UN-Sonderberichterstatter fordern Verbot für Fossil-Lobbyisten
18.08 Uhr: In einer neuen Erklärung haben 25 UN-Sonderberichterstatter die langjährigen Forderungen von Klimagerechtigkeits-Aktivisten unterstützt und plädieren für einen Ausschluss von Lobbyisten der Fossil-Industrie aus den UNFCCC-Klimaverhandlungen. Sie betonen die Notwendigkeit, die Präsenz dieser Interessenvertreter einzuschränken, um Transparenz, öffentliche Beteiligung, einen sinnvollen Dialog mit der Zivilgesellschaft sowie den Schutz von Umweltschützern zu gewährleisten.
Mehr als 5350 Lobbyisten bei den letzten vier COPs
Exklusive Analysen der Kick Big Polluters Out Coalition belegen, dass bei den vergangenen vier Klimagipfeln mehr als 5350 Lobbyisten aus der Öl-, Gas- und Kohlebranche akkreditiert waren. Diese Interessenvertreter, die sich unter Staatschefs und Verhandlern mischten, repräsentierten mindestens 859 Organisationen, einschließlich 180 Unternehmen.
Unternehmen aus dem Öl-, Gas- oder Kohlebereich entsenden Lobbyisten, um Klimapolitik zu ihren Gunsten zu lenken und seit Jahrzehnten ambitionierte Maßnahmen zu verzögern oder zu verhindern. Besonders auffällig: 90 Konzerne, darunter ExxonMobil, Chevron, BP und Petrobras, die die höchsten Lobbykontingente stellten, sind für 57 Prozent der globalen Öl- und Gasproduktion im Vorjahr verantwortlich.
Adilson Vieira, Sprecher der Amazonian Work Group, kommentierte die Erkenntnisse laut „The Guardian“ kritisch: „Während Waldgemeinden um ihr Überleben kämpfen, kaufen dieselben Unternehmen, die den Klimakollaps verursachen, Referenzen und politischen Einfluss, um ihre fossilen Imperien weiter auszubauen.“
Nächste Klimakonferenz in Bonn?
15.23 Uhr: Kommt die Weltklimakonferenz im nächsten Jahr nach Deutschland? Die Bundesregierung will dies möglichst vermeiden. „Um Himmels willen, einigt euch zwischen Australien und der Türkei, damit diese technische Lösung nicht zum Zuge kommt“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) auf der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém.
Australien und die Türkei wollen beide 2026 die Weltklimakonferenz COP31 austragen. Gelingt keine Einigung, würde die Konferenz mit Zehntausenden Delegierten am Ort des UN-Klimasekretariats stattfinden – und dieses hat seinen Sitz in Bonn.
„Wir müssten es, wir wollen es aber nicht“
„Das ist keine Frage des Wollens“, betonte in der Klimadiplomatie sehr erfahrene Flasbarth, der für die deutsche Delegation die Verhandlungen in Brasilien leitet. „Wir müssten es, wir wollen es aber nicht.“ Man hätte nur zwölf Monate Zeit für die Vorbereitung. „Deutschland ist ein Land, das aus guten Gründen viele Regeln hat.“
Als zuletzt die Konferenz in Bonn stattfand – das war 2018 unter dem Vorsitz der Fidschi-Inseln – habe in Bonn etwa der Hochwasserschutz für die Rheinaue in Bonn für kurze Zeit außer Kraft gesetzt werden müssen. „Das sind alles keine einfachen Dinge. Deutschland braucht für eine Konferenz mehr Zeit.“
Die Austragung der jährlichen Weltklimakonferenz rotiert zwischen den Weltregionen, die Staatengruppen müssen sich jeweils auf einen Gastgeber einigen.
UN-Klimachef lobt Erfolge des Pariser Abkommens
15.21 Uhr: Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Brasilien hat UN-Klimachef Simon Stiell die Erfolge im Kampf gegen die Erderwärmung herausgestrichen – und zugleich mehr Tempo eingefordert. Das vor zehn Jahren geschlossene Pariser Klimaabkommen habe dazu geführt, dass der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase gebremst worden sei, sagte er vor dem Plenum in der brasilianischen Millionenstadt Belém im Amazonasgebiet. Doch wolle er nichts schönreden. „Wir müssen viel, viel schneller werden – sowohl beim Runterfahren der Emissionen, als auch bei der Stärkung unserer Widerstandskraft.“
Zu lamentieren keine Strategie
Die Wissenschaft sei klar, fügte Stiell an. Die Menschheit könne und müsse die Erderwärmung unter auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit drücken – nach einem nun unvermeidlichen vorübergehenden Überschreiten der Marke. Darüber zu lamentieren sei aber keine Strategie. „Jetzt zu zögern, macht weder wirtschaftlich noch politisch Sinn – in einer Zeit, in der Megadürren die nationalen Ernten vernichten und die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben.“
Solar- und Windenergie meist am kostengünstigsten
Stiell sagte dazu, Hoffnung machten die Erfolge der Energiewende. „Solar- und Windenergie sind mittlerweile in 90 Prozent der Welt die kostengünstigste Energiequelle. Erneuerbare Energien haben Kohle in diesem Jahr als weltweit wichtigste Energiequelle abgelöst.“ Und Investitionen in erneuerbare Energien überträfen die in Öl, Gas und Kohle inzwischen im Verhältnis 2:1.
COP30-Präsident startet mit einer Vision
15.06 Uhr: Der frisch gekürte Präsident der COP30, André Aranha Corrêa do Lago, strahlt in seiner ersten Rede auf der Weltklimakonferenz pure Begeisterung aus. „Ich bin stolz meinem Land dienen zu dürfen“, sagt er.
Tief überzeugt davon, dass der Mensch im Kern gut ist – auch wenn er zu schrecklichen Dingen wie Krieg fähig sein kann – treibe Corrêa do Lago der Wille an, das Leben der Menschen zu verbessern. Für ihn führe kein Weg am Multilateralismus vorbei: Nur gemeinsam lassen sich die globalen Herausforderungen bewältigen.
Er erinnert daran, dass es der Weltgemeinschaft in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten gelungen ist, mit dem Montreal-Protokoll 95 Prozent der ozonschädigenden Gase zu eliminieren – ein Beweis dafür, was Zusammenarbeit erreichen kann.
Doch trotz dieser Erfolge gebe es noch viel zu tun. Ziel der COP30 sei es, konkrete Lösungen zu finden und diese konsequent umzusetzen – mit Fokus auf Implementierung und Anpassung.
Nicht allein im Klimakampf: COP29-Präsident eröffnet COP30
14.53 Uhr: Mit dem offiziellen Start der COP30 in Brasilien hat der ehemalige Präsident der COP29, Mukhtar Babayev aus Aserbaidschan, die Eröffnungsrede gehalten. Babayev unterstrich die Priorität der Klimafinanzierung. Er betonte, dass es nun um Ergebnisse gehen müsse, nicht um Debatten – dies sei eine „neue Ära“.
Immer noch gebe es Menschen, die zweifeln und die enormen Herausforderungen sehen. Diesen machte Babayev klar, dass der Gipfel auch dafür da sei, zu zeigen: Man ist nicht allein mit den Herausforderungen. Jede Gemeinschaft kämpfe ums Überleben, und jeder investiere in Lösungen.
Es gehe auch darum, jetzt alle an ihre Versprechen der COP29 zu erinnern und weiterzumachen für eine grüne Welt. Im Anschluss wurde der neue Präsident für die COP30, André Aranha Corrêa do Lago, vorgestellt, der die Leitung der Konferenz übernehmen wird.
Taliban beschweren sich über Nicht-Einladung
14.07 Uhr: Letztes Jahr waren sie ein Überraschungs-Gast: Die afghanischen Taliban entsandten eine kleine Gäste-Delegation zur COP29 in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Dieses Jahr hingegen hat das Islamisten-Regime keine Einladung erhalten.
Man sei „zutiefst besorgt angesichts der Tatsache, dass Afghanistan leider keine offizielle Einladung erhalten hat, obwohl es eines der vulnerabelsten Länder ist, was den Klimawandel angeht“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP aus einer Stellungnahme der afghanischen Behörde für Umwelt- und Naturschutz. Das Taliban-Regime ist seit seiner erneuten Machtübernahme im Sommer 2021 international isoliert.
In diesem Jahr kommen die Staaten bei der UN-Klimakonferenz in Belém zusammen, um über den weltweiten Kampf gegen die Klimakrise zu diskutieren.
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