Landwirt rechnet vor: Das kosten mich die Ampel-Beschlüsse - Beistand für Bauern vom Grünen-Chef

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„Das ist, als ob die Regierung einem Angestellten einfach so anderthalb Monatsgehälter streicht“, sagt Landwirt Thomas Lechner aus Frauenneuharting über die beschlossenen Streichungen bei Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung. © sro

Agrardiesel und Kfz-Steuer: Der Bauernobmann kündigt Demos im Kreis Ebersberg an. Ein Landwirt rechnet vor, was ihn die Subventionskürzungen kosten - Beistand gibt‘s von Bayerns Grünen Chef.

Landkreis – Die Drohung könnte kaum klarer sein: „Wir werden notfalls das Land lahmlegen“, weissagte jüngst Bayerns Bauernverbandspräsident Günther Felßner der Ampel-Regierung in Berlin. Anlass des Agrar-Aufstands: die im Berliner Haushaltsloch beschlossene Streichung der Agrardiesel-Subvention und der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Maschinen. Es zeichnet sich ab, dass die Landwirte nicht davor zurückschrecken, wie die Klimakleber der Letzten Generation den Straßenverkehr zum Stillstand zu bringen – nur sind die Bauern motorisiert. Das zeigten jüngst Autobahn-Blockaden per Traktoren-Konvoi Tagen, etwa in Sachsen und am Niederrhein.

Auch im Landkreis Ebersberg wird es Protestaktionen geben, kündigt Kreisobmann Matthias Vodermeier an. „Da ist was im Busch“, sagte er am Dienstag der EZ am Telefon. Der Bauernverband wolle noch den Weihnachtsfrieden wahren. „Ab 8. Januar geht es dann richtig rund“, so der Landwirte-Sprecher, der Streik-Kooperationen etwa mit Handwerkern und Fuhrunternehmern ankündigt.

Ebersbergs Bauern protestieren - Im neuen Jahr 2024 soll es richtig rundgehen

Schon an den Demonstrationen dieser Tage seien viele Bauernverbands-Mitglieder aus dem Landkreis Ebersberg beteiligt gewesen, in Erding, München und Berlin.

Die Wut der Bauern gießt auf Anfrage der Ebersberger Zeitung ein hiesiger Landwirt in Zahlen. „Das ist, als ob die Regierung einem Angestellten einfach so anderthalb Monatsgehälter streicht“, fasst Thomas Lechner (45) aus Haging bei Frauenneuharting seine Rechnung zusammen, was ihn die Kürzungen kosten. Demnach benötige er rund 5500 Liter Diesel im Jahr. Macht bei 21,48 Cent Agrardiesel-Rückvergütung 1181,40 Euro. Dazu komme die neuerdings fällige Kfz-Steuer für seine fünf Schlepper mit 16-86 PS und die drei zulassungspflichtigen Anhänger (Kipper, Odelfass und Plattform-Anhänger).

Agrardiesel und Kfz-Steuer: Landwirt schätzt Mehrkosten auf bis zu 4000 Euro

Lechner schätzt die drohenden Mehrkosten für seinen Vollerwerbsbetrieb auf 3500 bis 4000 Euro im Jahr. „Das hemmt mich in der Wirtschaftlichkeit“, sagt der Familienvater, der für die Bayernpartei im Kreistag sitzt. „Da überlegst du schon, ob du noch mal was tust“, sagt er – mit Blick auf einen möglichen Stallumbau seines Grünlandbetriebs mit 28 Hektar. Die 46 Milchkühe (mit 35 Stück Jungvieh) leben in Anbindehaltung – ein Auslaufmodell. „Wenn ich einen Stall bauen will, muss ich aber den Kredit bedienen können“, sagt der 45-Jährige.

Die nun beschlossenen Streichungen sieht er als aktuellen Tiefpunkt – schon seit Jahren werde Schritt für Schritt die Unterstützung für die Landwirte zurückgefahren. Mit dem Effekt, dass immer mehr den Vollerwerb oder gleich den ganzen Hof aufgäben, statt sich eine Umstellung etwa auf Laufstall oder Biobetrieb zu trauen. „Die Subventionen gibt es, damit wir international ein bisschen mithalten können“, sagt Lechner und verweist auf niedrigere Steuerbelastung und Produktionskosten in anderen EU-Ländern.

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Beistand von Bayerns Grünen-Chef: „Landwirtschaft schützen statt Dienstwagen“

Politische Unterstützung bekommen die Bauern nicht nur von der Bayerischen Staatsregierung, sondern auch aus der Opposition. Bayerns Grünen-Chef Thomas von Sarnowski aus Ebersberg äußert sich am Rande eines EZ-Interviews: „Gerade für die kleineren bäuerlichen und Bio-Betriebe wäre eine gleichzeitige Streichung von Agrardieselsubvention und KFZ-Steuerbefreiung existenzbedrohend.“ Er sei ganz der Auffassung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der sich ebenfalls gegen den Subventionswegfall ausgesprochen hat. „Wir Grüne wollen die Höfe erhalten“, sagt von Sarnowski und fordert: „Lieber Landwirtschaft schützen statt Dienstwagen.“ Langfristig brauche es einen Ausweg aus der fossilen Abhängigkeit der Landwirtschaft hin zu Biokraftstoffen und E-Traktoren.

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