Minus 20 Grad: Kaltes Imperium im Gasthof Jägerwirt – vom Eisblock zum XXL-Kühlschrank

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Chefin Manuela Meyr (43) zeigt bei kalten sechs Grad einen der vielen Kühlräume des Gasthofs Jägerwirt. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Beim Gasthof Jägerwirt in Aufhofen ist garantiert jedes Bier ein eiskalter Genuss. Die Chefin Manuela Meyr stellt die frischen Räume der Wirtschaft vor.

Egling – Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte das ganze Dorf schon im Winter für den Sommer vor. Um Lebensmittel und Getränke kühl zu lagern, schufteten die Aufhofener auf dem zugefrorenen Weiher. Sie stachen Eisblock für Eisblock in mühsamer Handarbeit heraus. Die schweren, gefrorenen Brocken wurden auf einfache Holzwägen geladen, unter großer Anstrengung zum Keller der kleinen Bauernwirtschaft im Dorf gezogen und dort gelagert. Heute geht alles viel einfacher: Auf das Grad genau kann Familie Meyr das Kühl-Imperium im Gasthof und Hotel Jägerwirt in Aufhofen regeln.

„Man muss gerade im Sommer schauen, dass die Kühlungen immer gut laufen“, erzählt die Chefin des Gasthofs Jägerwirt, Manuela Meyr. In einem kleinen, ziemlich warmen Kellerraum rattern ein paar Motoren. Das erklärt die Wärme. Für die Kälte ist aber vor allem der große Kasten an der Wand interessant. „Hier wird die Temperatur jeder einzelnen Kühlanlage aufgezeichnet“, erklärt die 43-Jährige. „Sogar wie viel Grad in der Kuchentheke herrschen, wird hier gespeichert.“ Das sei wichtig, um eine ununterbrochene Kühlkette nachweisen zu können.

Durchdachtes System für eiskalt gezapftes Fassbier

Vom warmen Kellerraum geht's wenige Meter weiter in die große Kühlkammer. Es ist ziemlich frisch in dem fensterlosen Raum – nur sechs Grad. An einer Wand stapeln sich Kästen mit alkoholfreien Getränken. In der Mitte stehen silberne Bierfässer aus Aluminium. Weitere sind an Schläuchen angeschlossen, die in der Wand verschwinden.

„Direkt über uns befindet sich ein Schankbalken. Das Bier wird hier unten angezapft und über gekühlte Leitungen nach oben transportiert“, verrät Meyr. Aufgrund der kurzen Wege bleibt der Gerstensaft eiskalt. Oben zeigt die Chefin einen der Schankbalken. „Bei uns gibt's Bier im eisgekühlten Glas“, sagt sie und füllt eines der von Kälte beschlagenen Biergläser. Das meiste Bier werde gezapft: „Wir haben fast nur Fassbier. Nur das Alkoholfreie kommt aus der Flasche.“

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Wenn ein Kühlsystem ausfällt, gibt es genügend Ausweichmöglichkeiten, versichert Manuela Meyr. Von den Getränkekühlungen gibt es im Jägerwirt nämlich drei Stück. Aus Hygiene- und Temperaturgründen verfügt der Gasthof noch über separate Kühlkammern für Fleisch, Milchprodukte und Gemüse. Hinter einem Kühlraum verbirgt sich sogar ein noch viel kälterer Ort: Im Gefrierraum bei minus 20 Grad lagern Lebensmittel wie Fleisch, Backwaren und – ganz wichtig – Eis. Sollte trotz Ausweichmöglichkeiten der Strom überall ausfallen, kommt der Schlepper mit dem Notstromaggregat zum Einsatz.

Vom mühevollen Eineisen zur modernen Anlage

Als Josef Meyr senior, Schwiegervater von Manuela Meyr, dazukommt, erzählt er von der Entwicklung der Kühlsysteme im Gasthof: „Mein Großvater hat 1917 mit einer kleinen Bauernwirtschaft angefangen.“ Das im Winter gestochene Eis lagerte dieser im Keller. „Es hielt sich dann bis September“, erzählt der Senior. Fast 50 Jahre nach dem „Eineisen“ baute die nächste Generation – Meyr seniors Vater – die erste elektrisch betriebene Kühlung im Keller ein.

Es folgten Kühlschränke für Fässer und Flaschen. 1984 übernahm der heute 69-Jährige den Betrieb von seinem Vater. „Ab 1991 hat der Senior die Wirtschaft vergrößert und den ersten richtigen Kühlraum gebaut“, sagt Manuela Meyr. Inzwischen ist der Gasthof mit den vielen kalten Räumen in den Händen der vierten Generation. Josef Meyr junior und seine Frau Manuela betreiben den Gasthof, das Hotel und eine Metzgerei. Selbst die fünfte Generation steht schon in den Startlöchern. Die beiden ältesten Töchter sind als Hotelkauffrau und angehende Metzgerin in den Familienbetrieb eingestiegen.

Wir gehen runter zu unserem Weiher und schwimmen einmal hin und zurück. Das ist die beste Abkühlung.

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Lebensmittel und Getränke sind beim Jägerwirt also immer schön kalt, aber wie sorgen die Meyrs und ihre Belegschaft an heißen Sommertagen für Erfrischung? Die Chefin zeigt aus einem Fenster auf den idyllischen See: „Wir gehen runter zu unserem Weiher und schwimmen einmal hin und zurück. Das ist die beste Abkühlung.“ Den Ort weiß sie gut zu schätzen: „Wie sagt man so schön? Arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Bei uns ist das wirklich so. Wir leben im Paradies.“

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