Polizisten blutig gebissen: 29-jähriger Erdinger bekommt acht Monate Bewährungsstrafe für Ausraster unter Drogen

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Für einen langen Polizeieinsatz hat ein junger Mann aus Erding im vergangenen Dezember gesorgt. Ein Beamter trug eine tiefe Fleischwunde am Oberschenkel davon. (Symbolbild) © Wolfgang Maria Weber/Imago

Ein 29-jähriger Erdinger ist unter Drogeneinfluss derart eskaliert, dass er einem Polizisten eine tiefe Fleischwunde verpasste. Wegen seines Entzugs und seiner Reue ist er nun mit einer Strafe von acht Monaten auf Bewährung davongekommen.

Erding – Er hatte einen Polizisten derart in den Oberschenkel gebissen, dass eine tiefe Fleischwunde inklusive Bluterguss zurückblieb. Das räumte der 29-jährige Erdinger gleich zu Beginn seines Prozesses im Amtsgericht Landshut anstandslos ein. Dass der junge Mann bei seinem Ausraster auf verschiedenen Drogen war, kam ihm wegen eingeschränkter Schuldfähigkeit zugute, und er erhielt eine Bewährungsstrafe von acht Monaten.

Allerdings seien neben den Beleidigungen des Angeklagten auch die Aussagen der Beamten während des Einsatzes am 9. Dezember vergangenen Jahres im Isar-Amper-Klinikum in Taufkirchen „alles andere als schön“ gewesen, fand Verteidiger Harald Huber. Sie sind auf Videoaufzeichnungen der Bodycams zu hören. Zudem seien Zuständigkeitsbereiche überschritten worden.

Auslöser für den umfangreichen Polizeieinsatz war ein Streit in der Obdachlosenunterkunft Erding. Es gab Verletzte, und so war zunächst der Rettungsdienst angerückt. Dieser bat aufgrund der chaotischen Lage vor Ort die Polizei um Unterstützung. Besonderes Augenmerk galt dabei Hubers Mandanten: Der 29-Jährige verkündete immer wieder, sich das Leben nehmen zu wollen.

Nach Beruhigung erneute Eskalation

Aufgrund akuter Selbstgefährdung habe man beschlossen, den Erdinger ins Klinikum Taufkirchen zu fahren, erzählte ein Beamter vor Gericht. Da die Voraussetzung für eine dortige Aufnahme ein Gesundheitscheck und der Angeklagte verletzt gewesen sei, habe man noch einen „Zwischenstopp“ am Klinikum Erding einlegen müssen, so der Polizist. „Das hat ihm schon mal gar nicht gefallen.“

Das Klinikpersonal habe die Einsatzkräfte darauf aufmerksam gemacht, dass sich der 29-Jährige gegenüber den Mitarbeitern „äußerst aggressiv“ verhalten habe. In Anwesenheit der Beamten habe er sich dann wieder „wie ein Lämmchen“ benommen. Schließlich sei man weiter Richtung Taufkirchen gefahren, der Angeklagte habe sich dabei nicht mehr auffällig verhalten – „er schien sich damit abgefunden zu haben“.

Der von Staatsanwältin Alexa Zierer vertretenen Anklage zufolge änderte sich das in Taufkirchen aber wieder schlagartig. Da der Erdinger der Stationsärztin erneut „aggressiv und aufgebracht“ gegenübergetreten war, hatte diese angeordnet, ihn in den Time-out-Raum zu bringen. Mittlerweile war es laut Anklage kurz vor Mitternacht – und der Angeklagte flippte nun völlig aus.

Er schlug und trat um sich und widersetzte sich jeglichen Maßnahmen. Schließlich gelang es dem Polizisten und seiner Kollegin, ihn zu Boden zu bringen, die Beine und den Kopf zu fixieren. „Aber irgendwie hat er es trotzdem geschafft, mich zu beißen“, sagte der 23-jährige Polizist vor Gericht. Es sei doch für etliche Tage „eine schmerzhafte Angelegenheit“ gewesen. Schlimmeres sei zum Glück nicht passiert – immerhin sei in solchen Fällen das Risiko einer Infektion viel höher als bei einem Hundebiss.

Strafrechtlich gesehen hat sich der Erdinger bei seinem Ausraster der Beleidigung, der Körperverletzung, des Widerstands gegen und des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte schuldig gemacht. Eine Blutentnahme ergab 0,4 Promille. Zudem war die Untersuchung positiv auf Methadon und Lorazepam ausgefallen. Selbst die Staatsanwaltschaft hielt dem Angeklagten aufgrund der Mischintoxikation eine eingeschränkte Schuldfähigkeit zugute.

„Da sitzt quasi ein neuer Mensch“

Er habe damals täglich Heroin und Kokain konsumiert, sagte der 29-Jährige selbst zu seiner Verfassung vergangenen Winter. Lorazepam habe er allerdings nur „an diesem Tag genommen. Daher kam es auch zu der Tat – weil ich es nicht gewohnt war“.

Jedenfalls nehme er seit seiner Inhaftierung keine Drogen mehr: „Ich hab’s eingesehen.“ Er lasse sich ein Mal im Monat eine Depotspritze geben, um auch langfristig von den Drogen wegzukommen. Er habe Anschluss an die Suchtberatung Erding, und er wolle sich um einen Platz im betreuten Wohnen bemühen. Bis dahin könne er bei seiner Mutter unterkommen. Auch aufgrund der Tatsache, dass er bereits „konkrete Schritte in die richtige Richtung unternommen hat“, hatte Richter Christian Lederhofer dem Erdinger eine Bewährungsstrafe zwischen sechs und zehn Monaten in Aussicht gestellt. Acht Monate lautete am Ende sein Urteil.

Der 29-Jährige hatte sich bei dem Polizisten entschuldigt, „für den Biss und so“. Der reagierte verständnisvoll – jeder könne mal neben sich stehen. Schwer vorstellbar, dass die Begegnung zwischen den beiden vor einem halben Jahr derart eskaliert ist. Doch sein Mandant sei vor Gericht kaum wiederzuerkennen, sagte Verteidiger Huber. „Da sitzt quasi ein neuer Mensch.“

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