Die Flößerei auf der Loisach bringt Wohlstand in die Gemeinden
Waren im Mittelalter die Handelsgüter, zum Beispiel Wein aus Südtirol, erst einmal mühsam mit Planwagen und Lasttieren aus dem Süden über die Alpen gebracht worden, geht es auf dem Wasser relativ schnell weiter nach Norden. Von Garmisch die Loisach abwärts zur Isar bei Wolfratshausen dauert die Floßfahrt etwa vier Stunden - bis München braucht es lediglich weitere zehn Stunden. Da kann kein Pferdegespann mithalten.
Region – Die Loisach entspringt im Tiroler Naturschutzgebiet Karstgebirge; in der Nähe der Gemeinden Biberwier, Ehrwald und Leermoos. Erst ab Griesen können Holzknechte im Bergwald geschlagene Bäume in Richtung Grainau und Garmisch ‚triften‘. Die Stämme treiben dabei ungebunden den Fluss hinab. In Grainau hat es im Ortsteil Schmölz zwei Holzlagerstätten gegeben, die Ganterplätze.
Zu Flößen gebunden, ist das Holz erst in Garmisch geworden. Im 17. Jahrhundert war der Bedarf an Floßholz enorm. Alleine im Jahr 1670 sollen es 9.910 Bäume gewesen sein. Dazu kommt Bau-, Brenn- und Schindelholz. Die Einheimischen nützen die Gelegenheit, um nicht nur Transitware, sondern auch ihre eigenen Produkte über die Loisach zu verschiffen: Kreide aus Kaltenbrunn und Garmisch. Gips aus Partenkirchen.
Im 18. Jahrhundert geben die Wälder kein Floßholz mehr her. Am Niedergang der Loisach-Flößerei kann die Gründung der Garmischer Flößerinnung (1821), der sich auch die Partenkirchener Flößer nach einem Urteil des Landgerichtes Werdenfels anschließen mussten, nichts mehr ändern. Die Konkurrenz auf dem Landweg ist zu übermächtig geworden; vor allem die neue Eisenbahn.
Mit dem Floß nach Ungarn
Die Farchanter Flößer transportieren Holz, Kalk, Gips, Vieh und Holzkohle während tagelanger Floßfahrten über Loisach, Isar und Donau bis nach Ungarn.
1829 gibt es Ärger: Der Müller aus Farchant verschifft regelmäßig Schnittholz und Gips nach München. Plötzlich drängelt sich der Müller aus Mühlhagen bei Murnau in das Geschäft. Das Urteil des Landgerichtes Werdenfels zu dem Streit ist leider nicht überliefert.
In Oberau ist beim Übergang von der Grafschaft Werdenfels nach Bayern Zoll und Maut fällig gewesen. Die Gemeinde ist Hauptumschlagplatz für Holz und Holzprodukte aus dem Ammertal; etwa Schnitzereien aus Oberammergau. Für eigene Waren brauchen die Oberauer viel Platz auf den Flößen. Auch Gips aus 12 Gipsmühlen wurde transportiert. Die Bauern gewinnen das spätere Baumaterial im Winter; brennen, verpacken und verschicken es im Sommer. Die Floßlände und der Ganterplatz in Eschenlohe liegen beim heutigen Anwesen Loisachstrasse 2.
Eichen für den Dom in Freising
Mehr als 600 Jahre ist Ohlstadt das Zentrum der Wetzsteinmacherei. Die Schleifsteine werden in ganz Europa zum Schärfen von Sensen und Sicheln benutzt. Kurze Zeit kommt auch Kalk und Braunkohle aus Ohlstadt.
Aus dem Heimgartengebiet ist eine frühe Begebenheit zur Flößerei auf der Loisach überliefert. Ritter Gebhard von Kammer lebt 1413 auf der Schaumburg hoch über Ohlstadt. Weil Gebhard nichts von ehrbarer Arbeit hält, verdingt er sich als Raubritter und überfällt die Flöße auf der Loisach. Als Münchener Söldner 1414 den Halunken aus seinem Wohnturm holen wollen, ist Gebhard von Kammer nicht auffindbar.
Die Flößer in Murnau und Hechendorf arbeiten für den Forstbetrieb des Klosters Ettal. In Großweil werden die ankommenden Flöße für die Weiterfahrt neu zusammengestellt, und mit Eichenstämmen für den Bau des Freisinger Doms ergänzt.
Probleme gibt es 1823 mit den Nachbarn in Kleinweil. Deren Floßbindeplatz liegt auf Großweiler Flur – bei Hochwasser angeblich zu gefährlich. Aber eigentlich geht es um Geld. Die Kleinweiler bekommen vor Gericht sechs Ganterplätze zugewiesen, für die sie Pacht nach Großweil zahlen müssen.