Sonnensturm rast auf Erde zu – heute ist Polarlicht über Deutschland möglich
Die Erde ist genau in der richtigen Position, um von Sonnenplasma getroffen zu werden. Fachleute rechnen mit Polarlicht – wenn alle Bedingungen stimmen.
München – Unter Polarlicht-Experten ist die Aufregung derzeit groß. Nicht nur, weil die Sonne sich derzeit im Maximum ihres elfjährigen Aktivitätszyklus befindet und sich derzeit mit Aktivität beinahe überschlägt. Sondern auch, weil auf der Sonnenoberfläche am Dienstag (8. Oktober) ein koronaler Massenauswurf (CME) stattgefunden hat. Bei diesem Phänomen schleudert die Sonne geladenes Plasma ins Weltall. Befindet sich die Erde in „Schussrichtung“, kann sie davon getroffen werden, was einerseits wunderschöne bunte Polarlichter verursachen, anderseits aber auch für Infrastruktur-Probleme sorgen kann.
Der CME vom 8. Oktober war gewaltig (X1.8) und die Erde befindet sich genau in der richtigen Position, um das geladene Plasma abzubekommen. Derzeit rast es mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit von etwa 4,3 bis 4,7 Millionen km/h durch das Weltall in Richtung Erde – es ist die schnellste Plasmawolke, die die Fachleute des Weltraumwetter-Vorhersagezentrums (SWPC) in den USA seit langer Zeit gesehen haben. Schon am heutigen Donnerstag (10. Oktober) könnte das geladene Plasma den Vorhersagen zufolge auf das Magnetfeld der Erde treffen und womöglich ähnlich starke Polarlichter auslösen wie im vergangenen Mai.
Weltraumwetter-Experten erwarten starken geomagnetischen Sturm – Polarlichter möglich
Das SWPC hat eine sogenannte „Storm Watch“ für einen geomagnetischen Sturm der Stufe G4 für den 10. und 11. Oktober ausgegeben – nur eine Stufe unter der Höchststufe G5, die es bei dem großen Polarlicht im Mai gab. Eine „Storm Watch“ auf diesem Level sei „sehr selten“, teilt das Vorhersagezentrum mit.
Am Himmel können dann die farbenfrohen Polarlichter entstehen, die man womöglich sogar ungewöhnlich weit südlich sehen kann. Allerdings müssen die Bedingungen dafür stimmen, wie Fachleute betonen. „Zwei Magnete, die dieselbe Polarität haben, stoßen sich gegenseitig ab. Wenn sie entgegengesetzt sind, verbinden sie sich und die Magnete bleiben zusammen. Bei geomagnetischen Stürmen ist es genau das Gleiche“, erklärte Shawn Dahl vom SWPC bei einer Pressekonferenz. „Wenn das Magnetfeld im CME dasselbe ist wie das der Erde, werden wir wahrscheinlich keine schwerwiegenden Ausmaße erreichen“, so der Experte.
Welche Bedingungen für Polarlicht über Deutschland erfüllt sein müssen
Anders sei es, wenn die „Verbindung günstig“ sei. Dann könne das wahre Potenzial des CMEs zum Tragen kommen – starke Polarlichter bis weit in den Süden sind dann möglich. Dazu muss aber noch eine wichtige Bedingung erfüllt sein: Es muss am Beobachtungsort dunkel sein und der Himmel klar. Dann sollte man Richtung Norden schauen und kann auch ein Smartphone oder eine Kamera zur Hilfe nehmen, um das Polarlicht zu sehen. Ob Polarlichter in Deutschland zu sehen sein werden, hängt also auch davon ab, wann das geladene Plasma der Sonne die Erde erreicht.
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Mehr über die anrollende Plasmawolke – wie sind ihre Eigenschaften, wann kommt sie am Magnetfeld der Erde an und wie stark wird der geomagnetische Sturm wirklich – können die Fachleute erst sagen, wenn sie noch etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Dort, am sogenannten Lagrange-Punkt 1, warten die Satelliten „Discovr“ und „ACE“ darauf, die Eigenschaften der Plasmawolke zu messen. Stimmen die, könnte es durchaus wieder einen großen Sturm mit zahlreichen Polarlicht-Sichtungen geben – wie zuletzt Mitte Mai.
Wie stark werden die Polarlichter werden? Level von Mai könnte sich wiederholen
Nach der Ankunft an den Satelliten dauert es je nach Geschwindigkeit der Plasmawolke noch etwa 15 bis 30 Minuten, dann wird das Erdmagnetfeld getroffen. Wie stark die Polarlichter werden, wird sich dann in der Praxis zeigen. In der Vorhersage hält sich der SWPC-Fachmann Dahl aber noch merklich zurück: „Wird es sich um ein globales Phänomen handeln oder um ein Phänomen, das in den gesamten Vereinigten Staaten zu beobachten ist, so wie der Sturm im Mai? Das ist schwer zu sagen, bis wir es richtig einschätzen können.“ Er schiebt aber hinterher, dass „die Chance besteht, dass sich so etwas wie im Mai wiederholt“. (tab)