Putin-Strategen schwadronieren über „unvorhergesehene Eskalation“ mit der Nato

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Während sich einige Nato-Länder klar gegen das Senden von Truppen in die Ukraine positionieren, fürchten Strategen von Putin wohl einen Überraschungsangriff. Russland sei darauf nicht vorbereitet.

München – Inwiefern die Nato-Staaten die Ukraine am besten gegen den Angriffskrieg von Russland unterstützen können, sorgt seit Beginn des Ukraine-Kriegs für Diskussionen. Doch während in der Nato keine Einigkeit über Waffenlieferungen oder der Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine herrscht, warnen russische Strategen: Ein Überraschungsangriff des atlantischen Bündnisses könnte Wladimir Putin unerwartet treffen.

Russland müsse sich auf Raketenangriffe der Nato vorbereiteten. Das argumentierten russische Strategen laut Business Insider in dem Militär-Magazin „Voyennaya Mysl“ (auf Deutsch: Militärischer Gedanke), das Generäle, Admirale und Offiziere der russischen Streitkräfte als Zielgruppe hat und mit dem russischen Verteidigungsministerium in Verbindung steht.

„Globaler Schlag“: Putins Strategen skizzieren Szenario von Nato-Überraschungsangriff auf Russland

In dem Artikel schreiben die russischen Strategen über ein Szenario, bei dem ein massiver Raketen-Beschuss die „administrativ-politische und militärisch-industrielle Infrastruktur“ Russlands angreifen könne. Beginnen soll der Angriff mit einem „schnellen, globalen Schlag“. Die Strategen empfehlen Putin deshalb wohl eine Ausweitung der Einsätze und Ausrüstung der russischen Luft- und Raumfahrtkräfte.

Ohne Aufrüstung sei Russland für einen derartigen Angriff nicht genügend vorbereitet. Auch könne das angebliche Manöver Russland dazu zwingen, Atomwaffen zur eigenen Verteidigung einzusetzen. Die Nato-Staaten würden durch das Überraschungsmanöver-Szenario Russland in allen Bereichen schwere Verluste zufügen, da der Angriff der Truppen sowohl am Boden, als auch auf der See, in der Luft, im Weltraum und im Cyberspace durchgeführt werde.

Vermeintliches Überraschungsmanöver der Nato: Russlands Strategen sprechen von Provokationen

Dem Angriff würden Provokationen und eine Stationierung von feindlichen Truppen in der Nähe Russlands vorausgehen, so die Strategen. Putin stuft Aussagen von Nato-Mitgliedern immer wieder als Provokation ein. So zuletzt die von Emmanuel Macron, er wolle eine Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht mehr ausschließen. Putin drohte der Nato daraufhin erneut mit dem Einsatz von Atomwaffen und tragischen Folgen für das Verteidigungsbündnis.

Gebirgsjäger der Bundeswehr nehmen an der Nato-Übung Nordic Response 2024 teil, daneben ein Foto von Wladimir Putin.
Putins Strategen warnen ihn, vor einem Überraschungsangriff der Nato aus Russland. Großübungen wie Nordic Response 2024 werden von den Strategen Provokation eingestuft. © Kay Nietfeld/dpa & Alexander Ryumin/dpa

Auslöser für den russischen Militär-Artikel dürfte die Großübung „Nordic Response 2024“ der Nato-Partner sein, die Anfang März 2024 im Norden Norwegens begann. Beteiligt an dem Manöver nahe der russischen Nordgrenze sind um die 20.000 Soldaten aus insgesamt 13 Ländern. Auch Schweden und Finnland sind bei der elftägigen Übung dabei. Die beiden neuen Mitglieder des Verteidigungsbündnisses bieten der Nato vor allem geografisch gesehen einen großen Vorteil – nun ist die gesamte Ostseeküste, mit Ausnahme der Küste Russlands und Kaliningrad, Nato-Gebiet. Putin kritisierte die Übung bereits stark und reagierte auch hier mit Drohungen.

„Wie die Nato uns attackieren und zerstören könnte“: Auch in Putins Staatsfernsehen wird Idee eines Nato-Angriffs verbreitet

Auch im russischen Fernsehen wurde der Artikel diskutiert. Dort äußerte auch Olga Skabejewa, Moderatorin des russischen Staatsfernsehens Rossija 1, eine ähnliche Theorie: Die Putin-Verbündete fürchte sich vor einer „unvorhergesehene Eskalation“ noch in diesem Jahr. Dies ist in einem Video zu sehen, das vom Russian Media Monitor veröffentlicht wurde. Das unabhängige Projekt von Investigativjournalistin Julia Davis beleuchtet immer wieder kritisch das russische Staatsfernsehen. Die Veröffentlichung des Artikels in „Voyennaya Mys“ habe seine Wirkung gezeigt, so Skabejewa: „Es hat uns heute alle krank gemacht, wie die Nato uns attackieren und möglicherweise zerstören könnte.“ Zuschauer sollten versuchen, „das zu begreifen“.

Laut der Media-Analytikerin sind die Aussagen von Putins Verbündeter Skabajewa als Propaganda einzustufen. Sie wolle so erreichen, dass die russische Bevölkerung einem Präventivschlag gegen die Nato unterstützend entgegensteht.

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