Schafe unter Solarpaneelen: Bei Riesen-Anlage an der Staatsstraße wird nun tierisch gemäht

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Haben am Freitag ihren Dienst angetreten: Durch die Beweidung mit einer Schafherde soll das Areal des Solarparks an der Staatsstraße 2070 in Egling umweltschonend gepflegt werden. © Sabine Hermsdorf-Hiss

12 Schafe haben den Eglinger Solarpark bezogen, bis zu 60 sollen es werden. Die Beteiligten sehen Vorteile: Für den Energiebetrieb und die Landwirtschaft.

Egling – Ein paar Schläge auf den Hafereimer, ein paar Mäh-Rufe – und schon gibt es für das knappe Dutzend Schafe kein Halten mehr. Wie im Bilderbuch springen ein rundes Dutzend Kamerun- und Bergschafe sowie Ostfriesische Milchschafe aus dem Anhänger und folgen im Entenmarsch ihrem Schäfer in die neue Heimat: der Solarpark Egling an der Staatsstraße 2070. Aufgabe der Vierbeiner ist es, durch Beweidung auf dem 6,6 Hektar großen Areal das Gras kurz zu halten.

Das Freiflächen-Photovoltaik-Projekt, Investor ist das Münchner Unternehmen Vispiron, ist nahezu fertig. Nur ein paar Kabelrollen und Werkzeug warten noch auf den Abtransport, die Ladesäulen für E-Fahrzeuge auf dem Parkplatz vor dem grünen Tor müssen noch von den Holzverschalungen befreit werden. „Die Schafe kommen erst einmal im hinteren Teil unter“, sagt Projektleiter Eduard Schindler und deutet auf einen zwischen den Solarmodulen gespannten Zaun. „So können wir uns in Ruhe im vorderen Bereich um die Restarbeiten kümmern, die ja oftmals mit An- und Abfahrten verbunden sind.“ Ziel sei aber, dass die Tiere sich später einmal in allen Bereichen ungehindert bewegen können.

Vispiron hat sich bewusst für die Beweidung durch die Vierbeiner entschieden. „Es ist für alle Seiten eine Win-win-Situation. Und wenn man so die heimische Landwirtschaft fördern kann, warum nicht?“ Bereits beim Bau des Solarparks sei darauf geachtet worden, mit möglichst vielen Unternehmen aus der Region zusammen zu arbeiten. „Wir haben hier die besten Erfahrungen gemacht.“

Freiflächen-Photovoltaik: Anlage ist groß wie neun Fußballfelder

Nun sollen die Schafe einen weiteren Baustein bei der Verwirklichung des Stromerzeugungsprojekts bilden, indem sie für eine umweltverträgliche und schonende Pflege der Wiese sorgen, die etwa so groß ist wie neun Fußballfelder. Bei einer mechanischen Mahd entwickelt sich leicht Staub, die Solarmodule könnten zudem durch Steinschlag beschädigt werden. Schindler: „Die Schafe halten das Gras quasi auf Golfplatzniveau und sorgen gleichzeitig dafür, dass sich weniger Nager auf der Anlage ansiedeln.“ Ein weiterer Pluspunkt: Es würden weder Pestizide noch Dünger zum Einsatz kommen. „Also alles absolut umweltfreundlich“, betont der Projektleiter.

Artenvielfalt wird untersucht: Schafe als Rasenpfleger könnten helfen

Ein weiteres Ziel: „Den Boden abmagern.“ Schindler berichtet von Erfahrungen, die an anderen Standorten gewonnen werden konnten, bei denen ebenfalls tierische Rasenmäher im Einsatz sind: „Plötzlich fanden sich wieder Pflanzen und Tiere ein, die außerhalb des Areals schon längst verschwunden sind.“ Schindler lässt seien Blick über den Solarpark Egling schweifen: „Mich persönlich würden die Ergebnisse interessieren, wenn man die Situation bezüglich der Artenvielfalt in einer Vorher-Nachher-Studie untersuchen und dokumentieren würde.“

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Mittlerweile probieren die Tiere bereits die ersten Halme. Der Hafereimer ist vergessen. Die Schafe machen nicht den Eindruck, dass sie sich zwischen den langen Modulreihen unwohl fühlen. Manche genießen den Schatten unter den Solarpanels. „Übrigens werden nur die Module warm, aber nicht so stark, dass es darunter heiß wird“, räumt Schindler mit einem Gerücht auf. Im Eglinger Solarpark werden sogenannte bifaziale Module verwendet.

Unterstand für Schafe soll kommen: Tiere bei Energie-Projekt im Einsatz

Diese können gleichzeitig das direkte Sonnenlicht auf der Vorderseite als auch das Streulicht auf der Rückseite zur Stromerzeugung nutzen. Schindler legt seine rechte Hand darauf: „Gerade mal lauwarm.“ Eher unangenehm für die Schafe könnte der Wind werden. Doch es ist bereits Abhilfe in Sicht: Es wird noch ein Unterstand errichtet, in den sich die Paarhufer bei Bedarf zurückziehen können.

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Der Schäfer aus Geretsried wird mit seinem Anhänger noch ein paar mal hin und her fahren müssen, bis die Herde komplett ist: „Es sollen mindestens 20 werden“, sagt er. Wenn die Schafe die ganze Fläche des Solarparks nutzen können, werden es zwischen 40 und 60 sein. „Wir müssen schauen, wie sie alles abfressen, ob wir noch mehr brauchen, oder die Anzahl ausreichend ist.“ Apropos: In der ersten Zeit wird der Geretsrieder täglich nach dem Rechten sehen, später nicht mehr ganz so häufig. „Aber alleine lassen werde ich meine Tiere keinesfalls.“

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