Ein Jahr nach Hagelsturm: Kloster Benediktbeuern immer noch Baustelle: „Müssen zwei Jahre so weitermachen“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Benediktbeuern

Kommentare

Noch immer sind Teile der Basilika eingedeckt. Die Dacharbeiten können nur in kleinen Schritten erledigt werden. © arp

Das Kloster Benediktbeuern ist knapp ein Jahr nach dem verheerenden Hagelunwetter immer noch eine Großbaustelle. Der Barocksaal ist weitestgehend ertüchtigt.

Benediktbeuern – 20 000 Quadratmeter zerstörte Dachfläche, 4000 Fenster in Trümmern, 300 kaputte Bäume, durchnässte Wände und Decken, feuchte Räume, brüchige Fassaden. Das Ausmaß der Zerstörung, welches das Hagelunwetter vom 26. August 2023 am Klostergelände in Benediktbeuern angerichtet hat, ist immens. Knapp ein Jahr nach der Naturkatastrophe lud das Kloster zu einem Pressegespräch mit Führung ein und zog Bilanz. In den vergangenen 11 Monaten ist hier viel passiert und gerichtet worden. Dennoch: Der Weg zurück Richtung Normalität ist noch sehr lang, teuer und mit vielen Herausforderungen verbunden.

Jugendarbeit trotz Großbaustelle möglich

Einige Jahre vor dem Hagel㈠unwetter habe man bereits an einem Masterplan für das Kloster gearbeitet, erinnert Franz Wasensteiner, Einrichtungsleiter des Klosters. „Damals haben wir uns darauf verständigt, dass Benediktbeuern ein Kloster für die Jugend sein soll.“ Daher habe man trotz der umfangreichen Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen den Fokus darauf gelegt, die Jugendarbeit schnell wieder aufzunehmen. „Das war uns drei Wochen nach dem Unwetter wieder möglich, natürlich mit Einschränkungen“, betont Niklas Gregull, der stellvertretende Bereichsleiter der Jugendbildungsstätte Aktionszentrum.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Im vergangenen Jahr waren über 20 Handwerksbetriebe auf dem Klostergelände zu Gange. „Wir hatten alleine vier Architekturbüros in Auftrag genommen“, erklärt Hilmar Gries, Verwaltungs- und Wirtschaftsleiter im Kloster. Doch auch nach der Hagelkatastrophe habe man mit vielen wetterbedingten Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Pfarrer Bernhard Stiegler erinnert etwa an die massiven Schneefälle Anfang Dezember oder die vielen Starkregenereignisse im Laufe des Jahres 2024.

Untersuchungen nach Hagel-Schäden bringen instabilen Zustand der Basilika zutage

Priorisiert habe man die Notmaßnahmen vor allem am Kloster und der Basilika, sprich die Dächer mit Planen dicht zu bekommen und weitere Wassereintritte zu verhindern. Mittlerweile sei an den Dächern einiges passiert und man habe mit den Wiederaufbaumaßnahmen begonnen. Die Sanierung ist laut Gries ein komplexes Unterfangen. Immerhin müsse man die Lastenverteilung auf den Dächern stets im Blick haben, um eine Verschiebung in der Statik der historischen Gebäude zu vermeiden. Dies ist vor allem bei der Basilika eine Gratwanderung: „Wir können immer nur kleine Teile abdecken und dann gleich neu eindecken, damit es keine erheblichen Gewichtsschwankungen gibt. Noch dazu hatten wir bisher nie eine lange Trockenperiode, die es zugelassen hätte, großflächiger auf den Dächern zu agieren“, erklärt Stiegler.

Im Barocksaal fand das Pressegespräch statt s Gregull (stellv. Bereichsleiter Jugendbildungsstätte Aktionszentrum), Doris Linke (Bereichsleitung Bildung ZUK).
Im Barocksaal fand das Pressegespräch statt mit (v.li.): Christian Höck (Pfarr- und Basilikameßner), Pfarrer Bernhard Stiegler (Pfarrei St. Benedikt), Pater Arnes Sohshang (stellv. Bereichsleitung Don-Bosco-Jugendherberge), Benedikt Hartmann (Leitung ZUK), Franz Wasensteiner (Einrichtungsleiter Kloster Benediktbeuern), Hilmar Gries (Verwaltungs- und Wirtschaftsleiter Kloster), Pater Heinz Menz (Direktor Mitbrüdergemeinschaft der Salesianer Don Boscos), Niklas Gregull (stellv. Bereichsleiter Jugendbildungsstätte Aktionszentrum) und Doris Linke (Bereichsleitung Bildung ZUK). © arp

Wie berichtet, kämpft man bei der Basilika an mehreren Fronten. Das Hagelunwetter hat große Teile des Daches, der Fassade, der Fenster und die Orgel zerstört. Dass die Kirche statische Probleme hat, war zwar bereits bekannt. Das komplette Ausmaß wurde allerdings erst nach der Standsicherheitsuntersuchung infolge der Hagelschäden sichtbar, erklärt Mesner Christian Höck. Konkret: Der Dachstuhl weist statische Mängel auf, die das Bauwerk gefährden, der Westgiebel neigt sich um bis zu 22 Zentimeter nach außen, und es gibt Rissbildungen in der Raumschale der Basilika. „Das ist trotz der Unterstützung der Diözese Augsburg eine erhebliche finanzielle Belastung“, so Stiegler. Hierbei handelt es sich um keinen Versicherungsschaden. Wie berichtet ist der Kirchenraum aktuell gesperrt. Als nächsten Schritt werde ein Innengerüst in der Basilika aufgestellt, um die statischen Mängel zu beheben und den Dachstuhl zu ertüchtigen. „Parallel sollen auch die Gemälde an der Decke restauriert werden, denn so schnell wird kein so großes Gerüst mehr in der Basilika stehen“, meint Höck bei einer Führung durch Kloster und Kirche. Auch die elektrische Anlage der Basilika müsse im Kontext der baulichen Maßnahmen erneuert werden. Die aktuelle stammt aus dem Jahr 1964.

Der Westflügel des Meierhofs wurde besonders schlimm getroffen. Ein Großteil der Tagungsräume wir noch die nächsten zwei Jahre nicht nutzbar sein.
Der Westflügel wurde schlimm getroffen. Ein Großteil der Tagungsräume wird noch lange nicht nutzbar sein. © arp

Ein großes Sorgenkind sei auch das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK), wie dessen Leiter Benedikt Hartmann schildert. „Wir haben uns nach Corona gut erholt und dann kam das Unwetter. Der Wiederaufbau ist ein großer Kampf, den das ZUK aus eigenen finanziellen Mitteln nicht stemmen kann.“ Man müsse bedenken, dass man neben den Wiederaufbaukosten auch erhebliche Einnahmeeinbußen habe. Circa 50 Prozent, wie er auf Nachfrage einräumt. Denn: „35 Prozent unserer Flächen haben wir vorerst verloren.“ Dies beziehe sich vor allem auf den Hotel- und Tagungsbereich. „Aktuell können wir nur drei statt 14 Tagungsräume nutzen.“

ZUK verzeichnet großes Minus bei Einnahmen

Die anderen Räume sind nach Trocknungsmaßnahmen – die an einigen Stellen noch laufen – entkernt. „Man kann davon ausgehen, dass wir noch zwei Jahre so weitermachen müssen, bis alles repariert ist.“ Besonders tragisch: „Mit den Einnahmen aus dem Hotel- und Tagungsbereich haben wir größtenteils die Jugendarbeit finanziert.“ Das schmerze, so Hartmann, nun umso mehr.

Parallel gibt es positive Nachrichten: Die Arbeiten im Barocksaal sind weitestgehend abgeschlossen, das Gerüst abgebaut. „Hier können wir endlich wieder Veranstaltungen ermöglichen“, freut sich Wasensteiner. Auch die Anastasia-Kapelle könne wieder genutzt werden, das Kräutercafé ist eröffnet und weder Touristen noch Schulklassen scheuen das Kloster im Baustellen-Charme. „Trotz der Einschränkungen und Herausforderungen ist es schön, zu beobachten, wie viel Power, Engagement und Zusammenhalt auf dem Gelände herrscht“, schließt Hartmann.

Auch interessant

Kommentare