Herber Verlust für Putin? Ukraine zerstört womöglich millionenschweren Spionage-Flieger

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Im Gefecht der Drohnen ist der Ukraine-Krieg wohl ein Schlag gelungen. Bei einer Attacke auf russischem Territorium könnte eine Berijew A-50 zerstört worden sein.

Taganrog - Der Ukraine-Krieg ist besonders ein Kampf der Drohnen. Das ukrainische Militär greift immer wieder auf die ferngesteuerten Flugwaffen zurück, um Ziele auch tief im russischen Territorium anzugreifen. Am Wochenende ist Kiew offenbar wieder einmal einen solchen Angriff geflogen. Und hat dabei womöglich ein bedeutendes russisches Radarflugzeug zerstört.

Ukraine fliegt Drohnen-Angriff auf russischem Boden – A-50 könnte getroffen sein

Ziel der Attacke war eine Fabrik in der Stadt Taganrog im Oblast Rostow an der Küste des Asowschen Meeres, in der unter anderem ein russisches A-50 Flugzeug repariert werden sollte. Der Gouverneur von Rostow, Wassili Golubew, schrieb auf seinem Telegram-Channel, es habe einen „massiven UAV-Angriff“ auf die Stadt Taganrog gegeben. Das Akronym UAV steht für „unmanned aerial vehicle“, „unbemanntes Luftfahrzeug“. Verletzt wurde nach dessen Angaben niemand. Das russische Verteidigungsministerium sprach von 41 ukrainischen Drohnen, die in die Region Rostow gesteuert wurden.

Die Berijew A-50 ist ein wichtiges Aufklärungsflugzeug für die russische Armee im Krieg gegen die Ukraine. Ein Exemplar könnte in einer Fabrik in Russland zerstört worden sein.
Die Berijew A-50 ist ein wichtiges Aufklärungsflugzeug für die russische Armee im Krieg gegen die Ukraine. Ein Exemplar könnte in einer Fabrik in Russland zerstört worden sein. © dpa

Auf russischer Seite ist von einem „erfolgreich abgewehrten Angriff“ die Rede. Ukrainische Offizielle und Analysten vermuten indes, dass das A-50 Flugzeug, das zur Reparatur in dem angegriffenen Werk untergebracht war, beschädigt und vielleicht sogar zerstört wurde.

Der Sprecher der ukrainischen Freiwilligenarmee im Süden der Ukraine, Serhij Bratschuk, postete auf Telegram eine Satellitenaufnahme des angegriffenen Flugzeugwerks, das deutliche Schäden am Dach des Hangars zeigt, in dem die A-50 stehen soll. Dasselbe Bild verwenden auch die Analysten von Frontelligence Insight, um damit auf die mögliche Zerstörung an der A-50 hinzuweisen. Sollten die Drohnen das Dach durchbrochen haben, seien deren Sprengladungen ausreichend, um schweren Schaden an den Flugzeugen im Hangar anzurichten.

A-50 wichtiges Spionage-Flugzeug für Russland im Ukraine-Krieg

Die Berijew A-50 Schmel ist das wichtigste fliegende Radarsystem zur Luftraumaufklärung und -überwachung der russischen Armee. Laut der Fachzeitschrift Flugrevue kann das charakteristische Radar auf dem Rücken des Flugzeugs bis zu 50 Ziele in maximal 230 Kilometern Entfernung erkennen. Größere Ziele, wie etwa Schiffe, lassen sich demnach sogar auf 400 Kilometer Entfernung identifizieren.

Diese Aufklärungsstärke macht die A-50 nicht nur sehr wichtig für die russische Luftaufklärung. Das Flugzeug ist zudem enorm teuer: Es kostet je nach Ausstattung zwischen 300 und 500 Millionen Dollar. Umso unangenehmer ist es für Russland, dass bereits mindestens zwei der Flugzeuge abgeschossen wurden. Bei nach Expertenangaben nicht mehr als zehn Flugzeugen ein herber Verlust.

Für Russland könnte das Aufklärungs- und Frühwarnsystem der A-50 vor allem mit Blick auf Lieferungen von Langstreckenraketen an die Ukraine, wie etwa die Taurus-Marschflugkörper, noch weiter an Bedeutung gewinnen. Der Verlust der Überwachungsflugzeuge ließe sich mit Drohnen nur schwerlich kompensieren, sagte Samuel Bendett von der US-Denkfabrik Center for Naval Analyses dem US-Portal Newsweek. (pkb)

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