Ungepflegt oder wunderschön? Weilheims blühende Landschaften

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Blicke vieler Passanten zieht die Blühwiese auf sich, die neben dem Bolzplatz an der Hardtkapellenstraße entstanden ist. Rund um den Sportplatz könnte sich in den nächsten Jahren noch mehr üppiges Grün entwickeln, auch mit zusätzlichen Aufenthaltsmöglichkeiten. © Magnus Reitinger

Manche finden es ungepflegt, doch viele freuen sich an der Buntheit: Immer mehr Grünflächen in Weilheim werden Blühwiesen. Die Stadt will diesen Beitrag zum Klima- und Artenschutz konsequent ausbauen.

Weilheim – Es fällt auf, dass an den Rändern von Straßen, Gehwegen und Parkplätzen im Weilheimer Stadtgebiet deutlich mehr wächst und blüht als früher – so oder so: Viele freuen sich daran, halten mitunter sogar an, um die Farbenpracht zu fotografieren. Andere halten das hohe Grün für verwildert oder ungepflegt, fragen sich, ob das Mähen vergessen wurde oder ob es sich dabei um eine überzogene Sparmaßnahme handelt.

Für ihre „naturnahe Grünpflege“ wurde die Stadt Weilheim anfangs belächelt

Doch das Ganze ist Absicht. Es ist Konzept der Stadt Weilheim, an vielen Stellen seltener zu mähen. Erste Schritte dazu habe man bereits vor mehr als zehn Jahren unternommen, berichtet Bürgermeister Markus Loth: „Damals wurden wir dafür noch belächelt, heute sieht man naturnahe Grünpflegekonzepte in vielen Kommunen Deutschlands.“ Neben der selteneren Mahd werden in Weilheim seitens der Stadtwerke insektenfreundliche Samenmischungen auf dem „Straßenbegleitgrün“ ausgesät. Zudem wurden Blühwiesen und Hecken im Stadtgebiet angelegt sowie Bäume und Obststräucher gepflanzt, „unter anderem zum ,Naschen‘ für die Bevölkerung und die Tiere“, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt.

Blühfläche beim Rathaus Weilheim
Auch mitten in der Stadt blüht es bunt – etwa neben dem Parkplatz am Rathaus. © Stadt Weilheim

Es geht auch um Starkregen- und Hitze-Vorsorge

Die Vorteile daraus sind vielfältig, betont Weilheims Klimaschutzmanagerin Angelika Baur: „Gesunde Bäume und Böden sind nicht nur gut für die Artenvielfalt, sondern sichern frische Luft, speichern CO2 und wirken auch als Vorsorge gegen Hitze- und Starkregenereignisse, die sich im Zuge des Klimawandels in unserer Region häufen.“

Gleichwohl wundern sich immer wieder Bürger, warum seltener gemäht wird und im Herbst verblühte Pflanzen stehen gelassen werden, weiß Sebastian Soyer, der Leiter des Betriebshofs der Stadtwerke Weilheim: „Hier müssen wir konstant weiter aufklären und ein Bewusstsein schaffen, warum dies sinnvoll ist – denn jeder kleine Beitrag für den Artenschutz und den Erhalt unserer Heimat ist wichtig.“

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Noch mehr Umgestaltung an der Hardtkapellenstraße geplant

Dank Fördermitteln des Bundes aus dem Topf „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“ könne Weilheim in den nächsten Jahren sein Engagement für klimaresilientes, nachhaltiges Stadtgrün weiter ausbauen, freut sich Bürgermeister Loth. Ausgeweitet werden sollen damit unter anderem Projekte wie „die naturnahe Umgestaltung an der Hardtkapellenstraße“. Um die heuer von der Hardtschule umgepflanzten Bäume (wir berichteten) blüht es dort besonders bunt und üppig. Das würde man gern „noch größer aufziehen“, sagt Stadtbaumeisterin Katrin Fischer. Die Flächen rund um den Bolzplatz könnten so auch mehr Aufenthaltsqualität bekommen und zum „Treffpunkt fürs Quartier“ werden.

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Kritik von Bürgerinitiative zu „Bauernwiese“

Dass Blühwiesen im Stadtgebiet seltener und zurückhaltender gemäht werden, erkennt auch die „Bürgerinitiative Zukunft Weilheim“ an. Doch sie kritisiert, dass zugleich „die letzte echte Bauernwiese in Weilheim“ weiterhin extensiv bewirtschaftet werde. Gemeint ist jene städtische Wiese am Bahngleis zwischen Unterhausen und Wielenbach, auf der die Stadtwerke eigentlich Solarmodule aufstellen wollten – was aber daran scheiterte, dass es sich bei dieser um ein geschütztes Biotop handelt, wie Gutachten ergaben (wir berichteten). Diese Wiese sei erst kürzlich wieder mit schwerem Gerät befahren und „zur Unzeit gemäht“ worden, moniert Verena Wendt als Sprecherin der Initiative und verweist auf entsprechende Schäden für Fauna und Flora. Die Bürgerinitiative habe der Stadt mehrfach angeboten, diese Wiese anzukaufen – mit der Zusicherung, „sie fachlich qualifiziert zu erhalten“. Doch darauf, so Wendt, habe man „keine Reaktion aus dem Rathaus“ erhalten.

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