Seit Wochen keinen Kontakt - Taliban verhaften Ehepaar aus Europa in Afghanistan – Familie bangt um Angehörige

Ein Ehepaar ist am 1. Februar von den Taliban in Afghanistan festgenommen worden. Wie die BBC berichtet, wurden die beiden britischen Staatsbürger, Peter Reynolds (79) und seine Frau Barbie (75), auf dem Rückweg zu ihrem Wohnort in der afghanischen Provinz Bamiyan von der Terrormiliz aufgegriffen.

Britisches Paar leitet seit Jahren Bildungsprojekte in Afghanistan

Die Briten leiteten bereits seit 2009 Ausbildungsprojekte in Kabul und Bamiyan, darunter Schulungen für Mütter und Kinder. Laut Berichten der "Sunday Times" lernten sich die beiden als Studenten an der University of Bath kennen und heirateten 1970 in der afghanischen Hauptstadt Kabul. 

Sie setzten ihre Arbeit auch nach der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 fort. Trotz des Verbots der Taliban für die Ausbildung von Frauen, waren die Bildungsmaßnahmen offenbar von den örtlichen Behörden genehmigt worden.

Taliban-Quellen bestätigten der BBC die Festnahme. Das Ehepaar hätte gemeinsam mit einer chinesisch-amerikanischen Freundin ein Flugzeug benutzen wollen, ohne zuvor die lokalen Behörden oder die Grenzsicherheitskräfte zu informieren. 

Daraufhin durchsuchte die Polizei das Anwesen des Paares. In einem Verhör wurden sie laut Berichten der "Sunday Times" gefragt, ob sie Missionare seien, was die Kinder des Paares jedoch verneinten.

Familie hat keinen Kontakt mehr zu Ehepaar

Die britische Regierung weiß von der Verhaftung zweier britischer Staatsbürger, hat aber begrenzte Möglichkeiten zur Hilfe, da sie die Taliban nicht offiziell anerkennt und keine Botschaft in Afghanistan unterhält. Nach ihrer Festnahme konnte das Paar zunächst noch per Textnachrichten Kontakt zu ihren vier Kindern halten. 

Doch nach drei Tagen hörten die Nachrichten auf. Ihre Tochter, Sarah Entwistle, sagte der BBC, dass sie seit mehr als zwei Wochen nichts von ihren Eltern gehört habe. Peter Reynolds benötigt zudem aufgrund eines früheren Schlaganfalls dringend Medikamente. Entwistle und ihre Geschwister haben einen Brief an die Taliban geschrieben und um die Freilassung ihrer Eltern gebeten.

Menschenrechtslage in Afghanistan seit Taliban-Machtübernahme drastisch verschlechtert

Nachdem die USA nach rund 20 Jahren Militärpräsenz 2021 ihre Truppen abgezogen hatten, kehrte die Taliban an die Macht zurück. Seitdem hat die Terrormiliz zahlreiche Gesetze erlassen, die das freie Leben der afghanischen Bevölkerung stark einschränken. Diese schreiben unter anderem vor, dass Frauen ihren Körper stets verschleiern und ihr Gesicht bedecken müssen, um eine „Verführung“ von Männern zu vermeiden. Frauen ist es zudem verboten, in der Öffentlichkeit zu singen, laut zu rezitieren oder zu lesen.

Seit der Machtübernahme ist die Wirtschaft in Afghanistan zudem stark eingebrochen. Die Arbeitslosigkeit hat sich laut einem WHO-Bericht seitdem verdoppelt. Armut betrifft laut der WHO etwa die Hälfte der Bevölkerung. 80 Prozent der Haushalte leben von weniger als einem Dollar pro Haushaltsmitglied.