Eisstadion-Aus wegen horrender Kosten - Bürgermeister erzürnt: „Preisexplosion in Deutschland ist hausgemacht“

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Muss aufgrund horrender Energiepreise schließen: Das Mittenwalder Eisstadion. © Christoph Amberger

Das Mittenwalder Eisstadion meldet Insolvenz an, der Betrieb läuft voraussichtlich nur noch bis Sonntag, 17. Dezember. Das sagen Kommunalpolitiker und Energieversorger zur Stadionkrise in Mittenwald.

Mittenwald – Offiziell erfahren hat Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD) erst am Dienstag davon. Eine E-Mail ist angekommen im Rathaus. Das Mittenwalder Eisstadion steckt in enormen finanziellen Schwierigkeiten. Es muss schließen. An diesem Sonntag wird es den letzten Tag offen haben. Danach müssen die Verantwortlichen die Maschinen ausschalten, den Betrieb einstellen. Ab Montag wird es kein Eis mehr geben. „Der Informationsfluss war nicht so günstig“, sagt es Corongiu vorsichtig. Er sei sehr unstrukturiert gewesen. So kursierten schon seit Wochen Gerüchte im Ort. Jeder hat gehofft, keiner wollte es glauben, dass nach nicht einmal zwölf Monaten schon wieder Schluss sein soll. Nun ist es offiziell. Die Arena GmbH hat Insolvenz angemeldet.

Die große Hoffnung, die Sportstätte an der Mittenwalder Isarauenstraße könnte weiter bestehen, ist ziemlich zunichte. Vor fast einem Jahr ist sie neu aufgeflammt, als Martin Ritzer als neuer Pächter und Retter des Eisstadions an die Öffentlichkeit trat. Die Vereine jubelten. Doch holte Ritzer schnell die Realität ein. Die Energiekrise löste fast im Handschlag die Corona-Pandemie ab, Strompreise galoppierten in bislang ungeahnte Höhen.

Mittenwalder Energieversorger hat noch versucht, den Betrieb trotz explodierender Preise zu ermöglichen

Völlig veraltete Maschinen taten letztlich ihr Übriges und gaben ihren Geist auf. Bereits im August dieses Jahres war unsicher, ob der Betrieb überhaupt technisch fortgeführt werden kann – der Defekt der Eisanlage sowie der Zeitverlust schlugen heftig zubuche, zumal die Reparatur- und Anschaffungskosten mit einem fünfstelligen Bereich taxiert wurden.

Einheimische Betriebe, Vereine und die Gemeinde unterstützten zwar bei den Reparaturarbeiten. Doch letztlich habe alles nix geholfen. „Die exorbitanten Energiepreise haben leider auch uns in die Knie gezwungen“, sagt Ritzer. „Der Betriebsausfall im August hat dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt.“ Es sei „vollkommen unmöglich“ gewesen, das krasse Defizit wieder auszugleichen.

Am Montag wird nun die Strom- und Gaslieferung seitens der KEW GmbH endgültig eingestellt. Diese hatte zuvor unter Werkleiter Matthias Pöll monatelang sehr kulant versucht, den Betrieb trotz der explodierenden Preise zu ermöglichen. Als die Eisanlage ausgefallen ist, hat man die offenen Rechnungen sogar aussetzen können. „Damit wollten wir finanziellen Spielraum geben“, sagt Pöll. „Uns tut es vor allem wegen der Vereine leid.“ Doch ging die Kalkulation für den Betreiber so nicht auf.

Bürgermeister Enrico Corongiu möchte Flinte noch nicht ganz ins Korn werfen

„Wir sind nicht in der Lage, die offen stehenden Rechnungen ausschließlich bei der KEW zu begleichen“, teilt Ritzer mit. Versuche, eine Regelung zu finden, damit zumindest die aktuelle Saison noch über die Bühne gehen kann, sind laut dem Betreiber „leider gescheitert“.

Doch ganz die Flinte ins Korn werfen möchten Corongiu und Pöll trotzdem nicht. „Wir werden nochmals das Gespräch suchen“, versichert Corongiu. Sollte es keine Lösung geben und das Eisstadion endgültig schließen, zieht es für die Beteiligten ein bürokratischen Rattenschwanz nach sich. Schließlich ist die Marktgemeinde die Eigentümerin der Immobilie, der Erbbaurechtsvertrag bringt Verpflichtungen mit sich, über die en Detail gesprochen werden muss. Betrieben wird das Eisstadion von der Arena GmbH, die nun ein Insolvenzverfahren gestartet hat. Ob es jemals wieder einen Eisbetrieb geben wird, ist also höchstfraglich.

Die Marktgemeinde habe alles mögliche versucht, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, ergänzt der Bürgermeister. Ein monatlicher Betriebskosten-Zuschuss in Höhe von 5555 Euro ist ausgezahlt worden. Zudem subventionierte der Freistaat den Strompreis. Corongiu treibt die aktuelle Energiepreis-Politik die Zornesröte ins Gesicht. „Die Preisexplosion ist in Deutschland hausgemacht.“ Man könne nicht alles auf Vladimir Putin und den Krieg in der Ukraine schieben. „Wenn ich höre, dass schon wieder die CO2-Steuer erhöht werden soll, ärgert mich das maßlos.“ Die Leidtragenden seien Kommunen, Unternehmer – und Sportstätten wie eben das Mittenwalder Eisstadion.

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