Recherche enthüllt - Merkel unterschrieb und schwieg: Afghanistan-Einsatz war eine Milliarde Euro teurer
Finanzielle Belastung und unklare Zielsetzung
Die Kosten verteilten sich auf verschiedene Ministerien und Referate, die das Schreiben ebenfalls abzeichneten:
- Das Verteidigungsministerium gab 12,3 Milliarden Euro für den Einsatz der Bundeswehr aus.
- Das Auswärtige Amt investierte 2,7 Milliarden Euro, unter anderem in Stabilisierungsmaßnahmen und humanitäre Hilfe.
- Das Entwicklungsministerium steuerte weitere 2,58 Milliarden Euro bei.
- Die Finanzierung der afghanischen Armee schlug mit 690 Millionen Euro zu Buche.
- Der Betrieb der deutschen Botschaft kostete jährlich etwa 12 Millionen Euro, hinzu kamen 4,5 Millionen Euro für gepanzerte Fahrzeuge und 84 Millionen für Bauarbeiten.
Trotz dieser enormen Summen blieb das Ergebnis ernüchternd: Nach 20 Jahren endete der Einsatz am 15. August 2021 mit der Rückkehr der Taliban an die Macht. Die Bundesregierung hatte es nicht geschafft, rechtzeitig alle deutschen Staatsbürger und afghanischen Ortskräfte zu evakuieren. Tausende blieben zurück.
Fehlende Strategie und Kritik aus der Politik
Der Afghanistan-Einsatz wird von Experten und Politikern mittlerweile als strategisches Scheitern gewertet. Militärexperte Sönke Neitzel von der Universität Potsdam fordert, dass künftige Missionen klare Ziele haben müssen, anstatt „strategielos hineinzustolpern“. Auch Michael Müller (SPD), der die Aufarbeitung des Einsatzes leitet, kommt zu dem Schluss, dass die hohen Kosten nicht im Verhältnis zu den erzielten Fortschritten standen.
Besonders kritisch äußerte sich der Grünen-Abgeordnete Philip Krämer: Zu viele Mittel seien ohne klare Zielsetzung ausgegeben worden, zudem habe Deutschland korrupte Strukturen in Afghanistan toleriert. Tatsächlich wurden Hilfsgelder mehrfach zweckentfremdet.
Und die Kosten könnten sogar noch höher sein: Noch nicht enthalten sind Ausgaben für deutsche Hilfsprojekte mit internationalen Organisationen wie der Weltbank, dem IWF und den Vereinten Nationen. Auch ein weiterer sensibler Punkt bleibt unter Verschluss – die finanziellen Aufwendungen des Bundesnachrichtendienstes in Afghanistan gelten laut Bundesregierung als geheimhaltungsbedürftig.