Von der Pistenraupe zur Dämpfungstechnik: Ingenieur erzählt vom Werdegang seiner Firma
Klaus Leben (91) entwickelte als Ingenieur erst Werkzeuge, dann Seilbahnen und Pistenraupen und schließlich Dämpfungselemente. Heute arbeitet bereits die dritte Generation in seiner Firma, die in Schwabsoien produziert.
Schwabsoien – Klaus Leben ist gerade 91 geworden, aber an die Rente denkt er nicht. Für seine Firma „Leben Dämpfungstechnik“, die seit vielen Jahren in Schwabsoien unter anderem Industriestoß-, Schwingungs- und Sonderdämpfer produziert, ist er nach wie vor als Berater tätig. Kein Wunder: Leben brennt für seinen Beruf, der immer fest zu ihm gehörte.
Dabei zeichnen Lebens Karriere viele Wendungen. „1953 hab ich als Jungingenieur angefangen und mich Stufe für Stufe hochgearbeitet“, erzählt der Unternehmer von seinen Anfängen. Zwölfeinhalb Jahre lang arbeitete er als Konstruktionsingenieur im Werkzeugmaschinenbau, bis er 1965 mit einem Kollegen den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. „Es war die Zeit des beginnenden Skitourismus, die Liftbranche boomte“, erinnert sich Leben. Er und sein Kompagnon beschlossen daher, in das Geschäft der Schlepplifte und Sesselbahnen einzusteigen. Als „SEBA Seilbahnbau“ bauten sie mehr als 80 Seilbahnanlagen – unter anderem die Sesselbahnen am Blomberg in Bad Tölz und die Silberbergbahn bei Bodenmais.
Ende der 60er Jahre kamen dann Pistenraupen dazu. „Die Kunden wünschten sich preiswerte Maschinen“, erzählt der Ingenieur. „So eine haben wir dann entwickelt. Die konnten die Kunden auch selbst reparieren.“ Um keine Markenbindung an ein Seilbahnprodukt zu haben, haben die „SEBA“-Gesellschafter 1967 die Firma „Leben & Co. KG“ mit Sitz in Berg bei Starnberg gegründet. Kurze Zeit später übernahm Ehefrau Anneliese Leben die Kommanditanteile, sodass die Firma eine reine Familiengesellschaft wurde.
Von der Pistenraupe zur Dämpfungstechnik: Ingenieur (91) erzählt vom Werdegang seiner Firma
Die Fertigung der Teile übergaben die Geschäftsführer an die Landmaschinenfabrik „Lely-Dechentreiter“ in Bäumenheim (Kreis Donau-Ries). „Leider ging diese Firma infolge eines Patentprozesses 1970 in Konkurs“, erzählt Leben. Sein Unternehmen verlor viel Geld.
Bis 1976 folgte ein Lizenzvertrag mit Fendt in Marktoberdorf, die die ehemaligen Betriebsstätten der „Lely-Dechentreiter“ übernommen hatte. Doch zu dieser Zeit zeichnete sich bereits ab, dass sich das Geschäft mit den Pistenprodukten zu Ende neigte. Die Firma verkaufte noch die Pistenraupen, die sie auf Lager hatte, und rüstete gebrauchte Maschinen teilweise um. „Zum Loipenspuren oder Torf-Ernten“, erklärt Leben. Der Pistenraupenservice wurde mit einer Citroen-Vertretung kombiniert, um die Monteure auszulasten.
Weil die Umsätze immer weiter zurückgingen, sah Anneliese Leben, die für die Finanzen zuständig war, kein erfolgreiches Fortkommen. Sie drang darauf, etwas zu ändern. Als sich Anfang 1980 die Möglichkeit ergab, die Citroen-Vertretung mit der Montagehalle abzugeben, zögerte die Firma nicht – „eine turbulente Phase war zu Ende“, sagt Leben.
Platz in Schwabsoien wurde schnell zu eng - Firma musste anbauen
1980 suchte das Unternehmen schließlich ein neues Standbein, welches sich in der Dämpfungstechnik fand: Der Münchner Kaminhersteller Schiedel hatte ein Patent zur Herstellung eines pastenartigen Dämpfmediums gekauft und suchte Konstruktionsingenieure, die dazu passende Dämpfer entwickeln. Klaus Leben stieg ein und übernahm die Leitung. Anneliese Leben war derweil für die Geschäftsleitung der „Leben & Co.“ und den Vertrieb der Schiedel-Dämpfer für die Seilbahnindustrie zuständig.
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Die entwickelten Dämpfer, inzwischen unter dem Namen „Compenser“ bekannt, fertigte „Aros Hydraulik“ in Memmingen. 1985 übernahm diese den Geschäftsbereich der Dämpfungstechnik von Schiedel, wieder unter Leitung von Klaus Leben, um ihn zum Januar 1990 an die „Leben & Co.“ zu verkaufen.
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Zu dieser Zeit stieß man auf Schwabsoien. „Ein purer Zufall“, wie Klaus Leben heute sagt. Sein Betriebsleiter aus Memmingen kannte Michael Kögel. So ließ man die Teile, die damals bereits Zulieferer aus der Region fertigten, bei der Firma Kögel an der Raiffeisenstraße in Schwabsoien montieren. 1993 trat Richard Zepf als Vertriebsleiter in die Firma ein, 1997 folgte Bernhard Starker, der die Konstruktion übernahm.
Nachdem Kögel 1999 ein neues Betriebsgebäude bezogen hatte, übernahm „Leben & Co.“ deren Räume und die komplette Montageabteilung. Bald wurde es dort aber zu eng und man machte sich auf die Suche nach einem neuen Grundstück – das man an der Altenstadter Straße in Schwabsoien fand.
Familienunternehmen in dritter Generation
2003 war das neue Gebäude bezugsfertig. Die Mitarbeiterzahl ging derweil stetig nach oben, das auf Vorrat geplante Gebäude wurde schnell zu klein. Man musste anbauen. Auch die Ausweitung des Lagers von Roh-, Halb- und Fertigprodukten engte die Montageplätze immer weiter ein, sodass eine nochmalige Hallenerweiterung erforderlich wurde. „2019 – gerade rechtzeitig zum 25. Jahrestag der Übernahme der Dämpfungstechnik – konnten wir auf dem angrenzenden Grundstück eine zweite Halle errichten“, erinnert sich Klaus Leben. Dort wurden die wesentlich vergrößerte Montage und Verwaltung untergebracht. Im selben Jahr erfolgte die Änderung des Firmennamens in „Leben Dämpfungstechnik“.
Das Unternehmen ist nach wie vor fest in Familienhand. So erzählt Leben, dass eine seiner Töchter mit ihrem Mann sowie zwei Enkelkinder in der Firma arbeiten. „Bei der nächsten Generation schauen wir mal“, sagt der 91-Jährige schmunzelnd. Zwei Urenkelinnen gibt es ja schon.
Preis gewonnen
Für ihre Innovationsleistungen ist die Firma „Leben Dämpfungstechnik“ aus Schwabsoien vor kurzem mit dem „TOP 100“-Award ausgezeichnet worden. Diesen Preis verleiht das Medienunternehmen „compamedia“ seit 1993 regelmäßig an Betriebe aus dem Mittelstand, die mit „Innovationskraft und überdurchschnittlichen Innovationserfolgen“ auffallen. Wie es in der Mitteilung heißt, überzeugte die Firma in dem „wissenschaftlichen Auswahlverfahren in der Größenklasse A (bis 50 Mitarbeiter) besonders in der Kategorie ‚Außenorientierung/Open Innovation‘“.