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Nuuk klar. Man befinde sich in einer ernstzunehmenden Situation und es sei selbstverständlich, dass die jüngsten Entwicklungen für Unruhe sorgten.
Grönland ist weitgehend autonom, zählt aber offiziell zum Königreich Dänemark. Die größte Insel der Erde mit ihrer wichtigen geopolitischen Lage in der Arktis hat sowohl bei Trump als auch Russland Begehrlichkeiten geweckt. Laut dem Grönland-Experten Ulrik Pram Gad ist es für die USA von entscheidender Bedeutung, dass keine anderen Großmächte ihre Präsenz auf der Insel ausbauen.
Um ihre geopolitischen Interessen zu wahren, haben die USA ihre Absicht bekundet, ihre militärische Präsenz in der Region zu verstärken. Insbesondere geht es darum, die strategisch wichtige Meeresstraße zwischen Grönland, Island und Großbritannien zu überwachen, die als Zugang für russische Marineschiffe und Atom-U-Boote dient. Dabei schloss Trump auch militärischen und wirtschaftlichen Zwang nicht aus, um Kontrolle über die Insel zu erlangen.
Merz: Trump wird Drohung einer Grönland-Annexion nicht umsetzen
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) rechnet nicht damit, dass Trump seine Drohung einer Annexion Grönlands wahr machen wird. „Bis zum Beweis des Gegenteils gehe ich davon aus, dass sich Amerika auch an die Regeln halten wird“, sagte Merz am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung in Berlin. „Und wenn nicht, dann werden wir mit ihm darüber ernsthaft reden müssen.“
Trump wolle die Interessen Amerikas offenkundig „auch territorial ausweiten“, sagte Merz. „Die Umbenennung des Golfs von Mexiko in den Golf von Amerika wird das kleinere Problem dabei sein, der Panamakanal schon das etwas größere und Grönland vielleicht sogar das größte.“ Er glaube aber nicht, dass Trump sein Interesse an dem zu Dänemark zählenden Gebiet gegen dessen politischen Einspruch und auch Widerstand der EU durchsetzen werde.
Trump hatte noch vor seinem Amtsantritt am Montag nicht ausgeschlossen, Grönland wie den Panamakanal den USA auch mit militärischen Mitteln einzuverleiben. Merz interpretierte den von Trump geäußerten Anspruch auf Grönland als Versuch, das Augenmerk auf eine Region zu richten, „die von höchster geostrategischer Bedeutung ist“. (jal/dpa)