Auf der Pirsch mit einem Fallensteller
Georg Kohlhauf (43) liegt für die Kommunale Verkehrsüberwachung im ganzen Landkreis auf der Lauer. Dass ihm sein Beruf dabei wenig Sympathie einbringt, macht dem Radar-Messtechniker nichts aus. Denn er verfolgt ein ganz anderes Ziel.
Landkreis – Ein junger Mann fährt an diesem kühlen Wintermorgen mit seinem Skoda die Straße an der Erich-Kästner-Grund- und Mittelschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn (Landkreis München) entlang. Er scheint in Gedanken versunken, denn die rot-weiße Geschwindigkeitsbegrenzung der 30er-Zone hat er offenbar übersehen. Mit einem leisen Knacken löst kurz darauf ein roter Blitz aus. 52 km/h zeigt der Bildschirm von Messtechniker Georg Kohlhauf an. „Da hat er noch Massl gehabt. Ab 54 km/h gibt’s nen Punkt“, sagt er trocken, während der junge Mann in die Eisen geht, seine Reifen quietschen.
Seit drei Jahren ist er Temposüdern auf der Spur
Seit nunmehr drei Jahren ist Georg Kohlhauf, 43 Jahre alt, Temposündern auf der Spur. Sein Einsatzgebiet erstreckt sich vom Landkreis Ebersberg über den Landkreis München bis nach Bad Tölz und Miesbach. Beauftragt wird Kohlhauf dabei von den jeweiligen Gemeinden. „Die Messstellen suchen wir uns in der Regel selbst aus“, erklärt er. So kommt es, dass er an diesem Tag seine Radaranlage direkt am Eingang der Schule, zwischen einem Mitfahrbankerl und der Bushaltestelle, aufgebaut hat. Um Messfehlern vorzubeugen, sind die Abstände zwischen den Geräten auf den Zentimeter genau abgestimmt: Sobald der Sensor eine Geschwindigkeitsübertretung (hier Grenzwert 39 km/h) erkennt, löst die Kamera und somit auch der Blitz aus. Währendessen beobachtet Kohlhauf das Geschehen vom Lehrerparkplatz aus durch die Seitenscheibe seines grauen VW-Busses. Immer im Blick: einen Laptop, auf dem die zahlreichen schwarz-weiß Fotos der Temposünder erscheinen.

„Erfahrungsgemäß“, sagt er mit fokussiertem Blick auf den Bildschirm, „trifft es die, die ihre Kinder in die Schule fahren.“ Doch an diesem Morgen bleibt es vorerst ruhig. Die großen Schneehaufen am Straßenrand scheinen die Menschen zu einem vorsichtigeren Fahrstil zu bewegen, vermutet der Messtechniker.
Paketboten trifft es besonders oft
Kaum 20 Minuten später – die Sonne hat sich langsam ihren Weg durch die graue Wolkendecke gebahnt – schaut die Welt schon ganz anders aus: Innerhalb kürzester Zeit brettern vier Pkw durch die Messanlage. Drei von ihnen sind Paketboten. „Es ist wirklich furchtbar. Die gehören zu unserer Stammkundschaft“, kommentiert Kohlhauf den ersten Zusteller, dessen Kopf auf dem Bildschirm aufploppt. Routiniert nimmt der 43-Jährige den Temposünder zur Kenntnis. Er wird nicht der Einzige auf dieser Strecke bleiben.
Dabei will der Messtechniker den Autofahrern bei Leibe nichts Böses. „Ich hab nichts davon, viele Leute zu blitzen“, betont er und streift sich mit der Hand durch die Haare. „Für mich rentiert es sich erst, wenn die Leute langsam fahren, und ich kaum mehr Verstöße messe.“ Denn dann hat er als Radartechniker alles richtig gemacht, ist sich Kohlhauf sicher. Sein Ziel ist es nämlich nicht, möglichst viele Raser vor die Linse zu bekommen, sondern viel mehr den Verkehr zu beruhigen. „Je öfter ich an einem Punkt messe, desto langsamer fahren auch die Menschen“, erklärt Kohlhauf. An Schulen lässt er sich mit seiner Anlage daher besonders gerne blicken.

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Doch nicht bei jedem Autofahrer kommt das gut an. Schon öfter haben Raser direkt, nachdem es geblitzt hat, bei Kohlhauf an der Seitenscheibe geklopft. Einsichtig gezeigt haben sich dabei die Wenigsten, bedauert er. Gerade, wenn es in Richtung Führerscheinverbot geht, werden viele Autofahrer ungehalten. „Ich bin schon oft beleidigt worden“, betont Kohlhauf und schüttelt den Kopf. „Von Raubritter bis Arschloch habe ich alles schon gehört. Einmal habe ich sogar den Stinkefinger gezeigt bekommen.“
Dass ihm solche Beleidigungen an den Kopf geschmissen werden, macht Kohlhauf schon lange nichts mehr aus. In den meisten Fällen verlaufen Begegnungen mit Temposündern ohnehin friedlich. „Viele wollen nur wissen, wie viel sie zu schnell waren“, sagt er. Diese Auskunft erteilt Kohlhauf auch gerne mal – sofern nett gefragt wird. „Ich bin ja nicht hier, um Geld zu machen. Den Status als Wegelagerer werde ich aber trotzdem nicht los. Damit muss ich leben.“
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