Sonnensturm ist auf dem Weg Richtung Erde – Polarlicht über Deutschland möglich
Eine Plasmawolke von der Sonne nimmt Kurs auf die Erde und könnte für Polarlicht in Deutschland sorgen. Wie man das bunte Licht am Himmel beobachten kann.
München – Die Sonne wird immer aktiver und wird laut Vorhersagen im kommenden Jahr ihr Aktivitätsmaximum erreichen. Doch auch jetzt schon ist auf der Sonne viel los. Nach dem Sonnensturm, der am 5. November 2023 Polarlicht in ganz Deutschland sichtbar machte, könnte das bunte Polarlicht nun erneut am Himmel tanzen. Denn am Mittwochabend (29. November) hat die Sonne bei einer heftigen Eruption eine gewaltige Menge heißes Plasma ins Weltall geschleudert. Diese Plasmawolke ist jetzt auf dem Weg in Richtung Erde.
Die Sonneneruption, die das Plasma ausschleuderte, entsprach einer Klasse von M9.8 – nur wenige Prozentpunkte von der stärksten Kategorie X entfernt. Doch das ist nicht der Hauptgrund, warum auf der Erde nun mit Polarlicht gerechnet werden kann. Dafür ist – neben der Stärke des Ausbruchs – etwas anderes verantwortlich: Die Richtung, in die sich die Plasmawolke bewegt. Die Eruption vom 29. November war in Richtung Erde gerichtet, weshalb sich auch das heiße Plasma in unsere Richtung bewegt.
Sonne schleudert Plasma zur Erde – Polarlicht in Deutschland möglich
Auf ihrem Weg in Richtung Erde kann der Sonnensturm möglicherweise mehrere kleinere und langsamere Plasmawolken „einsammeln“ und „kannibalisieren“ – was zu einem stärkeren geomagnetischen Sturm auf der Erde führen kann. Das Polarlicht wird dann stärker und kann weiter südlich als normalerweise üblich gesehen werden. Das Weltraumwetter-Vorhersagezentrum der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (SWPC der NOAA) rechnet damit, dass der Sonnensturm die Erde am 1. Dezember trifft. Die Fachleute erwarten auf der Erde einen geomagnetischen Sturm der Stufe G3.
Geomagnetischer Sturm der Stufe 3 wird erwartet – Polarlicht in mittleren Breiten
G3, das bedeutet laut SWPC, dass beispielsweise Satelliten in der Erdumlaufbahn durch einen erhöhten Luftwiderstand beeinträchtigt werden und es Probleme bei der Satellitennavigation geben kann. Hochfrequenzfunk kann zeitweise unterbrochen sein. Starke geomagnetische Stürme können noch schlimmere Auswirkungen auf die irdische Infrastruktur haben. Doch das wichtigste für viele Beobachter auf der Erde ist eine deutlich sichtbare Auswirkung eins Sonnensturms: Polarlicht. Das kann bei einem geomagnetischen Sturm der Stärke G3 bis in mittlere Breitengrade – das SWPC gibt eine Breite von 50 Grad an – zu sehen sein.
Damit könnte Polarlicht in Deutschland am 1. Dezember möglich sein. Zur Orientierung: Deutschland erstreckt sich von 47 bis 55 Grad nördlicher Breite, der 50. Breitengrad verläuft etwa durch Frankfurt am Main. München liegt in etwa auf dem 48. Breitengrad.

Meine news
„Ein Volltreffer!“ Gibt es eine Polarlicht-Show Anfang Dezember?
Die Weltraumwetter-Experin Tamitha Skov freut sich auf der Plattform X (früher Twitter): „Ein Volltreffer! Der Sturm wird die Erde voraussichtlich am Mittag des 1. Dezember treffen.“ Sie sagt voraus: „Zusammen mit zwei früheren Stürmen, die bereits auf dem Weg sind, haben wir einen 1,2,3-Schlag. Wenn das Magnetfeld richtig ausgerichtet ist, wird die Aurora bis tief in die mittleren Breiten reichen.“
Dunkler Himmel, Blick nach Norden – So beobachtet man Polarlicht
Um Polarlicht zu beobachten, sollte der Himmel möglichst dunkel sein, außerdem sollten keine Wolken den Blick stören. Weil das Polarlicht in unseren Breiten vom Nordpol nach Süden (Aurora Borealis) zieht, muss man nach Norden schauen, um es zu entdecken – am besten außerhalb von Ortschaften, mit dunklem Himmel. Auf der Südhalbkugel der Erde gilt das genau umgekehrt: Dort kommt das Polarlicht vom Südpol (Aurora Australis) und wandert nach Norden, man muss sich also in Richtung Süden orientieren.
Wie entsteht Polarlicht?
Polarlicht (Fachbegriff: Aurora Borealis) entsteht durch die Einwirkung der Sonne. Trifft geladenes Plasma der Sonne die Erde, dann interagiert es mit dem Magnetfeld unseres Planeten. Magnetische Kurzschlüsse im Erdmagnetfeld leiten das Plasma in die Polarregionen, wo Polarlicht häufig zu sehen ist. Trifft ein besonders starker Sonnensturm die Erde, können die Polarlichter auch weiter südlich sichtbar sein.
Bei Wolken und schlechtem Wetter: Polarlicht im Livestream
Spezielle Websites wie Polarlicht-Vorhersage.de und Smartphone-Apps wie „Aurora Alerts“ informieren, wenn das Himmelsspektakel losgeht. Auch das Polarlicht-Forum des Arbeitskreises Meteore e.V. ist eine gute Anlaufstelle, wenn Polarlicht zu sehen ist.
Wer zu weit südlich wohnt oder Pech mit dem Wetter hat und das Polarlicht nicht selbst am Himmel bewundern kann, findet im Internet Ersatz: Es gibt zahlreiche Webcams, die Polarlicht aus dem hohen Norden im Livestream zeigen. Dort ist Polarlicht deutlich häufiger zu sehen als in Deutschland. (tab)