Baltikum-Staat fordert Nato-Ausbilder in der Ukraine: „Litauen ist bereit“
Litauen greift den Vorschlag Emmanuel Macrons zu Nato-Soldaten in der Ukraine erneut auf. Es geht um eine Form der militärischen Unterstützung, die aus dem Vietnamkrieg bekannt ist.
Vilnius – Es sind im Ukraine-Krieg die nächsten aufsehenerregenden Aussagen aus Litauen mit Blick auf die Aggression durch Russland unter Kreml-Autokrat Wladimir Putin.
Gegen Russlands Wladimir Putin: Litauen erwägt Nato-Ausbilder in der Ukraine
Außenminister Gabrielius Landsbergis hat in einem TV-Interview die grundsätzliche Bereitschaft des baltischen Landes unterstrichen, in einer durch Frankreich angeleiteten internationalen Koalition militärische Ausbilder aus Kontingenten der Verteidigungsallianz Nato in die Ukraine zu entsenden.
Landsbergis sprach dabei jedoch nicht von Nato-Bodentruppen für etwaige Kampfeinsätze in dem durch das Moskau-Regime heimtückisch überfallene Land. Das Konzept militärischer Ausbilder an der Seite attackierter Staaten geht in der Geschichte zum Beispiel auf den Vietnamkrieg der Amerikaner in Südostasien zurück.
Nato-Soldaten in der Ukraine? Litauens Landsbergis spricht von Ausbildern
„Litauen ist bereit, im Rahmen einer von Frankreich geführten Koalition Ausbilder in die Ukraine zu schicken“, erklärte Landsbergis in der Sendung „Darius Rochebin“ des gleichnamigen französischen Journalisten beim Fernsehsender LCI. Diese Ausbilder könnten demnach „ukrainische Soldaten mit Informationen“ versorgen, die diese direkt vor Ort für den Einsatz westlicher Waffen gegen Putins Invasionsarmee brauchen.
Wie Rochebin in einem Posting bei X (vormals Twitter) nach dem Interview schrieb, sehe der litauische Außenminister darin „eine konkrete und unmittelbare Maßnahme, die den Wünschen der Ukraine entspricht und das wiederholt, was vor 2022 getan wurde“. Zur Einordnung: Schon vor dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall (24. Februar 2022) waren vereinzelt westliche Militärs in der Ukraine, um die dortige Armee an einzelnen Waffensystemen zu unterrichten. Ein bekanntes Beispiel ist die amerikanische Panzerabwehrwaffe Javelin, die den russischen Truppen später große Verluste zufügte.
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Nato-Ausbilder im Ukraine-Krieg selbst? Emmanuel Macron stieß Debatte an
In den vergangenen Monaten hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron wiederholt eine mögliche Entsendung von Nato-Bodentruppen in das geschundene Land in die Debatte eingebracht. „Wenn die Russen die Frontlinien durchbrechen würden, wenn es eine ukrainische Bitte gäbe – was heute nicht der Fall ist – dann sollten wir uns die Frage berechtigterweise stellen“, sagte Macron Anfang Mai der britischen Wochenzeitung The Economist: „Es von vornherein auszuschließen, bedeutet, nicht aus den Lektionen der letzten zwei Jahre zu lernen.“
Schon Ende Februar hatte der 46-jährige Franzose über eine solche Möglichkeit sinniert. Die Andeutungen aus Paris blieben derweil nicht ohne Reaktion aus dem Kreml. So zitierte zum Beispiel die russische Nachrichtenagentur Tass am 3. Mai Putin-Sprecher Dmitri Peskow: „Frankreich, vertreten durch das französische Staatsoberhaupt, spricht ständig von der Möglichkeit seiner direkten Beteiligung. Das ist ein sehr gefährlicher Trend.“ Macron hatte indes stets offengelassen, wie diese Bodentruppen konkret aussehen könnten. Zuletzt hatte sich in der Debatte der Ansatz möglicher Nato-Ausbilder im Kriegsgebiet selbst herauskristallisiert.

Nato-Soldaten in der Ukraine? Estland und Litauen begrüßen Frankreich-Vorstoß
Mitte Mai erklärte der Vorsitzende des Generalstabs der USA, General Charles Brown Jr., der New York Times dazu: „Wir werden irgendwann dorthin kommen, mit der Zeit“. Trotz der Bitte der Ukraine um eine Ausbildung näher an der Front, lehnen die Amerikaner dieses Szenario demnach aber vorerst ab. Im Gegensatz zu Deutschland, das in Person von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Macrons Vorschlag entschieden verneint, hatten die direkt an Russland oder Belarus angrenzenden Baltischen Staaten Estland und Litauen zumindest das Gedankenspiel aus dem Élysée-Palast begrüßt.
Wie das Verteidigungsmagazin Breaking Defense unter Berufung auf den Nationalen Sicherheitsberater in Tallinn kurz vor Pfingsten berichtete, erwägt die Regierung von Estland „ernsthaft“, eigene Truppen in die Ukraine zu schicken. Diese sollen zwar keinesfalls direkt an Kämpfen teilnehmen, sondern sie könnten als Sanitäter arbeiten, bei der Logistik helfen oder Teile der Luftverteidigung in der Westukraine übernehmen, hieß es in dem Bericht. Bereits Ende Februar hatte der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas nach Macrons ersten Aussagen die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, Soldaten in das angegriffene Land zu entsenden. Zugleich bekräftigte die Regierung in Vilnius, dass dies ausschließlich für Ausbildungszwecke in Frage käme. (pm)
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