Antike Schätze, die sogar James Bond begeistern

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Ein eingespieltes Team: Hans Zahn mit Tochter Susanne. Der heute 84-Jährige hat das Antiquitätengeschäft in Peiß vor fast 50 Jahren eröffnet. 2017 hat es die gelernte Uhrmacherin übernommen. © CLAUS SCHUNK 01716

Antike Raritäten sind seit drei Generationen die große Leidenschaft von Familie Zahn. Ihr Antiquitäten-Laden in Peiß ist weit über die Landkreis-Grenzen bekannt. Sogar das Set eines James-Bond-Films haben sie ausgestattet.

Peiß - Hans Zahn fährt mit seiner kräftigen Hand, auf der handwerkliche Arbeit ihre Spuren hinterlassen hat, über das weiche geölte Holz einer Tischplatte. Die Maserung der rund vier Meter langen, schweren Tafel erzählt eine eigene Geschichte. Tische aus Apfelbäumen, Kirschbäumen, Eschen, diversen Eichen und Nusshölzern füllen die Räume des Antiquitätenladens in Peiß. Manche Platten sind schon ein Jahrtausend alt. „Die waren früher in Häusern verbaut“, sagt Zahn und zeigt an der Seite auf die noch vorhandenen Dübel aus Holz. Zahn hat sie restauriert und in neuem Glanz erstrahlen lassen. Tische sind das Steckenpferd des 84-Jährigen, doch das Geschäft, das mittlerweile seine Tochter Susanne Zahn (54) führt, hat noch einiges mehr zu bieten. Unter anderem wurde mit einem Teil der Antiquitäten ein ganzes Set eines James-Bond-Films ausgestattet.

Das Steckenpferd von Hans Zahn: Tischplatten aus diversen Holzarten. Dutzende davon stehen im Antiquitätenhandel – jede hat ihre eigene Geschichte.
Das Steckenpferd von Hans Zahn: Tischplatten aus diversen Holzarten. Dutzende davon stehen im Antiquitätenhandel – jede hat ihre eigene Geschichte. © CLAUS SCHUNK 01716

Seit fast 50 Jahren gibt es den Laden

Auf über 2000 Quadratmetern warten hunderte antike Raritäten und Schätze wie Bauernschränke, Vitrinen, Kommoden, Figuren, Kronleuchter, Stühle, Bilder und Deko auf ihren Liebhaber. Seit fast 50 Jahren gibt es den Laden an der Rosenheimer Landstraße. Zahn hat das imposante Gutshaus von 1882, das im Sommer von grünen und roten Weinreben gesäumt ist, 1978 entdeckt, als er auf der Suche nach einem Ort für Geschäft, Restauration, Lager und Wohnen war. Der gelernte Polizist hat die Leidenschaft für Antiquitäten schon im Kindesalter mitbekommen. Als Liebhaber und Bewahrer sammelte er über die Jahre unterschiedlichste Stücke, darunter befanden sich Besonderheiten aus den Epochen der Gotik bis zum Jugendstil und Art Déco. Bereits seine Eltern haben Barockmöbel und christliche Figuren zu Hause gesammelt. „Wenn wir Besuch hatten, war der immer beeindruckt und wollte auch gerne eine solche Einrichtung oder zumindest ein paar Stücke“, erinnert sich Zahn, der am Chiemsee aufgewachsen ist.

Kunden aus Hamburg oder Österreich

Irgendwann entschlossen sich seine Eltern dazu, Möbel herzurichten und zu verkaufen und ein Geschäft in Rosenheim zu eröffnen. „Ich hatte damit erst einmal nichts am Hut.“ Mit 35 Jahren entschied sich Zahn jedoch – auch auf Zuspruch seiner Freunde – sich mit einem eigenen Antiquitätenhandel selbstständig zu machen und zog mit seiner Familie nach Peiß. „Ich habe Dutzende Ortschaften rund um München abgefahren – hier wurde ich fündig“, sagt Zahn. Die Kunden kommen aus der Landeshauptstadt und Umgebung, aber auch aus Hamburg oder Österreich. „Wir haben viele Stammkunden – manche schon in der dritten Generation“, sagt Susanne Zahn. Aber auch Laufkundschaft verschlägt es immer wieder in den Laden. „Auf dem Weg in den Italienurlaub hat eine Frau eine Tischplatte gekauft, auf dem Rückweg hat sie gleich noch eine zweite genommen“, erinnert sich Zahn.

In den Räumen finden auch Ausstellungen, Lesungen und Handwerksmärkte statt.
In den Räumen finden auch Ausstellungen, Lesungen und Handwerksmärkte statt. © CLAUS SCHUNK 01716

Bunte Möbel waren lange unbeliebt

Während es bei den Tischen aus Massivholz noch nie Probleme mit Abnehmern gab, sah es eine Zeit lang bei den antiken Möbelstücken anders aus. „Die Sichtweise hat sich verändert. Antiquitäten sind langsam wieder im Kommen“, sagt Susanne Zahn. Doch vor allem bunte Möbel hatten es Jahre lang schwer. „Die Leute wollten nicht, dass es wie bei ihren Eltern zu Hause aussieht und sind lieber ins Möbelhaus gefahren“, erinnert sich Zahn. Heute kommen Kunden gezielt nach Peiß und suchen nach einem besonderen oder ausgefallenen Stück für ihre Wohnung oder ihr Haus. „Das ist dann oft ein Hingucker in einer modernen Einrichtung“, sagt Susanne Zahn.

Früher gab es in jeder Ortschaft einen Antiquitätenhändler. Heute sind wir nur noch wenige.

Stolz auf die Tochter als Nachfolgerin

Die 54-Jährige hat das Interesse und die Leidenschaft für Antiquitäten definitiv von ihrem Vater geerbt. Trotzdem wollte sie anfangs nicht in das Geschäft einsteigen. „Ich habe gesagt, ich mache das nur, wenn ich ein eigenes Atelier bekomme.“ Als gelernte Uhrmacherin hatte sie zuvor die Restauration von Stein, Keramik, Fresken, Porzellan, Stuck und Malereien in Florenz studiert. Nach zwei Jahren merkte sie jedoch, dass Atelier und Laden nicht zusammen geht und entschied sich, nun doch ganz in den Antiquitätenhandel mit einzusteigen. „Das war mein großes Glück“, sagt Hans Zahn und blickt seine Tochter stolz an. „Ich bin sehr froh, dass sie das Geschäft übernommen hat. In der Branche ist es schwieriger, einen Nachfolger zu finden. Viele Geschäfte müssen schließen. Früher gab es in jeder Ortschaft einen Antiquitätenhändler. Heute sind wir nur noch wenige.“

Eine Erinnerung an das James-Bond-Filmset, das von Antiquitäten Zahn ausgestattet wurde.
Eine Erinnerung an das James-Bond-Filmset, das von Antiquitäten Zahn ausgestattet wurde. © CLAUS SCHUNK 01716

Set für James Bond Film ausgestattet

Mittlerweile arbeitet Susanne Zahn seit 30 Jahren in dem Geschäft, hat es 2017 von ihrem Vater übernommen. In der Zeit hat sie einiges erlebt, wie etwa eine Anfrage für die Bestückung eines James-Bond-Sets. Die Möbel für einen Drehort in einer Berghütte in Österreich für den Film „Spectre“ mit Daniel Craig in der Rolle des James Bond stammen aus Peiß. „Als das bekannt wurde, sind die Leute bei uns Schlange gestanden. Sämtliche Medienvertreter waren da“, erinnert sich Susanne Zahn.

Ein ganzes Zimmer in dem alten Gutshof dient der Restauration von Möbeln, Figuren und Co.
Ein ganzes Zimmer in dem alten Gutshof dient der Restauration von Möbeln, Figuren und Co. © CLAUS SCHUNK 01716

Handwerksmärkte und Restaurierung

Neben dem Verkauf ist der Laden in Peiß, in dem seit ein paar Jahren auch Ausstellungen, Handwerksmärkte und Lesungen stattfinden, auch eine Fachwerkstatt für Restaurierung. Ein ganzes Zimmer in dem alten Gutshof dient der Aufwertung alter Gegenstände. „Ich kaufe am liebsten unrestaurierte Dinge und mache das selbst“, sagt Susanne Zahn. Aber auch Erbstücke, die wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen sollen, kann man hier abgeben und herrichten lassen. Obwohl Hans Zahn mittlerweile im Ruhestand ist, lässt ihn seine Leidenschaft nicht los. Mehrmals im Jahr fährt er bei Bauern und Händlern vorbei und schaut sich diverse Bäume an, die später vielleicht als Tischplatte im Esszimmer liegen könnten. „Jedes Holz hat seine Geschichte“, sagt er gerne zu seinen Kunden.

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