Nach Angriff auf Iran: Nimmt Trump jetzt auch Kim Jong-uns Atomprogramm ins Visier?
Die USA wollten Nordkoreas Atomprogramm einst stoppen – ohne Erfolg. Der Angriff auf den Iran zeigt nun, warum Kim Jong-un seine Bomben nicht abgeben wird.
Mit der Genauigkeit eines Chirurgen wollten die USA Nordkoreas Atomprogramm zerstören. Präzisionsgelenkte Munition sollte die Nuklearanlage Yongbyon, in der das Regime seine Bomben entwickeln ließ, so zielgenau treffen, dass eine Kernschmelze und ein Freisetzen von Radioaktivität ausbleiben würden. „Das Plutonium würde eingegraben werden, und die nahe gelegenen Spezialgebäude zur Wiederaufbereitung des Reaktorbrennstoffs zu Bombenmaterial würden ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht.“ So erzählten es vor einigen Jahren der damalige US-Verteidigungsminister William Perry und sein Vize Ashton Carter der Washington Post.
Geplant war der Angriff für das Jahr 1994. Damals stand Nordkorea kurz davor, zur Atommacht aufzusteigen, Carter und Perry sollten das im Auftrag der damaligen US-Regierung unter Bill Clinton verhindern. Doch ihr Plan hatte einen entscheidenden Nachteil: Die „wahrscheinliche Folge“ eines US-Angriffs auf das nordkoreanische Atomprogramm sei ein großangelegter Angriff des Kim-Regimes auf Südkorea, so Carter und Perry. Südkoreas Hauptstadt Seoul würde im Bombenhagel zerstört werden, Zehntausende getötet, Millionen vertrieben.
Nordkorea verurteilt Angriff auf Irans Atomprogramm „aufs Schärfste“
Der Angriffsplan blieb in der Schublade. Stattdessen stoppten Verhandlungen Nordkoreas Ambitionen vorerst. Im Geheimen allerdings startete Nordkorea ein zweites Atomprogramm, diesmal nicht auf Basis von Plutonium, sondern von Uran. Und diesmal ließ sich Nordkorea nicht stoppen: 2006 testete das Regime erstmals erfolgreich eine Atombombe, heute verfügt Diktator Kim Jong-un Schätzungen zufolge über mehrere Dutzend Atomsprengköpfe.
Den US-Angriff auf die Atomanlagen des Iran vor gut einer Woche hat Pjöngjang nun wohl genauestens studiert, Diktator Kim ließ ihn nur Stunden später „aufs Schärfste“ verurteilen. Und er dürfte sich insgeheim gefreut haben, dass Nordkorea sein Atomprogramm – trotz all des Drucks der USA in den vergangenen Jahrzehnten – im Geheimen immer fortgesetzt hat. Denn für die Kim-Familie sind ihre Atomwaffen eine Überlebensgarantie. Hätte das Mullah-Regime bereits Nuklearwaffen besessen, die USA hätten wohl kaum angegriffen.

Donald Trump könnte Kim Jong-un erneut treffen
Zwar könnten die USA theoretisch auch Nordkoreas zumeist unterirdische Nuklearanlagen ins Visier nehmen, etwa mit ihren bunkerbrechenden Bomben, die im Iran jetzt erstmals zum Einsatz kamen. Diktator Kim müsse sich deshalb Sorgen machen, urteilte nach Trumps Iran-Intervention die südkoreanische Zeitung JoongAng Ilbo. Die Folgen eines solchen Angriffs wären allerdings unabsehbar. Nordkorea wird, anders als der Iran, auf absehbare Zeit ein Atomwaffenstaat bleiben.
Offiziell wollen die USA weiter ein Nordkorea ohne Atomwaffen, eine „komplette Denuklearisierung“, wie es unlängst Außenminister Marco Rubio und seine Amtskollegen aus Japan und Südkorea bekräftigten. Doch erste Verhandlungen mit Kim, die Donald Trump während seiner ersten Amtszeit geführt hat, waren ohne Ergebnis geblieben.
Zuletzt hat Trump immer wieder erklärt, er sei auch in seiner zweiten Amtszeit zu einem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator bereit. Erst am Freitag behauptete Trump, er werde „den Konflikt mit Nordkorea lösen“. Allzu groß scheint sein Interesse allerdings nicht zu sein, der US-Präsident ahnt wohl, dass sich Kim nicht auf einen Deal einlassen wird. Mehr als ein Einfrieren des nordkoreanischen Atomprogramms könnte Trump kaum erreichen. Im Gegenzug müssten die USA ihre Sanktionen gegen das abgeschottete Land lockern.
Nordkorea treibt sein Atomprogramm weiter voran
Doch auf neue Verhandlungen will sich Diktator Kim, der durch sein Bündnis mit Russland gestärkt ist, offenbar nicht einlassen; zuletzt verweigerten einem Bericht zufolge nordkoreanische Diplomaten sogar die Annahme eines Briefs von Trump an Kim. Mit dem Schreiben soll Trump versucht haben, die seit Jahren brachliegenden Kommunikationskanäle mit Nordkorea wiederzubeleben.
Das Nuklearprogramm Nordkoreas läuft derweil weiter. An mehreren Orten im Land lässt Kim Anlagen zur Urananreicherung bauen, wie unter anderem die Auswertung von Satellitenbildern durch Experten zeigt. Einer Schätzung zufolge kann Nordkorea schon jetzt jedes Jahr ein halbes Dutzend neuer Bomben bauen, zudem arbeitet das Regime wohl daran, die Sprengköpfe so zu verkleinern, dass sie an ballistische Interkontinentalraketen (ICBM) befestigt werden können. Diese wären in der Lage, das gesamte Festland der USA zu erreichen.