ESV Dachau kämpft um seine Eissport-Zukunft
Die letzten Wochen haben wieder einmal gezeigt: Die Dachauer lieben ihre Kunsteisbahn! Dennoch steht der Eissport in der Großen Kreisstadt vor dem Aus. Erstens, weil die Stadt kein Geld hat. Und zweitens, weil man im Rathaus glaubt, dass Wintersport in Zeiten des Klimawandels keine Zukunft hat. Beim ESV wächst die Wut.
Dachau – 350 Mitglieder hat der ESV Dachau aktuell. Sieben Mannschaften trainieren an vier Tagen die Woche mit Leidenschaft und Begeisterung. Neben den Vereinssportlern gibt es aber auch noch Tausende kleine und große Hobbyläufer, die während des Publikumslaufs übers Eis gleiten. Pro Saison, rechnet ESV-Vorsitzender Stefan Steurer vor, nutzen 35 000 bis 40 000 Menschen die Eisfläche an der Gröbenrieder Straße.
Doch deren Tage sind gezählt. Seit vielen Jahren sanierungsbedürftig, sollte sie eigentlich am südlichen Ende des ASV-Geländes neu gebaut werden. Doch ob dieser Plan je umgesetzt wird, ist fraglich. Denn obwohl die Stadträte dem ESV immer wieder versichern, ihren Sport in Dachau bewahren zu wollen, fehlen den Verantwortungsträgern zwei entscheidende Dinge für das Projekt: das Geld und der Wille.
Statt einer Halle wäre auch eine überdachte Eisfläche mit Photovoltaikanlage möglich
In der November-Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses war die vertrackte Konstellation exemplarisch zu beobachten. Der ESV hatte sich dazu mit einer neuen Idee an die Stadträte gewandt: Statt einer massiven Eishalle würde eine überdachte Eisfläche ausreichen. Auf die Überdachung könnte man eine Photovoltaikanlage platzieren, die für die Stromversorgung der Fläche sorge.
Doch das zuständige Fachamt im Rathaus war skeptisch. Der Neubau der Eisfläche im Bereich der jetzigen Tennisplätze sei teuer. „Gleichzeitig“, so steht es in der amtlichen Stellungnahme, „stellt sich die Frage, ob Wintersport in nichtalpinen Regionen Europas überhaupt eine Zukunft als Breitensport hat“. SPD-Stadträtin Anke Drexler glaubte bereits zu wissen: Wegen des Klimawandels werde es „wahrscheinlich in ein paar Jahren ohnehin keinen Wintersport mehr geben“.
Sportreferent Günter Dietz (CSU) und Fraktionskollege Florian Schiller wollten die Wintersportskeptiker an jenem Nachmittag immerhin dazu überreden, den ESV-Vorschlag prüfen zu lassen. Das Bauamt solle doch erst einmal herausfinden, was es kosten würde, eine überdachte Eisfläche mit Photovoltaik zu bauen und zu betreiben. Denn, wie Florian Schiller sagte: „Klimaneutral ist eine Eisfläche nie. Aber was wäre denn die Alternative? Dass sich die Leute ins Auto setzen und nach München fahren zum Eislaufen? Das ist doch der Klima-Weisheit auch nicht letzter Schluss!“
Warme Worte, kalte Schulter: Stadtrat sagt größere Investitionen in Kultur und Sport ab
Doch außer warmen Worten, wie wichtig allen Stadträten doch das Wohl der eislaufenden Kinder sei, gab es für die im Saal anwesenden ESV-Vertreter nichts Greifbares. Am vergangenen Dienstag, im Stadtrat, kühlte sich die Stimmung dann noch mehr ab: In ungewohnter Offenheit sprach Oberbürgermeister Florian Hartmann in seiner Haushaltsrede am Dienstag davon, dass große Investitionen in Kultur und Sport bis auf weiteres nicht mehr möglich seien. Sportreferent Dietz gibt zu, dass ihn diese Aussage „geschockt“ habe, da sie nichts anderes bedeute, als dass der ESV langfristig keine Zukunft haben wird.
Was die Lage für die Hobby- und Vereinseissportler nämlich noch zusätzlich verschlechtert, ist ein seit Jahren geltender Stadtratsbeschluss, den zwar mittlerweile alle Verantwortlichen als hinderlich empfinden, dessen Aufhebung aber noch niemand ernsthaft gefordert hatte. Dieser Beschluss besagt, dass die neue Georg-Scherer-Halle auf die Fläche der jetzigen Kunsteisbahn gebaut werden und weshalb letztere laut Beschlusslage ja in den Süden des ASV-Geländes umziehen soll. Die am Montag vorgestellten Pläne für die neue Scherer-Halle sowie eine weitere Einfachturnhalle und ein Parkhaus für den ASV kosten aber so viel Geld, dass selbst wenn die Scherer-Halle noch irgendwie finanziert werden kann, für den ESV garantiert nichts mehr übrig ist.
Sportreferent Günther Dietz spricht von einer „Katastrophe“
Sportreferent Dietz spricht daher schon heute von einer „Katastrophe für den Verein und die Bevölkerung“. Eislaufen sei ein erschwinglicher Wintersport, vor der Kunsteisbahn stünden täglich „lange Schlangen an“. Schulen und auch Kindergärten nutzten das Angebot. Die Situation sei daher „traurig“. Seit Hartmanns Ankündigung im Stadtrat wisse man aber nun immerhin, „wo der Zug hingeht“.
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ESV-Mann Stefan Steurer ist wütend. „Wenn sie bei der Stadt keinen Eissport mehr wollen, dann sollen sie auch dazu stehen und es uns ins Gesicht sagen!“ Mit der Kritik, die dann sicher komme, müssten die Lokalpolitiker dann aber auch bitte leben.
Das Einzige, was Steurer aktuell noch Hoffnung gibt, ist die völlige Hoffnungslosigkeit hinsichtlich der städtischen Finanzen. Seine Logik: Die Stadt hat so wenig Geld, dass sie sich auf absehbare Zeit auch keine neue Scherer-Halle wird leisten können, womit alles beim Alten bliebe. „Unsere Anlage ist gut gepflegt“, betont Steurer. „Ein paar Jahre lässt sie sich schon noch weiterbetreiben.“
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