„Es ist für uns wie das Oktoberfest“: Bahnstreik bedeutet für Taxler Mehraufträge

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Schwarzes Taxi: Christine Ferjani ist mit diesem Auto für das Taxi-Unternehmen Podobnik unterwegs. Während des Bahnstreiks sind viele Autos im Einsatz. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die GDL streikt mal wieder. Viele Pendler suchen nach Alternativen - und steigen zum Beispiel ins Taxi. Wir haben uns umgehört.

Wolfratshausen – Der Wolfratshauser hatte vormittags ziemlich schlechte Laune. „Er hat schon sehr geschimpft“, erinnert sich Christine Ferjani. „Vor allem über die Bahn, und dass die schon wieder streiken.“ Zeit blieb ihm dafür genug. Ferjani hörte sich das an. Üblicherweise legt sie die Strecke zur Donnersbergerbrücke in München, wo der Herr hinwollte, in unter einer halben Stunde zurück. Diesmal hat’s länger gedauert. Sehr viel länger. „Ab dem Kiesselbach-Tunnel sind wir nur noch mit Tempo zehn gefahren“, sagt Ferjani. „Es sind wohl viele auf die Idee gekommen, das Auto zu nehmen.“

Anders ist es dieser Tage auch schwer, verlässlich von Wolfratshausen nach München zu kommen. Für die Taxi-Unternehmen bedeuten die Zugausfälle mehr Aufträge. Einmal pro Stunde fährt eine Bahn. „Ich glaube, dass sich die meisten Leute schon frühzeitig überlegt haben, wie sie zur Arbeit kommen, wenn die Züge ausfallen“, so Ferjanis Eindruck. Die Taxi-Unternehmen sind gerüstet. „Wir sind mit vielen Kollegen unterwegs heute“, sagt Ferjani. Sie selbst sitzt nicht in einem gelben Wagen mit dem prägnanten „Taxi“-Dachschild, sondern in einem schwarzen Auto.

Zusätzliche Autos im Einsatz: Taxi-Unternehmen reagieren auf Zugausfälle

„Mietwagen Podobnik“ steht in blauer Schrift auf der Hintertür. Dazu die Telefonnummer des Ruftaxis. „Wir sind gut unterwegs, meine Kollegen sind immer nur sehr kurz hier am Stand“, hat Ferjani bei ihren Wartezeiten am Bahnhofsrondell beobachtet. Dann müssen sie zur nächsten Fahrt aufbrechen. Auch Christine Ferjani braust jetzt davon – „Mittwoch ist Dialyse-Tag“, erklärt sie. Und es gibt viele Stammkunden, die dorthin gefahren werden.

Taxis in Wolfratshausen alle unterwegs: „Es ist wirklich viel los heute“ - Erster Streiktag sorgt für volle Auftragsbücher

Um 12.30 Uhr steht kein einziges Taxi am Sammelpunkt am Bahnhof. Bis 13 Uhr ändert sich das auch nicht. „Es ist wirklich, wirklich viel los heute“, sagt Taxi-Unternehmerin Claudia Podobnik in einer ruhigen Minute am Mittwochnachmittag. Seit der Streikankündigung der GDL klingelt das Telefon in der Zentrale noch öfter als sonst. „Einige haben schon früh eine Fahrt reserviert.“ Diese Fahrten würden priorisiert, „aber wir versuchen, alle Wünsche abzudecken“, versichert Podobnik. Vor allem längere Fahrten machen ihre Angestellten häufiger als sonst: „Viele wollen nach München – die wären sonst mit der Bahn gefahren.“

Mehr Taxis als sonst unterwegs: Bahnstreik seit Mittwoch

Die Unternehmerin hat eine größere Flotte als üblich auf der Straße: Statt drei Taxen und einem Zusatzfahrzeug, das reservierte Fahrten abdeckt, sind insgesamt sechs Autos mit Podobnik-Schriftzug im Einsatz. „Und alle davon haben gut zu tun“, sagt Claudia Podobnik nach einem Blick auf die Reservierungen.

Es ist nicht der erste Bahnstreik, den die Taxi-Unternehmerin mitbekommt. Und bei allem Ärger, den großflächige Zugausfälle für Berufspendler und Schüler bedeuten: Ganz unglücklich ist Podobnik nicht, wenn GDL-Boss Claus Weselsky den nächsten Streik seiner Lokführergewerkschaft ankündigt. „Für uns ist das wie das Oktoberfest. Das nehmen wir natürlich mit.“

Steigen Taxi-Preise beim Bahnstreik? Unternehmerin klärt auf

Mietwagenfirmen und private Fahrdienste passen ihre Preise an die Nachfrage an – soll heißen. Bei Taxi-Fahrten sind Kunden auf der sicheren Seite: „Die Tarife sind je nach Gebiet festgelegt – die Uhren werden sogar geeicht. Wir könnten, auch wenn wir wollten, daran gar nichts ändern“, erklärt Unternehmerin Podobnik. Im Landkreis gilt: Der gefahrene Kilometer kostet 2,30 Euro.

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