„Standesbeamter mit Leib und Seele“: Hunderte nehmen Abschied von Otto Lachner (84)

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Kommentare

Der langjährige Tölzer Standesbeamte Otto Lachner starb im Alter von 84 Jahren. © privat

Vor Otto Lachner gaben sich unzählige Tölzer Paare das Ja-Wort. 46 Jahre war er Standesbeamter. Die Anteilnahme nach seinem Tod ist riesig.

Bad Tölz – Hunderte Menschen haben am Donnerstag (10. Juli) in Fischbach Abschied von Otto Lachner genommen. Die Kirche reichte nicht aus, um während des Requiems alle Trauernden aufzunehmen. Die riesige Anteilnahme liegt unter anderem daran, dass Lachner als Tölzer Standesbeamter unzählige Tölzer Paare beim Start in die Ehe begleitet hatte. Dabei, aber auch darüber hinaus nahm er viele Menschen durch seine herzliche, positive Ausstrahlung für sich ein. Im Alter von 84 Jahren starb er am 4. Juli nach kurzer Krankheit.

Standesbeamter war selbst 52 Jahre verheiratet

„Er war ein toller Mensch, und er ist so gestorben, wie er es wollte. Er ist friedlich eingeschlafen und hat ein wunderschönes Leben gehabt.“ Dieses Wissen tröstet Otto Lachners Ehefrau Christl beim Gedanken an ihren verstorbenen Mann, mit dem sie 52 Jahre verheiratet war. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und vier Enkel hervor.

Die Ehe, das war freilich auch beruflich das bestimmende Thema in Otto Lachners Leben. „Für mich war er immer ,der‘ Standesbeamte schlechthin“, sagt Bürgermeister Ingo Mehner, der Lachner schon als Kind als Kollegen seines Vaters kannte. Für den heutigen Tölzer Standesamtleiter Wolfgang Steger war Lachner Mentor und großes Vorbild.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt's jetzt auch in unserem regelmäßigen Bad-Tölz-Newsletter.)

„Er war Standesbeamter mit Leib und Seele, und hat immer die richtigen Worte gefunden“, sagt Steger. Lachner sei einerseits ein fröhlicher, lebenslustiger Mensch gewesen, habe bei den Trauungen aber auch immer den Spagat geschafft, dem Moment einen würdigen Rahmen und die gebührende Ernsthaftigkeit zu verleihen. Auch Steger selbst hatte seiner Gabi einst bei Lachner das Ja-Wort gegeben. Bei den bildhaften Worten des Standesbeamten seien ihm damals die Tränen gekommen, gibt Steger unumwunden zu.

Letzte Trauung am 29. Dezember 2001

Standesbeamter zu sein, „das war seine Berufung und Leidenschaft“, sagt seine Frau Christl. „Paare zu trauen, war für ihn eine Ehre. Und seine Quote war sehr gut, dass die Ehen auch hielten“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu.

Geboren wurde Otto Lachner am 2. März 1941 in Bad Tölz, aufgewachsen ist er in Oberfischbach. Er hatte zwei Schwestern, von denen eine noch am Leben ist, sein Bruder starb bereits mit drei Jahren. Seine Ausbildung im Tölzer Rathaus begann er 1955. Diesem Arbeitgeber blieb er treu – 46 Jahre als Standesbeamter –, bis er am 29. Dezember 2001 seine letzte Amtshandlung vollzog: Das war, wie der Tölzer Kurier damals berichtete, die Trauung von Florian Rein und Steffi Bomhard.

Im Skiclub Bad Tölz omnipräsent

In seiner Freizeit war der Oberfischbacher seit seiner Kindheit sehr sportlich unterwegs. Was den Sport anging, habe er zuletzt „die Berge gewechselt“, so formulierte es Lachner scherzhaft. „Er sagte: Früher waren es der Blomberg und das Brauneck, heute ist es der Kalvarienberg“, berichtet seine Frau. In jüngeren Jahren aber „ist er bis zu 10 000 Kilometer im Jahr mit dem Rad gefahren, hat zusammen mit Freunden Touren bis nach Marseille oder Kiel unternommen“.

Daneben sei auch das Skifahren sein Leben gewesen. Im Skiclub Bad Tölz gehörte er rund 40 Jahre lang der Vorstandschaft an. „Er war allgegenwärtig – nicht weil er die Aufmerksamkeit gesucht hätte, sondern weil er eine enorme Präsenz hatte“, beschreibt ihn Skiclub-Vorsitzender und Bürgermeister Mehner. „Er hat viel Freude versprüht, war ein positiver und optimistischer Mensch – aber nicht auf oberflächliche Art, sondern man konnte mit ihm gute, tiefgründige Gespräche führen. Deswegen haben sich so viele Menschen in seiner Gegenwart wohlgefühlt.“ Im Skiclub sei Lachner dafür gestanden, dass es nicht nur um Sport ging, sondern der Verein auch eine Art Familie ist, in der man menschliche Bindungen aufbaut.

Wie Christl Lachner berichtet, hatten sie und ihr Mann einen großen Freundeskreis. Wenn Otto Lachner die Marktstraße hinunterging, grüßte ihn allenthalben jemand – und, so sagt Wolfgang Steger, er habe dann für jeden ein offenes Ohr gehabt. (ast)

Auch interessant

Kommentare