Kostbare Früchte, wertvolles Holz: die Elsbeere

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Noch steht sie gut da: Robert Nörr mit einer Elsbeere. Die ausladende Krone der Buche links im Bild macht ihr allerdings das Leben schwer. © Doris Schmid

Die Elsbeere gehört zu den seltensten Bäumen im Wald. In einem relativ artenreichen Wald bei Hornstein in der Gemeinde Egling sprießen an mehreren Stellen Elsbeeren aus dem Boden.

Egling – Ein seltener und weitgehend unbekannter Waldbaum ist die Elsbeere. Nur im Herbst fällt sie durch ihre besondere Laubfärbung auf. In einem relativ artenreichen Wald bei Hornstein in der Gemeinde Egling sprießen gleich an mehreren Stellen kleine Elsbeeren aus dem Boden.

Ursprung im Kaukasus

Die Verbreitung der Elsbeere reicht laut Revierförster Robert Nörr vom vermutlichen Ursprungsgebiet, dem Kaukasus, über die Türkei und den Balkan nach Mitteleuropa. Ihren Schwerpunkt hat sie in Frankreich. „Sie ist nirgends ein Baum, der ganze Bestände bildet“, sagt Nörr. Im Jahr 2011 wurde sie zum Baum des Jahres gekürt. „Damals hieß es, südlich der Donau gibt’s keine Elsbeeren mehr“, erzählt Nörr. „Das stimmt natürlich nicht.“ Gerade an den Steilhängen der Isar und im Fünf-Seen-Land zwischen Starnberger See und Ammersee gebe es welche. Aber sie seien tatsächlich sehr selten.

„Sie hat das gleiche Problem wie die Mehlbeere, sie ist sehr konkurrenzschwach“, berichtet der Experte. 20 bis 25 Meter wird die Elsbeere in der Regel hoch – wenn andere, sie umgebende Bäume das zulassen. In einem Wald, „wo die Buche über 30 Meter hoch wird, hat sie keine Chance, wenn der Mensch nicht nachhilft“. So ein Fall ist mutmaßlich das Exemplar im Hornsteiner Wald, das Nörr für unsere Serie ausgesucht hat. Ganz in der Nähe steht eine Buche mit einer mächtigen Krone. „Greift hier der Waldbesitzer nicht ein, wird sie der Elsbeere in fünf Jahren den Garaus machen“, prophezeit der Förster.

Kiefer als liebste Nachbarin

Aber einen großen Vorteil hat sie gegenüber der Buche: Dort, wo diese schlecht wachsen kann, beispielsweise an steilen Hängen und auf trockenen Böden, „gibt es häufiger Elsbeeren“. Und eine Kiefer mit ihrer lichtdurchlässigen Krone mag sie als liebste Nachbarin. „Sie ist extrem trockentolerant und deshalb eine für den Klimawandel wichtige Baumart“, sagt der Fachmann. Weil die Elsbeere Konkurrenz nicht so gut verträgt, mache es keinen Sinn, sie mitten in einen Wald zu pflanzen. „Es geht in Sondersituationen am Waldrand, da, wo man wirklich eine große Lücke im Süden hat“, sagt Robert Nörr.

Projekt soll die Elsbeere erhalten

In Sichtweite stehen weitere Elsbeeren – fünf an der Zahl – in einem Waldstück, das der Stadt München gehört. Die Kommune hat Nörr zufolge alle Elsbeeren kartiert und diese für ein Projekt des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck zur Verfügung gestellt. Ein immenser Aufwand. „Ziel ist es, die Elsbeeren im Fünf-Seen-Land zu erhalten“, erklärt der Wolfratshauser. Auch das AELF Holzkirchen hat sich an dem Projekt beteiligt. Nörr berichtet, dass die Elsbeeren, wo es lohnenswert ist, „beerntet“ werden. Der Förster erklärt: „Im Herbst werden die reifen Früchte geerntet.“ Dabei müsse man auf den Tag genau den perfekten Zeitpunkt erwischen, „sonst sind die Vögel die schnelleren“.

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Allerdings könne man den Baum nicht einfach schütteln. „Da muss jemand hochklettern und die Früchte einzeln einsammeln“, sagt Nörr. Und aus diesen Früchten werden dann neue Bäume gezogen. „Das ist bei der Elsbeere sehr schwierig.“ Deshalb seien die Pflanzen auch wahnsinnig teuer. „Wir haben schon vielfach Elsbeeren gepflanzt und extrem unterschiedliche Erfahrungen gemacht“, berichtet Nörr. „Es gibt welche, die sind top angegangen, da ist jede einzelne was geworden. Aber wir haben auch welche mit 70 Prozent Ausfall.“

Teurer Edelbrand

Übrigens: Elsbeerbrand zählt weltweit zu den kostbarsten Edelbränden. Der Grund: Es dauert 20 bis 30 Jahre, bis der Baum erstmals Früchte trägt. Danach wachsen teils mit einigen Jahren Abstand Früchte. Ein Liter kostet zwischen 300 und 500 Euro.

Steckbrief

Blatt: langstielig, breit-ovaler Umriss, tief gelappt;

Rinde: rissig, dunkelbraun;

Früchte: kugelig bis länglich, anfangs rötlich-gelb, reif braun;

Wurzel: herzförmig;

Höhe: maximal 35 Meter;

Altersgrenze: 200 Jahre;

Vorkommen im Landkreis: an warmen, trockenen Hängen wie der Isarleiten;

Holzeigenschaften: schwer, hart, Splint: rötlich-weiß, Kern: rotbraun;

Holzpreis: sehr qualitätsabhängig, bisheriger Spitzenpreis 16 000 Euro pro Kubikmeter.

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