„Sind nicht abgewandert“: Ausgewilderte Schweizer Steinböcke gut integriert – Aiwanger dankt Grundbesitzern

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Lenggries

Kommentare

Hoffen auf einen Erfolg des Steinwildprojekts: (v. li.) die beiden Wegscheider Jagdpächter Josef Kreidl und Kaspar Gilgenreiner, der Wegscheider Jagdvorsteher Sepp Hundegger, Kreisjagdverbandschef Wolfgang Morlang, der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher, Iris Biebach (wissenschaftliche Begleitung), Forstbetriebsleiter Robert Krebs, Minister Hubert Aiwanger, Umwelt-Sachgebietsleiter Franz Steger, Landrat Josef Niedermaier und Franz Schöttl (2. Lenggrieser Bürgermeister). © Krinner

Das Projekt zur Umsiedlung von Steinwild an der Benediktenwand kann bereits erste Erfolge verbuchen. Jagdminister Hubert Aiwanger dankte den Grundbesitzern.

Lenggries – Ob das Projekt erfolgreich ist, wird man erst in einer Steinbockgeneration, also in acht bis zehn Jahren, genau bewerten können. Der Anfang aber sieht schon einmal vielversprechend aus. Das Steinwild, das vergangenes Jahr aus der Schweiz ins Benediktenwandgebiet umgesiedelt wurde, hat sich offensichtlich unter die angestammten Tiere gemischt. Das zeigen Beobachtungen, wie Iris Biebach, die das Projekt des Kreisjagdverbands Bad Tölz wissenschaftlich begleitet, am Mittwoch auf der Stielam unter anderem Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger erläuterte.

„Sind gut integriert“: Ausgewilderte Steinböcke aus der Schweiz leben sich an der Benediktenwand ein

„Neun der zehn Tiere wurden bis in den Herbst gesehen. Sie sind also nicht abgewandert“, sagte Biebach. Zudem seien sie nicht als geschlossene Gruppe unterwegs, sondern gemeinsam mit den alteingesessenen Tieren. „Sie sind gut integriert.“ Es gab allerdings auch einen Verlust zu beklagen. Bei einem der Steinböcke aus der Schweiz habe man bereits im Juni 2023 gesundheitliche Probleme beobachtet, erklärte Iris Biebach. Im Februar wurde er dann tot in der Nähe der Stiealm am Brauneck gefunden. „Bei der Planung des Projekts sind aber Verluste wie dieser mitberücksichtigt worden.“ Der Erfolg sei dadurch nicht bedroht.

Ziel der Umsiedlung war es, frisches Blut in die sehr isoliert lebende und von Inzucht geprägte Kolonie zu bringen. Die Steinwildart aus dem Wallis wählte man, weil sie genetisch die besten Voraussetzungen für den Erfolg des Projekts bietet. Von den sieben ausgesetzten Geißen wurde im vergangenen Jahr nur eine mit einem Kitz gesichtet. Das Tier war aber bereits beim Transport trächtig. Wie es mit heuer mit dem Nachwuchs aussieht, wird man vermutlich erst bei der nächsten Bestandszählung sehen.

Zählungen finden zweimal im Jahr statt

Diese Zählungen finden unter Beteiligung der Revierleiter zweimal im Jahr – im Frühsommer und im Herbst – statt. Im vergangenen Jahr wurden dabei 91 beziehungsweise 64 Tiere gezählt. Heuer kamen die Beobachter auf 100 – darunter zwei der Schweizer Tiere, die man an den Ohrmarken erkennt. Diese seien allerdings so klein, dass vielleicht eine übersehen wurde. „Es kann aber auch sein, dass sich die Geißen mit ihren Kitzen verstecken“, sagte Biebach. Zusätzlich zu den Zählungen gibt es regelmäßige Beobachtungen „an 52 Tagen“, wie Franz Steger, zuständiger Sachgebietsleiter am Landratsamt, erläuterte. Auch zehn Wildkameras liefern Aufschluss über die Kolonie. Biebachs erste Bilanz fällt jedenfalls positiv aus. „Das Projekt ist wirklich gut verlaufen. Ich interpretiere das als Erfolg.“

Wolfgang Morlang, Vorsitzender des Kreisjagdverbands, nutzte die Gelegenheit, um allen Beteiligten zu danken. Dass hier Grundbesitzer, Jagdverband, Forstbetrieb und Naturschutz an einem Strang ziehen würden, sei nicht überall so selbstverständlich. Das betonte auch Landrat Josef Niedermaier. „Danke an alle, die das gemeinsam auf den Weg gebracht haben.“ Dem Dank schloss sich Aiwanger an. Er wandte sich vor allem an die Grundbesitzer. „Danke, dass sie sich darauf einlassen. Dafür ist große Offenheit nötig.“ Andere würden vielleicht Verbissschäden fürchten oder Krankheiten, die eingeschleppt werden. Die nächsten Jahre würden zeigen, ob die Zahl der Schweizer Tiere reicht, „um den Bestand hier stabilisieren zu können“. Er hoffe das Beste. Denn diese „urwüchsigen Tiere“ gehörten zum „Kulturgut unserer Region“.

Info-Tafeln werden heuer aufgestellt

Ausgebaut werden soll noch die Information der Öffentlichkeit über das Projekt. Auf Info-Tafeln, die im Lauf des Jahres aufgestellt werden, sollen der Hintergrund, aber auch Verhaltensregeln in der Natur erklärt werden. Denn natürlich sei das Benediktenwand-/Brauneckgebiet beliebt bei Wanderern und anderen Bergsportlern. „Das Besondere ist, dass man hier Steinwild aus der Nähe erleben kann“, sagte Steger. Genau deshalb sollten Hunde entweder zu Hause gelassen oder an der kurzen Leine geführt werden. „Die Schweizer Steinböcke haben Erfahrung mit dem Wolf. Wir wollen nicht, dass es hier zu Kollisionen kommt.“ Auch mit Gleitschirmfliegern und Kletterern sei man im engen Austausch, damit die Tiere ungestörte Rückzugsorte haben. Die schwinden zunehmend, weil der unselige Trend der Gipfelübernachtungen sich auch hier ausbreitet.

Finanziert wird das Projekt übrigens über die Jagdabgabe. „Das ist der Betrag, den Jäger beim Lösen des Jagdscheins abführen“, erläuterte Aiwanger. Das Monitoring unterstützt die Renate-und-Lutz-Mann-Stiftung finanziell. Monitoring und die wissenschaftliche Begleitung laufen bis zum Jahr 2034. (va)

Auch interessant

Kommentare