709 Tonnen Treibhausgas-Ausstoß: Jetzt drohen allen Hausbewohnern Mieterhöhungen
Auf die Mieter der Baugenossenschaft Wolfratshausen kommen Mieterhöhungen zu. Der Hintergrund: Die Baugenossenschaft muss den CO₂-Ausstoß reduzieren.
Wolfratshausen – Die Baugenossenschaft (BG) Wolfratshausen hat den Klimapfad beschritten. Das Ziel: Die Kohlenstoffdioxid (CO₂)-Emissionen drastisch reduzieren, um klimaneutral zu werden. Das berichtete BG-Vorstandsmitglied Britta Wurm in der jüngsten Mitgliederversammlung der Genossenschaft, die aktuell 642 Mitglieder zählt.
„Wir sind bestrebt, insgesamt den Energieverbrauch in unseren Häusern zu reduzieren“, sagte Wurm. „Schließlich müssen wir bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden.“ Da dies eine EU-Vorgabe sei, sei es unerheblich, ob und wann die schwarz-rote Bundesregierung „das Heizungsgesetz modifiziert oder abschafft“. Fakt sei, „dass wir innerhalb der nächsten 20 Jahre schauen müssen, mit welchen Maßnahmen wir den CO₂-Ausstoß unseres Gebäudebestands möglichst auf Null reduzieren“.
709 Tonnen Treibhausgas Gesamtemissionen im Jahr 2023
Vor dieser Kulisse habe der Verband bayerischer Wohnungsunternehmer (VdW) Bayern eine Bestandsanalyse, eine „Treibhausgasbilanz“ durchgeführt. Das Ergebnis: Die Gesamtemissionen im Jahr 2023 beliefen sich bei der BG Wolfratshausen auf 709 Tonnen CO₂. Das entspricht nach Worten von Wurm 22,22 Kilo Treibhausgas pro Quadratmeter Wohnfläche. Zum Vergleich: Der Durchschnittswert in Deutschland beträgt 21,5 Kilo, der Durchschnitt bei Wohnungsunternehmen in Bayern 33,33 Kilo CO₂ pro Quadratmeter Wohnfläche.
Hauptverursacher sind die Heizungsanlagen
Verursacher des Treibhausgases in den Liegenschaften der BG sind mit 92 Prozent am Gesamtanteil primär die Heizungsanlagen. „Die hieraus entstandenen CO₂-Kosten betrugen im vergangenen Jahr 6500 Euro.“ Geld, das zu einem wesentlichen Teil die Mieter auf den Tisch legen mussten. Wurm warnte: „Bei unverändertem Verbrauch werden die Kosten im Jahr 2025 bereits auf 8000 Euro steigen. Bei den prognostizierten CO₂-Preisen pro Tonne von heute 55 Euro auf bis zu 180 Euro pro Tonne im Jahr 2030 könnten die Kosten auf bis zu 26 000 Euro steigen.“
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Das sei ein Grund, warum dem VdW der Auftrag erteilt worden sei, einen „Klimapfad“ für die BG Wolfratshausen zu erstellen. Ein strategischer Fahrplan, mit dem die CO₂-Emissionen systematisch reduziert werden – am Ende des Prozesses steht die Klimaneutralität. Als Maßnahmen, dieses Ziel zu erreichen, nannte Wurm unter anderem die energetische Sanierung von Gebäuden, die Umstellung auf erneuerbare Energien und klimafreundliche Neubauten.
Investitionen mutmaßlich im zweistelligen Millionenbereich
Besagter Klimapfad sei unverzichtbar, konstatierte Wurm. Andernfalls sei es wahrscheinlich, dass Banken der BG keine Kredite oder Fördermittel mehr zur Verfügung stellen würden. Zudem könne die BG auf Basis des Klimapfads konkret feststellen, „welche Investitionskosten über die nächsten Jahre und Jahrzehnte auf uns zukommen und wann welche Maßnahmen am sinnvollsten durchgeführt werden sollten“.
Wurm verhehlte nicht, dass in die CO₂-Strategie künftige Mieterhöhungen eingepreist werden. Die seien unumgänglich, um energetische Sanierungen und andere Arbeiten durchführen zu können. „Auch wenn uns noch keine konkreten Investitionskosten vorliegen, so gehen wir davon aus, dass sich die Kosten im bis zu zweistelligen Millionenbereich bewegen könnten.“ Die gelernte Bankkauffrau sprach von einer „Mammutaufgabe“ – zu der die BG aber gesetzlich verpflichtet sei. Die Bewältigung dieser Aufgabe sei „nur unter Einbindung von Mieterhöhungen darstellbar“. (cce)
Die Baugenossenschaft in Zahlen
In der Mitgliederversammlung stellte Vorstandsmitglied Britta Wurm die Baugenossenschaft in Zahlen vor: 642 Mitglieder mit 1292 Genossenschaftsanteilen, 523 verwaltete Wohnungen (davon 210 einkommensorientiert gefördert), 761 verwaltete Garagen, Stellplätze und Tiefgaragen-Parkplätze, vier verwaltete Gewerbeeinheiten, 8,38 Euro durchschnittliche Wohnungsmiete, 914 000 Euro Jahresüberschuss im Geschäftsjahr 2024, 19,56 Millionen Euro Eigenkapital, 54,7 Millionen Euro Bilanzsumme, 411 000 Euro Bilanzgewinn. Wurm: „Ich ziehe das Fazit, dass die Zahlen die wirtschaftliche Stabilität und Kreditwürdigkeit der Baugenossenschaft unterstreichen.“ Dafür spreche nicht zuletzt, dass die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen die BG in puncto Bonität nicht länger als „gut“, sondern inzwischen als „sehr gut“ bewerte.