Der ewig Suchende: Steinmetz restauriert Boden der Tölzer Kalvarienbergkirche
Seit über einem Jahr wird die Stiegenkirche, der hintere Teil der Kirche auf dem Tölzer Kalvarienberg, saniert. Aktuell restauriert Steinmetz Horst Johannes den Boden und die Heilige Stiege.
Bad Tölz – Auf der Baustelle in der Stiegenkirche – dem hinteren Teil der Doppelkirche Heilig-Kreuz auf dem Kalvarienberg – gehen die Arbeiten immer weiter voran. Waren vor einigen Monaten noch die Kirchenmaler an der Decke damit beschäftigt, in Feinstarbeit die historischen Gemälde auszubessern, ist dieser Tage nun der Steinmetz zu Gange. Wie berichtet bekommt die Stiegenkirche eine komplette Auffrischungskur. Das Wahrzeichen von Bad Tölz gleicht im Inneren nach wie vor mehr einer Großbaustelle als einem Gotteshaus. Seit April 2023 werden hier umfangreiche Sanierungsmaßnahmen von sämtlichen Gewerken durchgeführt.
Bodenplatten in Steigenkirche: Was geht, wird gerettet
Horst Johannes kniet auf den unteren Stufen der Heiligen Stiege. Konzentriert streicht er eine graue Masse gleichmäßig über eine der Treppenstufen. „Gerade geht es um das Verfüllen der Fehlstellen in den Tritten. Dazu verwende ich einen speziell angemischten Restaurier-Mörtel“, meint er und fährt mit seiner Hand vorsichtig über eine fertige Stelle. Die Masse muss auf die Beschaffenheit des Steins abgestimmt sein, verträglich mit Sandstein sein. Alles braucht in den Räumen seine Zeit. „Wir haben hier ein sehr feuchtes Klima. Unter diesen Voraussetzungen dauert es Tage bis Wochen bis der Mörtel abgebunden hat.“

Ist alles trocken, kommt zum Schluss noch der „Feinschliff“. Für die Oberflächenbearbeitung muss aber alles komplett abgebunden sein. „Dann geht es nur noch um feine Anpassungen, dass auch vom Ton her alles genau passt. Da kann es immer sein, dass man vielleicht noch dezent retuschieren muss“, sagt Johannes.
Fehlstellen der Tritte der Heiligen Stiege müssen ausgebessert werden
Parallel zu den Arbeiten an der Heiligen Stiege kümmert sich Johannes auch um den Boden. Viele der Solnhofener Bodenplatten haben Risse, müssen ausgebessert oder – je nach Zustand – komplett ausgetauscht werden. „Dazu wurde bereits eine Analyse gemacht. Die Tafel zeigt, welche Platten getauscht werden müssen und welche man wahrscheinlich noch mit Reparaturarbeiten retten kann“, erklärt Mesner Heinz Bader und deutet auf einen auf ein großes Plakat gedruckten Plan. Auch die meisten Platten sind bereits mit Kennzeichnungen versehen. Dunkelblau bedeutet, dass ein Austausch nötig ist, gelb, dass man die Platte durch Ergänzungen und Ausbesserungen bestenfalls noch erhalten kann. Ausgetauscht werde dabei nur das Notwendigste, so das Credo beim Vorgehen. „Das finde ich wichtig und schön, dass hier nicht alles einfach herausgerissen und neu gemacht wird, sondern dass man versucht, so viel wie möglich zu erhalten“, sagt der Kirchenpfleger. „Man muss sich mal vorstellen, welche Menschen hier in der langen Zeit schon in Freude und Leid über diesen Boden gegangen sind. Da steckt so viel Historie drin.“
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Johannes zeigt auf ein kleines Loch. „Hier kann man sehen, dass es nicht der erste Boden ist, der hier jemals verlegt worden ist. An den Mörtelrändern kann man erkennen, dass schonmal ein anderer Boden herausgerissen worden ist“, so der Fachmann. Wie alt die Platten sind, könne man nicht genau sagen. „Aber die Platten sind relativ dünn.“ Daher gehe er nicht davon aus, dass es barocke Platten sind. „Gut möglich, dass der Boden so 150 Jahre alt ist, aber genau kann man es leider nicht sagen.“ Generell sei man bei solchen Steinmetz-Arbeiten ein „ewiger Suchender“, meint der Tölzer Handwerker. „Man hat zwar einen Plan im Kopf, aber es kann immer sein, dass man beim genaueren Beschäftigen mit einer Stelle, wieder auf etwas Neues stößt. Es ist ein Suchen und Finden“, sagt er lachend.
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2025 soll alles fertig sein
An die 250 Platten werden in den kommenden Wochen restauratorisch von Johannes in einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Steinmetz-Meisterbetrieb „Steinhütte Schulz“ bearbeitet. Manche Platten müssen davor umfangreich gereinigt werden. „Etwa beim Opferstock sind viele Wachs- und Zement㈠reste auf einigen Platten“, erklärt Bader.

Neben Boden und Stufen kümmert sich Johannes auch um Detailarbeiten. Etwa am Epitaph zum Nockhergrab. Der Grabstein ist laut dem Steinmetz aus Salzburger Marmor ausgeführt „Hier muss ich erst vorsichtig reinigen und dann die einzelnen Schäden restaurieren.“ Bis er mit allen Steinmetz-Arbeiten in dem Wahrzeichen von Bad Tölz fertig ist, werde es noch einige Wochen dauern. Wann die gesamte Sanierung der Kirche – an der übrigens acht Gewerke beteiligt sind – abgeschlossen sein wird, sei nicht genau abzuschätzen. „Laut Plan sollten wir 2025 fertig werden“, meint Bader zuversichtlich. „Bisher läuft alles gut und vor allem zwischen den verschiedenen Gewerken kollegial und total harmonisch ab. Ein tolles Miteinander.“