Schlappe für Nato nach Trumps Fünf-Prozent-Forderung: USA planen Truppenabzug aus Europa
Ein möglicher Abzug von US-Soldaten aus Europa entfacht Diskussionen über Verteidigungskosten und die Zukunft der Sicherheit Europas – jetzt ganz neu.
Brüssel – US-Präsident Donald Trump plant offenbar, rund 20.000 amerikanische Soldaten aus Europa abzuziehen. Laut einer europäischen Diplomatenquelle, auf die sich die italienische Nachrichtenagentur ANSA beruft, fordert Trump ein finanzielles Engagement der europäischen Länder für die verbleibenden Truppen. „Darüber hinaus möchte er für jene, die bleiben, einen finanziellen Beitrag der europäischen Länder, da diese Soldaten eine Abschreckung darstellen und die Kosten nicht allein von den amerikanischen Steuerzahlern getragen werden können“, hieß es laut ANSA. Entsprechend will Trump die US-Truppenstärke damit um etwa 20 Prozent reduzieren.
Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit seiner Forderung, dass europäische Länder sich stärker an den Kosten für die verbleibenden Truppen beteiligen. Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump ähnliche Schritte angekündigt, die jedoch von seinem Nachfolger Joe Biden zeitweise ausgesetzt wurden. Derzeit sind rund 100.000 US-Soldaten verschiedener Einheiten in Europa stationiert.
Im Jahr 2022 waren etwa 38.000 US-Soldaten in Deutschland stationiert. Diese Truppen sind hauptsächlich in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen stationiert.
Hintergrund ist Trumps langjährige Kritik an der Verteilung der Verteidigungsausgaben innerhalb der Nato. Schon 2014 war ein Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben festgelegt worden, das die meisten Mitgliedstaaten bis heute nicht erreichen.
Europäische Reaktionen auf Trumps Anforderungen
Vor diesem Hintergrund wachsen die Sorgen in europäischen Nato-Staaten, die bereits mit Russlands Drohgebärden im Kontext des Ukraine-Kriegs konfrontiert sind. Der polnische Premierminister Donald Tusk zeigte sich dennoch offen für höhere Verteidigungsausgaben: „Wir sollten nicht irritiert sein. Wir sollten nicht entsetzt sein“, sagte er vor dem Europäischen Parlament laut Reuters. „Dies ist nicht das, was ein Gegner Europas sagen würde. Ich möchte Ihnen sagen, dass dies eine Zeit ist, in der Europa nicht bei der Sicherheit sparen kann.“
Auch andere europäische Stimmen sehen Handlungsbedarf. „Wir haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg daran gewöhnt, unsere letztendliche Verteidigung an die Vereinigten Staaten von Amerika zu delegieren, durch deren militärischen Schutzschirm und insbesondere deren nuklearen Schutzschirm“, sagte Nicolás Pascual de la Parte, ehemaliger spanischer Botschafter bei der Nato, dem US-amerikanischen Sender ABC.
Meine news
Auch der ehemalige finnische Präsident Sauli Niinistö äußerte sich auf einer Verteidigungskonferenz in London ausführlich zur Lage der europäischen Verteidigungspolitik. „Hier in Europa haben wir nur ein Problem, nämlich dass uns Ausrüstung und Truppen fehlen. Wir brauchen Finanzierung“, sagte Niinistö laut dem US-amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek. „Wir sollten alle gemeinsam anfangen, darüber nachzudenken, wie wir diese Lücken füllen, falls sie auftreten“, fügte er im Zusammenhang mit einer möglichen Verringerung der US-Präsenz in Europa hinzu.
Europäische Verteidigungspolitik während Trumps Präsidentschaft
Trump forderte zuletzt wiederholt eine signifikante Erhöhung der Nato-Verteidigungsausgaben. „Ich denke, die Nato-Staaten sollte fünf Prozent haben. Sie können sich das alle leisten, aber sie sollten bei fünf Prozent liegen, nicht bei zwei Prozent“, betonte er Anfang Januar.
Bereits 2020 plante die Trump-Administration, etwa 12.000 US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen, mit Verweis auf unzureichende deutsche Verteidigungsausgaben. Der Vorschlag stieß auf starken Widerstand in den USA und Europa, da er die Sicherheitslage hätte gefährden können.
Die möglichen Pläne des US-Präsidenten für eine Truppenreduzierung in Europa und seine Forderung nach höheren Nato-Beiträgen fallen in eine Zeit, in der das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland zunehmend angespannt ist. Während einige europäische Staaten sich offen für eine Steigerung ihrer Verteidigungsausgaben zeigen, verweisen andere auf die Schwierigkeit, dafür öffentliche Zustimmung zu gewinnen.
Fest steht jedoch: Die Debatte um eine gerechtere Lastenteilung innerhalb der Nato und die langfristige Rolle der USA in Europa hat durch Trumps jüngste Äußerungen neuen Auftrieb erhalten. (fsa)