„Wir kommen wieder“: Café und Laden erneut mit NS-Symbolen besprüht - und mit einer Drohung
Erneut haben Unbekannte zwei Geschäfte mit Hakenkreuzen beschmiert, keine zwei Tage nach einer Mahnwache. Diesmal hinterließen sie eine Drohung.
Mit Reinigungsbenzin und weißen Lumpen kämpfte die Seniorin am Montagvormittag gegen Rechtsextremismus. In über acht Jahrzehnten hat sie in Wolfratshausen viel gesehen. Die neuerlichen Schmierereien an der Schokoladen-Manufaktur sind aber auch für sie eine neue Dimension. Dietlind Diepen war schockiert, als sie am Montagvormittag in die Altstadt schlenderte und sah, was da wieder am Cafè Bernhofer prangte. Sieben große Hakenkreuze an Fensterscheiben und der Fassade. Schon wieder. Es ist der zweite Angriff in kurzer Zeit.
Zweiter Sprüh-Angriff auf Cafe und Laden
Bereits am Donnerstag hatte jemand die beiden Ladenlokale des Ehepaars Bernhofer mit NS-Symbolen und dem Schriftzug „Fuck LGBTQ“ beschmiert. Eilig organisierte ein Bündnisse eine Mahnwache, Rathauschef, Bürger und Lokalpolitiker sprachen dem angegriffenen Ehepaar ihre Solidarität aus. Keine 48 Stunden nachdem 150 Wolfratshauser bei der Demonstration Vielfalt demonstrierten, prangt ein Schriftzug mit schwarzer Sprühfarbe an der Wand des historischen Wirth-Hauses: „Wir kommen wieder. Scheiß Schwuchtel.“

„Wir kommen wieder“: Nazi-Schmierereien an Schaufenster
Dietlind Diepen findet an der ganzen Tat dieses Detail am schockierendsten. „Das ist eine Drohung“, sagt sie. „Man fühlt sich richtig hilflos. Ich bin innerlich total aufgewühlt.“ Die ehemalige Stadträtin ist ein Mensch, der Tatenlosigkeit schwer aushalten kann. Also ging sie am Montagmorgen schnell wieder nach Hause, holte Reinigungsbenzin und drei weiße Lumpen, mit denen sie die Hakenkreuze und den Heil-Hitler-Schriftzug von den Fensterscheiben des Cafés wischte. Ein Passant hatte da schon reagiert. Er versteckte die Nazi-Schmiererei mit Klopapier und Klebeband, eine junge Frau half ihm. Beide wollen ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. „Aber Klopapier ist eine passende Antwort.“
Nachbar ist schockiert: „Keine Schamgrenze“
Fritz Schnaller hat 45 Jahre lang im Nachbargebäude Antiquitäten verkauft. Tür an Tür mit den Bernhofers, die Kaffee, Croissants und Schokoladen-Leckereien servieren. Genauso lang engagierte sich der Wolfratshauser politisch. „Einer der Gründe, warum ich in die Politik gegangen bin, war der: Man muss sich engagieren, um eine Demokratie zu schützen.“ Dass in der Altstadt NS-Symbole prangen, hätte er sich vor kurzer Zeit nicht vorstellen können. „Ich habe das Gefühl, die Leitplanken, was man sagen und tun kann und was nicht, die fehlen. Es gibt keine Schamgrenze mehr.“
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Polizei erhöht ihre Präsenz
Die Wolfratshauser Polizei hat am Montagvormittag von dem zweiten Schmier-Angriff erfahren. Alexander Möckl, der Vize-Chef der Inspektion, erklärt, dass es eine Reaktion gibt: „Wir werden die Präsenz auf den Straßen verstärken.“ Die Dienststelle erhält dabei Unterstützung von umliegenden Streifen umliegender Inspektionen. Die Ermittlungen führt das Kommissariat Staatsschutz der Kripo Weilheim. Einige Wolfratshauser fordern in sozialen Netzwerken weitere Maßnahmen. Häufig genannt, aber schwierig umsetzbar: eine Videoüberwachung in der Altstadt. „Das braucht es jetzt. Irgendwie muss man doch herausfinden, wer sowas macht.“ Die Taten seien „eine Schweinerei“, und feige noch dazu: „Die Täter zeigen ihr Gesicht nicht. Sie kommen in der Nacht. Man wundert sich, was in manchen vor sich geht.“
Diepen nickt zustimmend und schüttet Reinigungsbenzin über den Lumpen. Das erste Hakenkreuz hatte sie da schon entfernt.