Neue Wahrzeichen für Gemeinden: Maibäume werden im Landkreis aufgestellt

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Ab in die Höhe: Mit schierer Muskelkraft wird der schwere und lange Maibaum gen Himmel gewuchtet. © Dominik Bartl

Als der erste Vogelruf durch den nächtlichen Wald hallte, waren sie schon da: die Männer des Trachtenvereins D’Illingstoana aus Ohlstadt, ausgerüstet mit Sägen, Helmen und einer ordentlichen Portion Heimatliebe.

Landkreis – Punkt vier Uhr früh machten sich die Helfer daran, das neue Wahrzeichen des Dorfes aus dem Wald zu schlagen. „Es hat bei uns Tradition, dass der Maibaum erst in der Früh im Wald geschlagen wird, um ihn im Anschluss nach Ohlstadt zu transportieren“, erklärt Franz Bader, Vorsitzender des Vereins. Schon Tage zuvor hatte man dem alten Maibaum Lebewohl gesagt.

Die Halterung am Dorfplatz war instandgesetzt worden, Schrauben erneuert, Farbe aufgefrischt. Für einige Wochen musste der Rathausplatz ohne sein hölzernes Herzstück auskommen – ein Anblick, der selbst eingefleischten Ohlstadtern fremd erschien.

Zusammen für den neuen Maibaum

Nach dem Fällen wurde der neue Baum zunächst vor dem Feuerwehrhaus zwischengelagert. Hier wurde er entastet, geschält, gebohrt und auf die genaue Passform für seine künftige Halterung zugeschnitten. Harte Arbeit, die den ersten Kraftakt markierte – aber noch lange nicht das Ende.

Zwei Männer standen dabei besonders im Fokus: Franz Gaisreiter und Stefan Hiergeist, die als Baumeister das Aufstellen koordinierten. Sie verteilten Anweisungen, gaben das Tempo vor. „Im Ort hilft man zusammen“, sagt Bader stolz. Und das zeigte sich: Mitglieder vieler Vereine packten mit an, Seite an Seite, Schulter an Schulter. 45 Meter und 20 Zentimeter misst das neue Schmuckstück – ein hölzernes Monument, das nun für drei Jahre über die Dächer Ohlstadts wachen soll. „Wir haben rund 110 Freiwillige im Einsatz, die mit reiner Muskelkraft den neuen Maibaum in Stellung bringen“, weiß Bader zu berichten. Und tatsächlich: Punkt 12 Uhr begann der schweißtreibende Teil. Zentimeterweise manövrierten die Helfer das tonnenschwere Objekt durch die engen Straßen. Jeder Griff musste sitzen.

Am Rathausplatz erwarteten hunderte Einheimische und Gäste das Schauspiel. Die Biertischgarnituren füllten sich schnell. Die Männer kümmerten sich um den Baum, die Frauen brachten selbstgemachten Kuchen, der sofort regen Absatz fand. „Der Maibaum wird jetzt für drei Jahre stehen bleiben, welcher dieses Jahr von Karl Geiger sen., der Ehrenvorsitzender des Gebirgstrachtenerhaltungsverein D´Illingstoana gestiftet wurde“, berichtet Franz Bader weiter. Währenddessen verwandelte sich der Platz in ein lebendiges Fest. Kinder in Tracht schleckten Eis, die Sonne lachte vom Himmel – und wer keinen Sonnenbrand riskieren wollte, sicherte sich einen der heiß begehrten Schattenplätze. Bei einigen Gäste zeigte sich aber bereits die Sonnenbrandröte.

Geduld und Teamgeist

Zentimeter um Zentimeter wurde der Baum in die Höhe gestemmt, der nächste schweißtreibender Kraftakt begann. Immer wieder mussten die Helfer neu ansetzen, um das schwere Prachtstück nach vorne zu bekommen. Nach rund drei Stunden war es vollbracht: Der Baum stand. Majestätisch ragte er gen Himmel, ein Symbol für Zusammenhalt, Tradition und das, was ein Dorf wie Ohlstadt ausmacht. Die Kinder werden sich an diesen besonderen Tag erinnern. Und eines Tages werden sie selbst zu den Männern gehören, die um vier Uhr morgens in den Wald ziehen. Maibäume werden in Stellung gebracht – Tradition am Maifeiertag.

Aufstellungen im Landkreis

Mit kräftigen Händen, festem Teamgeist und unter den Augen zahlreicher Zuschauer wurden am Maifeiertag in vielen bayerischen Orten wieder die traditionellen Maibäume aufgestellt. Besonders in Oberammergau und Großweil war das Spektakel ein Höhepunkt im Dorfleben.

In Oberammergau begann das Fest am frühen Vormittag. Der 33 Meter lange Baum, gestiftet von der örtlichen Weidegenossenschaft, wurde von Pferden in einer feierlichen Prozession in den Kurpark gezogen. Dort stellten ihn rund 100 Helfer in Rekordzeit gegen 11.15 Uhr auf. „Der Baum wird für drei Jahre stehen bleiben“, erklärte Baummeister Bernhardt Hauswirth.

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Junggesellenverein, unterstützt von vielen freiwilligen Helfern der Ortsvereine. Musikalisch begleitet von der Musikkapelle Oberammergau und tänzerisch umrahmt von den Trachtler-Kindern, wurde der Feiertag stimmungsvoll gefeiert.

Auch in Großweil lief alles nach Plan. Dort begann das Aufstellen bereits um 9 Uhr. Unter der Leitung von Baummeister Thomas Bronnhuber wurde ein 39 Meter langer Baum – gespendet von Klaus Singer und Anton Mangold – von 120 Helfern in die Senkrechte gebracht. Vereinsvorsitzender Niklas Kastenmüller zeigte sich optimistisch: „Spätestens gegen Mittag steht er.“ Der Großweiler Baum soll ebenfalls für drei Jahre bleiben.

Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt: Deftige Brotzeiten, Kuchen und frischgezapftes Bier luden die Gäste zum Verweilen ein. Das Maibaumaufstellen bleibt ein fester Bestandteil bayerischer Kultur – generationenübergreifend, gemeinschaftsstiftend und jedes Jahr aufs Neue ein Ereignis für Groß und Klein.

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