Nach Macrons Nato-Vorstoß droht Putin mit Eskalation – CDU-Mann warnt schon vor „schwerem Fehler“
In seiner Rede an die Nation drohte Putin auch dem Westen mit nuklearen Waffen. Unterschwellig geht die Warnung besonders an Frankreichs Präsident Macron.
Moskau – Mit Spannung war die Rede zur Lage der Nation von Wladimir Putin erwartet worden. Große Brisanz wurde ihr vorhergesagt. Nicht nur wegen des Todes von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny und der bald anstehenden Russland-Wahl, sondern auch wegen des neu schwelenden Konfliktes in Transnistrien. In der Rede kam es dann allerdings doch ein wenig anders.
Rede zur Lage der Nation: Nach Nato-Vorstoß wendet Putin sich indirekt, aber deutlich an Macron
Mehr und mehr verkam die über einstündige Ansprache des Kreml-Herrschers zu einer Art Wahlkampf-Werbespot. Investitionen versprach Putin – und davon nicht zu wenige. Milliarden sollten ins eigene Land fließen, in verschiedenste Bereiche wie Bildung, Fischerei, Landwirtschaft, Familien und auch das Militär. Die großen, drängenden weltpolitischen Themen fanden kaum oder gar keine Beachtung.
Dass die selbsterklärt autonome Region Transnistrien, gelegen zwischen Moldau und der Ukraine, um den Schutz Russlands gebeten hatte, brachte Putin entgegen der Einschätzungen von Experten nicht einmal zur Sprache. Ebenso wenig erwähnte er den Tod seines ärgsten Gegenspielers Nawalny – was allerdings weniger verwunderlich scheint. Auch um den Ukraine-Krieg ging es nur kurz. Zu Beginn bedankte Putin sich bei den dienenden Soldaten und bei der für die Rüstung produzierende Industrie. Dann folgte eine Ansage an den Westen – und recht deutlich an Emmanuel Macron.

Nukleare Gefahr? Nach Macron-Satz erinnert Putin an Zweiten Weltkrieg
Der französische Präsident hatte kürzlich für Aufsehen gesorgt, als er sagte, die Entsendung von Nato-Truppen in die Ukraine sei nicht mehr ausgeschlossen. Putin erwähnte Macron zwar nicht explizit, seine Warnung davor, eine solche Entsendung könnte „tragisch“ enden, zielte aber in eine klare Richtung.
„Alles, was sie sich derzeit einfallen lassen, womit sie die Welt erschrecken, schafft die reale Gefahr eines Konflikts mit dem Einsatz von Atomwaffen, was die Zerstörung der Zivilisation bedeutet“, sagte Putin. Gleichzeitig griff er auch zu einer Anspielung, die vermutlich auf den Zweiten Weltkrieg abzielt: „Ich möchte an das Schicksal derjenigen erinnern, die schonmal Truppen in unser Land gesendet haben“.
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Putins Nuklear-Drohung in neuer Rede: CDU-Mann Röttgen warnt bereits vor „schwerem Fehler“
Wie real eine Gefahr eines nuklearen Angriffs Russlands wirklich ist, weiß vermutlich nur Wladimir Putin selbst. CDU-Außenpolitik-Experte Norbert Röttgen warnt allerdings bereits davor, die erneute Drohung des russischen Herrschers für bare Münze zu nehmen. „Es ist ein schwerer Fehler, die Drohungen Putins zum Maßstab unseres Handelns zu machen“, sagte Röttgen am Donnerstag der Funke Mediengruppe. „Das nimmt Putin zu Recht als Schwäche wahr, und unsere Schwäche ermuntert Putin zur nächsten Drohung oder Gewaltanwendung.“
Putin habe bereits „voll eskaliert“, sagte Röttgen. „Atomwaffen sind für ihn keine Option, weil er damit China als wichtigsten Verbündeten verlieren würde und die amerikanische Abschreckung funktioniert.“ (han/mit Material der dpa)