Mit einer alten Idee zu einer neuen Eisfläche

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Nach wie vor sehr beliebt ist das Schlittschuhlaufen im Dachauer Eisstadion. © hab

Der Eissport in Dachau steht mittel- bis langfristig vor dem Aus. Die Stadt hat kein Geld, eine neue Kunsteisbahn zu bauen. Der Eissportverein nimmt die Sache daher selbst in die Hand.

Dachau – Rückblick: Ende 2017 präsentierte der ESV Dachau im Rahmen einer großen Pressekonferenz seine Pläne für eine Eishalle an der Wallbergstraße. Der Verein würde die Immobilie betreiben, die VR-Bank als Großsponsor für das „Leuchtturmprojekt“, wie es Bankvorstand Thomas Höbel damals nannte, einsteigen. Die Dachauer SPD, OB Florian Hartmann sowie der Dachauer Jugendrat waren begeistert von der Idee.

Das Problem: ESV und SPD liefen gegen eine Wand. Der Verein würde sich mit dem Projekt übernehmen; zudem könne es doch nicht angehen, dass die Stadt beim Verein um Eiszeiten für den Publikumslauf betteln müsse, so das Argument der CSU. Die Grünen sorgten sich um die Frischluftschneise, die mit dem Bau der Eishalle zerstört würde, die Freien Wähler um die Finanzierungsstruktur, die beim ESV „nicht gesichert“ sei.

Da aber, und das war schon vor sechs Jahren absehbar, die angesprochene Finanzierungsstruktur bei der Stadt Dachau mindestens genauso unsicher war, ist die Lage nun, wie sie ist: Die Stadt hat kein Geld, eine wie auch immer geartete Kunsteisbahn selbst zu bauen. Der Doppel-Beschluss, die alte Bahn abzureißen, an deren Stelle eine neue Georg-Scherer-Halle zu bauen und im Süden des ASV-Geländes eine neue Eishalle entstehen zu lassen, ist schlicht nicht realisierbar.

Wobei auch längst nicht ausgemacht ist, dass die Aufsichtsbehörde im Landratsamt der klammen Stadt den Scherer-Hallen-Bau genehmigen wird. Lediglich die Tatsache, dass die Turnhalle als Schulsportstätte – anders als eine Eislaufbahn – als „Pflichtaufgabe“ von Kommunen gilt, könnte hier zu einer Zustimmung führen.

Stefan Steurer, Vorsitzender des ESV Dachau, bemüht sich zwar, nicht bitter zu sein. Beim Rückblick auf das Jahr 2018 und die Ablehnung des Wallbergstraßen-Projekts durch eine Stadtratsmehrheit sagt er aber klar: „Das war keine rationale Entscheidung, das war eine rein politische Entscheidung.“ Dass derzeit so viele Menschen in Dachau um den Erhalt der Eisfläche kämpfen – wie berichtet, haben bereits über 3000 Menschen eine entsprechende Petition unterzeichnet – überrascht ihn daher nicht. Was Steurer aber angesichts der Vorgänge von 2018 doch überrascht: „Dass manche Politiker sich jetzt hinstellen und so tun, als wären sie schon immer unsere größten Unterstützer gewesen.“

Dass die Scherer-Halle – trotz fertiger Pläne – nicht so schnell gebaut wird und die jetzige Eisfläche mindestens noch zwei, drei Jahren weiterbetrieben werden dürfte, beruhigt Steurer erst einmal. Langfristig aber müssen er und seine Kollegen sich trotzdem Gedanken machen, wie es mit dem Eissport denn nun weitergehen soll. Und da aus städtischen Mitteln eine wie auch immer geartete Eisbahn nicht finanzierbar scheint, greift er zurück auf eine alte Idee: „eine Finanzierung außerhalb des städtischen Haushalts.“

Sprich: Der Verein sucht sich, wie vor Jahren schon, externe Geldgeber und würde die Eisbahn auf dem 2018 beschlossenen Standort im Süden des ASV-Geländes anschließend selbst betreiben. Mithilfe von Photovoltaik könnte die Anlage nachhaltig und kostengünstig mit Strom versorgt werden. „Unseres Erachtens“, so Steurer, „ist das der einzige Weg.“

Doch der ESV-Vorsitzende betont auch: „Die Initiative dafür muss vom Stadtrat ausgehen. Wenn wir Sponsoren suchen sollen, brauchen wir einen politischen Auftrag. Wir werden kein Konzept machen, das uns am Ende wieder um die Ohren fliegt!“

SPD-Stadtrat Andreas Gahr, seit Jahren ein Unterstützer des ESV, ist für alle Vorschläge offen. Wichtig ist ihm nur, dass – egal welche Lösung am Ende getroffen wird – eine breite Mehrheit im Stadtrat dahinter steht und „ehrlich“ kommuniziert werde. Wie Steurer will Gahr nicht auf die unselige Vergangenheit zurückblicken. Er sagt: „Der Blick nach vorn ist der Richtige!“

Dies hat sich zuletzt auch die CSU gedacht. Ihr jüngster Plan: Der Bau der neuen Scherer-Halle für den ASV wird vorangetrieben und parallel bekommt der ESV im Süden des Geländes eine offene Eislauffläche, die je nach Haushaltslage später überdacht werden könnte. WCs und Sozialräume sollten in günstigen Containern unterkommen. Wie auch SPD-Mann Gahr findet CSU-Sprecher Florian Schiller nämlich, dass die letzten Wochen eines deutlich gemacht hätten: „Dachau benötigt eine Eisfläche!“

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